LVR-Institut für Landeskunde
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„Ostern“ und „Poschen“ - Zwei Wörter im Rheinland

blaues Osterei Eier werden sowohl von Christen an Ostern als auch von Juden an Pessach verzehrt. Foto: Dagmar Hänel

Die christlichen Festtage, die die Fastenzeit nach Karneval beschließen, hießen im Rheinland bis vor gar nicht so langer Zeit Posche. Oder Poschen oder auch Posse. Posche gehört in den Dialekt und geht letztlich auf das aramäische Wort pasha zurück, das verwandt ist mit hebräisch Pessach. Bindeglieder zwischen dem Aramäischen und dem Rheinländischen waren das Griechische und das Lateinische. Die an lateinisch pascha (und sprechsprachliches pascua) angelehnte Bezeichnung breitete sich im Mittelalter von der Metropole Köln aus weit nach Nordwesten und Nordosten aus. So erklärt sich auch das niederländische Wort für das Osterfest: pasen. Der Wandel von a > o ist für die Dialekte des Rheinlands typisch, zu vergleichen ist etwa (via) strata > Stroot / Stroß ‚Straße‘.

Pasen oder Poschen heißen im Deutschen Ostern, althochdeutsch ostra. Die Herkunft dieses Wortes ist nicht gesichert; verwandt mit Ostern ist englisch Easter.

Am Beispiel von Posche/Posse/Poschen lässt sich eine Dynamik beobachten, die für die Sprachlandschaft des Rheinlands kennzeichnend ist: Der Ersatz regional verankerter Dialektwörter durch „deutsche“ oder „hochdeutsche“ Äquivalente aus dem Süden. Noch heute ist im Raum Kleve, also ganz im Norden des Rheinlands, im Dialekt Posse hören. Der größte Teil des Rheinlands aber hat längst Ostern übernommen, nicht ohne dieses Wort lautlich anzupassen: Ustere, Ostere, Uëstere Uastern…

Literatur