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Die Maske fällt ...

Anlässlich des Weltumwelttages: Ein Blick auf den alltäglichen Maskenmüll

Achtlos weggeworfen – versehentlich verloren

Die Corona-Pandemie hat unseren Alltag gehörig durcheinandergebracht. Alte Routinen wie zum Beispiel das Händeschütteln waren plötzlich out, neue haben sich etabliert. Manches wurde je nach Pandemieverlauf und Infektionszahlen wieder verworfen. Geblieben ist der Einsatz einer „Maske“ als wirksamer Schutz vor Ansteckung über Aerosole. Viele Regelungen und Tipps zum richtigen Tragen und Aufbewahren des Mund-Nasen-Schutzes kamen mit der Pandemie auf. Auch wenn die offiziellen Verordnungen inzwischen gelockert wurden und die Maskenpflicht nicht mehr so umfassend gilt wie zuvor, ist sie in manchen Bereichen immer noch obligatorisch, beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Mit dem Wissen, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist, halten viele Menschen an der Schutzmaßnahme fest. Inzwischen ist das „Nasenlätzchen“ in vielfältiger Weise in die Alltagspraxis eingebaut und zur Gewohnheit geworden: Manch einer stimmt sie farblich auf das Outfit ab, einige haben ihre Maske(nsammlung) beim Verlassen der Wohnung stets griffbereit am Garderobenhaken. Und übers Jahr hinweg verschafft sich eine gewisse Pandemiemüdigkeit auf kreativ-humorvolle Weise Luft: Halloweenkürbis, Weihnachtswichtel, Osterdeko oder die Statue im Vorgarten bekommen dann eine Maske verpasst.

Der Weltumwelttag

Die umfassende Präsenz des Mundschutzes führt auch zu problematischen Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen: Maskenmüll. Das "Nasenlätzchen" landet eben nicht immer dort, wo es hingehört – auf dem Zinken oder umweltgerecht entsorgt im Restmüll. Stattdessen begegnet einem die Maske oft genug als Abfall im öffentlichen Raum. Gedankenlos verloren oder achtlos weggeworfen liegt sie auf Gehweg oder Waldpfad, am Bahndamm oder im Bachbett, in der Unterführung oder vor der Haltestelle. Kaum eine Runde durch die Innenstadt, ein Spaziergang am Rhein, eine Laufstrecke oder ein Arbeitsweg, bei dem nicht früher oder später der Blick an diesem Maskenmüll hängen bleibt.

Anlässlich des Weltumwelttages am 5. Juni möchten wir die Aufmerksamkeit auf dieses Phänomen richten. Der Weltumwelttag ist ein globaler Aktionstag, der jedes Jahr am 5. Juni stattfindet. Die Vereinten Nationen haben ihn ins Leben gerufen, um das weltweite Bewusstsein und das Handeln zum Schutz der Umwelt zu fördern. Er geht auf die Eröffnung der ersten Weltumweltkonferenz am 5. Juni 1972 in Stockholm zurück. In Deutschland gibt es seit 1976 jährlich Aktionen an dem Termin, z.B. zum Thema Recycling, Klimawandel oder zur Stärkung des Umweltbewusstseins.

Die Pandemie setzte neue Prioritäten

Derzeit erleben wir, wie schnell sich unser Umgang mit dem Thema Müllvermeidung wandelt, wenn sich unerwartet die Rahmenbedingungen ändern – zum Beispiel durch eine Pandemie. Charakteristisch für Krisen ist, dass gesellschaftliche Werte neu ausgehandelt und Prioritäten anders gesetz werden. Vor der Corona-Krise verstetigte sich in der Breite der Gesellschaft das Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Umwelt- und Klimaschutz und Plastikvermeidung. Politik, Einzelhandel, Industrie und Privathaushalte unternahmen Anstrengungen, Verpackungsmüll zu reduzieren. Imbissbetriebe oder Cafés suchten Alternativen zum Einweggeschirr, etwa den Pfandbecher für den Coffe to go. Mit der Pandemie kam es zu einem regelrechten Backlash: Corona-Tests, Masken, Einweghandschuhe und vor allem auch das Material, in dem sie verpackt sind, füllen die Mülltonnen oder landen leider oft genung auf der Straße. To go-Geschirr boomte während der Lockdowns, als die Gastronomie – verständlicherweise – versuchte, auf Mitnahme-Angebote umzusatteln, um wirtschaftlich zu überleben. Entsprechend viele Kunststoff- oder Alubehältnisse kamen zum Einsatz. Wobei anzumerken ist, dass einige Anbieter auch gerne die von Gästen mitgebrachten Teller oder Tupperdosen befüllten.

Mund-Nasen-Schutz in einer Pfütze Die Corona-Pandemie veränderte unseren Alltag - und auch unseren Abfall.

Corona-Tests, Einweghandschuhe und Masken sind nötig, um den Infektionsschutz zu sichern und Hygienestandards einzuhalten. Das Erreichen dieser Ziele war gerade bei hohen Hospitalisierungszahlen akut wichtiger, die Müllvermeidung hatte gesellschaftliche weniger Priorität. Ein nachvollziehbarer Wertewandel. Weniger nachvollziebar ist es, wenn dieser Pandemiemüll einfach achtlos in der Umwelt landet. Möglicherweise verleitet das dünne, leichte Material der Masken zu dem Trugschluss, sie können ähnlich schnell verrotten wie ein Stück Papier. Doch das ist nicht so!

Nach Angaben von Greenpeace dauert es 450 Jahre bis eine Maske sich aufgelöst hat. Das Material enthält erdölbasierte Polymere. Im Wasser setzen die Masken Mikropartikel frei, die eine enorme Bealstung für Flora und Fauna darstellen, so dass Bundesministerium für Umwelt .

Die richtige Entsorgung des Pandemiemülls ist für den Umweltschutz entscheidend. Also: Die Maske nicht auf den Bürgersteig, in den Wald oder den Rhein schmeißen. Sondern ab in den Restmüll und dann zur Müllverbrennungsanlage!

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Text: Garbriele Dafft

Foto: Gabriele Dafft/Archiv des Alltags im Rheinland