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Eastereggs in Videospielen

Nicht nur an Ostern werden drinnen und draußen Ostereier gesucht. Auch in digitalen Medien haben sich Ostereier – im Englischen Eastereggs – einen Namen gemacht. Allerdings handelt es sich dabei weder um Eier, noch um Dinge, die man nur an Ostern suchen und finden kann. Vielmehr bezeichnen Eastereggs unterschiedlichste versteckte Inhalte, kleine Scherze und weiteres. Heutzutage werden mit Eastereggs meist solche Inhalte in Videospielen genannt. Diese sind meist gut versteckt, manchmal aber auch ganz offen in den Spielwelten platziert, wobei die Spielenden über bestimmtes Vorwissen verfügen müssen, um diese als solche zu erkennen.

Eines der ersten bekannten Eastereggs befand sich in dem Spiel „Adventure“ von 1979. Dort konnten die Spieler:innen einen geheimen Bereich des Spiels freischalten, in dem der Name des Programmiers zu sehen war: Warren Robinett. Der Weg dorthin war alles andere als offensichtlich, sondern konnte nur durch langwieriges Ausprobieren erreicht werden. Weiter gab es auch keinen Hinweis, dass es einen solchen Raum überhaupt gibt. Dieser Bereich war eine geheime Verewigung des Programmierers, welche ohne Wissen des Publishers geschah - und das mit gutem Grund. Zu Anfang der Entwicklung der Videospiele war es den Programmierer:innen häufig verboten, dass diese mit Namen in den Spielen auftauchen, da die Produktionsfirmen vermeiden wollten, dass sich diese einen Namen machen und so mehr Geld einfordern konnten.

Screenshot: Der geheime Raum aus dem Spiel Adventure. Mittig ist der Name des Entwicklers Warren Robinett zu lesen. Der geheime Raum aus dem Spiel Adventure. Mittig ist der Name des Entwicklers Warren Robinett zu lesen. Foto: Reddit

I had to keep it secret. But if it was too hard, nobody would ever find it. I had a backup plan if it was so hard that none of those 100,000 kids found the secret room. My backup plan was that I could start the rumor. I could show one kid and then he'd show another kid and so on. (Warren Robinett)

Aus dieser kleinen subversiven Aktion mit durchaus politischem Charakter, hat sich eine weitverbreitete Praxis entwickelt. Heutzutage werden Easter Eggs geplant eingesetzt, da das ausgiebige Erkunden der Spielwelten sowie das Suchen und Finden als positiv bewertet wird – ganz ähnlich zum Ritual des Eiersuchens an Ostern. Spieler:innen freuen sich, wenn sie ein kleines Geheimnis finden, welches eventuell noch nicht viele andere Menschen gefunden haben – obgleich mit der Logik des Spiels häufig gebrochen wird, wenn beispielsweise in der mittelalterlichen Fantasy-Welt des Spiels Skyrim Andeutungen zu Pacman zu finden sind oder in einer Sumpflandschaft von Sacred 2 ein grüner Kobold herumläuft, der mit dem gleichen Satzbau spricht, wie Yoda aus Star Wars.

Screenshot: Spielszene aus dem Spiel Skyrim. Ein Käse und weitere Utensilien sollen aussehen wie Pacman. Ein Käse und weitere Utensilien im Videospiel Skyrim verweisen auf das weltberühmte Videospiel Pacman. Foto: Firedragon7000

Wer als erste Person ein solches Easteregg findet, teilt dies seinen Freund:innen mit oder teilt es im Internet, woraufhin andere Spieler:innen auch auf die Suche gehen. Entwickler:innen geben sich teilweise sehr viel Mühe, legen in den Spielwelten kleine Hinweise aus und freuen sich darüber, wenn die Spieler:innen zusammenarbeiten, um die Rätsel und Fährten gemeinsam zu lösen. Wie häufig bei Videospielen, entsteht so zeitweise ein kleines soziales Netzwerk, welches gemeinsam an einer Aufgabe arbeitet, sich gegenseitig Tipps gibt, Videos produziert und die Spielinhalte kommentiert und sich darüber austauscht.

Solch ein Vergnügen, bei denen viel Zeit investiert werden muss, wird engagiertes Vergnügen genannt. Die mit hohem Aufwand verbundenen Tätigkeiten, die mit Kreativität, Planung, wie auch repetitiven Aufgaben verbunden sind, erzeugen letztlich ein besonderes Vergnügen - der Aufwand wird positiv erinnert.

Was außer dem Entdecken noch bei Videospielen eine Rolle spielt, können Sie demnächst im Rahmen einer digitalen Ausstellung zum Thema Videospiele im Alltag erfahren.

Quellen und Literatur

  • Seth Porges: The True Story Behind The Original Video Game 'Easter Egg' That Inspired 'Ready Player One. Online unter https://www.forbes.com/sites/sethporges/2017/12/20/the-true-story-behind-the-original-video-game-easter-egg-that-inspired-ready-player-one/?sh=4784d7e32976
  • Nast, Mirjam: 'Leichte' Lektüre? Zum Umgang mit Heftromanen zwischen Anstrengung und Vergnügen. In: Christoph Bareither, Kaspar Maase, Mirjam Nast (Hg.): Unterhaltung und Vergnügung. Beiträge der Europäischen Ethnologie zur Populärkulturforschung. Würzburg 2013, S. 167-182, hier S. 180.