LVR-Institut für Landeskunde
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Quarantäne– Isolierung auf Zeit

Auch in Zeiten von Corona ist Sprache allgegenwärtig und begleitet unseren Alltag. Dabei fällt ein Begriff, der schon fast ausgestorben zu sein schien, wieder häufiger: Quarantäne. Was aber hat es mit diesem Wort auf sich, wo liegt sein Ursprung? Und wie wird das Wort ausgesprochen?

einzelnen Personen oder Kleingruppen in Häusern, Zeichnung Quarantäne, wie wir sie derzeit erleben, Fotograf: congerdesign

Quarantäne meint die räumliche Isolierung einzelner Personen zum Schutz der Gesellschaft oder auch den Zeitraum der Isolierung selbst. Leider betrifft dieser Zustand momentan Tausende von Menschen in Deutschland – entweder, weil sie nur leichte Symptome aufweisen, Kontakt zu Infizierten hatten oder weil sie vor kurzem aus einem Risikogebiet zurückgekehrt sind. All diese Menschen befinden sich nun meist in häuslicher Quarantäne, abgeschirmt von der Außenwelt in den eigenen vier Wänden. Heutzutage sind es dabei meist 14 Tage der Isolierung, vor mehreren Jahrhunderten waren es dagegen noch 40. In dieser Zahl liegt auch der Ursprung des Wortes Quarantäne: Im 14. Jahrhundert wurden an den Mittelmeerhäfen Schiffe, die aus verseuchten Gebieten zurückkehrten, zunächst einige Zeit an speziell dafür vorgesehene Liegeplätze gebracht, um die Einschleppung und Verbreitung einer Infektion zu vermeiden. Die Isolierungszeit für diese Schiffe betrug dabei 40 Tage, wohl in Anlehnung an den 40tägigen Aufenthalt von Moses und Christus in aller Zurückgezogenheit. Bereits im 17. Jahrhundert nutzte man für diese Isolierung das italienische Wort quarantena, quarantina, das auf das Zahlwort quaranta 'vierzig' zurückgeht. Im 18. Jahrhundert setzte sich dann aber die Entlehnung quarantaine aus dem Französischen durch und ist seitdem üblich.

In dieser Entstehungsgeschichte liegt auch die Erklärung der Aussprache: In Wörtern, die wir aus anderen Sprachen übernommen haben, wird meist auch die Aussprache der Herkunftssprache übernommen. Da quarantaine im Französischen den Anlaut k aufweist, übernehmen wir im Deutschen auch k (ähnlich auch Queue 'Billardstock' oder Quiche 'typischer Kuchen der französischen Küche'). Stammen Wörter hingegen aus dem Lateinischen (etwa Quelle, Qual, Querulant), sprechen wir im Anlaut von kv (denn hier gilt dieselbe Zuordnung wie im Deutschen, der Buchstabe qu entspricht dem Laut kv).

Auch die Entstehung des Buchstaben qu hat eine lange Geschichte. Der ursprünglich bei den Phöniziern (Volk, das im 1. Jahrtausend vor Christus in den Ländern am östlichen Mittelmeer östlich von Italien siedelte) entstandene Buchstabe Qoph, der wie ein im Rachen ausgesprochenes k klang, wurde im 8. Jahrhundert vor Christus von den Griechen übernommen und dort als Qoppa bzw. Koppa als k-Laut vor o und u verwendet. Parallel dazu existierte ein Kappa – der k-Laut vor a, e und i. Die Etrusker übernahmen dieses Alphabet, da sie aber den Vokal o nicht besaßen, griffen sie auf das u zurück. So entstand der Buchstabe qu, der noch immer dem Laut k entsprach und gelangte dann schließlich ebenfalls in das lateinische Alphabet. Aber auch hier gab es Probleme mit diesem Buchstaben, denn im Lateinischen entsprach bereits der Buchstabe c dem Laut k. Kurzerhand beschloss man daher die Buchstabenkombination qu bzw. qv (im lateinischen Alphabet war u erst ab dem Mittelalter gebräuchlich und wurde davor durch v wiedergegeben) mit dem Lautwert kv zu verknüpfen. So entspricht auch heute noch qu in lateinischen Lehnwörtern dem Lautwert kv: Quelle, Qual, Querulant, bei anderen Lehnwörtern, wie etwa den französischen, entspricht dagegen der Buchstabe qu dem Laut k: Quiche, Queue oder eben Quarantäne.

Sarah Puckert

Literatur: