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Kinokultur im Rheinland begann am 20. April 1896

Der Startschuss für Filmvorführungen im Kino in Deutschland erfolgte heute vor 127 Jahren in Köln!

: Ansicht des Berli-Kinos in Hürth-Berrenrath bei Nacht. Fassade des Berli in Hürth-Berrenrath / © Birgit Ströter/LVR

Am 20. April 1896 wurde in Köln zum ersten Mal in Deutschland öffentlich und für ein zahlendes Publikum ein Programm mit Filmen vorgeführt. Die Filmvorführung fand in einem Haus am Augustiner Platz 12, heute Hohe Straße, Ecke Pilgrimstraße, statt. Für einen Eintrittspreis von 50 Pfennig bzw. eine Mark für reservierte Plätze konnten die Kölner*innen erstmals die neue Erfindung der „lebenden Bilder“ bestaunen.

Historische Ansicht des Hauses am Augustiner Platz 12 in Köln, heute Hohe Straße, Ecke Pilgrimstraße. Augustinerplatz 12 in Köln, heute Hohe Straße, Ecke Pilgrimstraße / © Rheinisches Bildarchiv rba_194959

Die Filmvorführung hatte der Kölner Schokoladenunternehmer Stollwerck organisiert, der die Verwertungsrechte des technischen Vorführgerätes, des sogenannte Kinematographen der Brüder Auguste und Louis Lumière aus Lyon, aufgekauft hatte. Mit Hilfe des Kinematographen wurden nun die „laufenden Bilder“ auf eine Leinwand projiziert.

Die bewegten Bilder entwickelten sich zur Erfolgsgeschichte, der Film wurde zu dem prägenden visuellen Medium des 20. Jahrhunderts. In der Folge entstand ein neuer Ort: das Kino. Waren es zunächst angemietete Varietésäle und Wanderkinos, gab es bald repräsentative Lichtspieltheater und Filmpaläste.

Von der Großstadt Köln aus schwappte die Begeisterung für den Kinobesuch auch in den ländlichen Raum über. Die Filmvorführungen fanden dort zunächst über Wanderkinos statt. Mit der Zeit wurden die Besitzer der Kinematographen sesshaft. In den Orten entstanden Kinos, die zu wichtigen Anlaufstellen für die Freizeit wurden. Denn der Kinobesuch wurde spätestens in den 1920er Jahren zum festen Bestandteil der Freizeitkultur.

Wie sich das Kino weiterentwickelte und welche Bedeutung es noch heute für die Menschen im ländlich-kleinstädtischen Raum des Rheinlands hat, ist Thema eines Filmprojekts des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn. In einem gemeinsamen Projekt mit den Filmemachern von Benda Film aus Köln, die zuvor mit ihrer Reihe Heimatkino besonders die Lichtspielhäuser in den Großstädten des Ruhrgebiets in den Fokus genommen hatten, interessierten sich die Alltagskulturforscher*innen des LVR-ILR im Projekt "Kinokultur im Rheinland" für die Frage, welche Bedeutung Kinos im ländlichen Raum des Rheinlandes haben. Zwischen 2019 und 2021 entstanden fünf Kurzfilme über das Kino, in denen das Corso Film Casino in Kaldenkirchen, das Kur-Theater in Hennef, das Berli-Theater in Hürth, das Weltspiegel Theater in Mettmann und das Kommunale Kino der VHS in Erftstadt porträtiert werden. Die dabei entdeckten Kinogeschichten sind ebenso bunt und vielfältig wie die Bilder auf der Leinwand.

Detailansicht von der Fassade des Kur-Theaters in Hennef. Fassade des Hennefer Kur-Theaters / © Robin Stecken Die Mitglieder des Filmteams vor dem Heimatkino in Hennef. Das Filmteam vor dem Heimatkino / © Robin Stecken

Um die Kinoporträts anzusehen, besuchen Sie unseren YouTube-Kanal Alltagskulturen im Rheinland. Hier finden Sie auch alle weiteren Filmdokumentationen, die das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte bereits seit 1962 produziert.

Die porträtierten Kinos haben für die Betreiber- und Besucher*innen vielfältige Bedeutung. Sie sind zuvorderst Begegnungsräume für unterschiedliche Altersgruppen vom Schulkind bis zur Senior*in. Im ländlich-kleinstädtischen Raum werden die Räumlichkeiten des Kinos für andere Zwecke wie Kulturveranstaltungen genutzt und haben damit eine zentrale Funktion für den Ort. Die Bevölkerung fühlt sich ihrem Kino und den Kinoschaffenden verbunden, denn durch die eigene Filmsozialisation ist das Kino mit biographischen Erinnerungen behaftet. Kinos werden oft als Familienbetrieb oder über einen Verein geführt, sodass das persönliche Engagement der Betreiber*innen für den Erhalt des Kinos groß ist und eine enge Bindung zum Publikum besteht.

Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Während sich das Projekt mit dem ländlich-kleinstädtischen Raum beschäftigt, ist die Film- und Kinogeschichte der Metropole Köln Thema des Internetportals „Köln im Film“. Der Verein „Köln im Film“ recherchiert seit über 20 Jahren zur Kölner Filmgeschichte und seit über 10 Jahren zur Kinogeschichte der Stadt. Einen weiteren Akzent in der Vermittlung filmhistorischer und filmkultureller Inhalte setzen seit kurzem zehn online verfügbare Interviews mit Zeitzeug*innen der Kölner Film- und Kinogeschichte. Die Interviews konnten zwischen 2021 und 2022 aus Mitteln der regionalen Kulturförderung des LVR realisiert werden.

Screenshot von der Website mit Abbildung der interviewten Zeitzeug*innen. Screenshot von der Website mit Abbildung der interviewten Zeitzeug*innen/ © Köln im Film e.V.

Die Interviews bilden einen wichtigen Baustein oraler Geschichtsvermittlung. Denn spannend, subjektiv und mit vielen Details erzählen Kinomacher*innen, Regisseur*innen, Produzent*innen und Verleiher von ihrem Weg zum Film, vom Arbeitsalltag hinter den Kulissen, von akustischen Feinheiten in der Vorführkabine und von vielem mehr ...

Heute üben Kinos immer noch einen gewissen Reiz aus, sind jedoch auch ins heimische Wohnzimmer gezogen. Jederzeit abrufbare Filme lassen sich über Streamingdienste oder über Onlineportale finden. Auch das LVR-ILR bietet Filmgenuss für Zuhause. Auf unserem YouTube-Kanal können Sie Filme zur Lebenswelt im Rheinland aus mehr als 60 Jahren jederzeit abrufen.

Literatur:

Andrea Graf: Kinokultur im ländlichen Raum – das Berli-Theater in Hürth. In: Alltag im Rheinland. Mitteilungen der Abteilung Alltagskultur und Sprache des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte 2021, S. 52-61.

Andrea Graf: Publikum, Popcorn und Programm in der Provinz. Wie Kinokultur im ländlichen Raum funktioniert – Ein Filmprojekt. In: Wolfgang Flügel, Merve Lühr, Winfried Müller (Hg.): Urbane Kinokultur. Das Lichtspieltheater in der Großstadt 1895–1949, Dresden 2020, S. 273-291.

Bruno Fischli (Hg.): Vom Sehen im Dunkeln. Kinogeschichten einer Stadt. Köln: Prometh-Verlag, 1990.

Portal Rheinische Geschichte: Ludwig Stollwerck

https://www.koeln-im-film.de/aktivitaeten/publikationen („Kino in Köln – Von Wanderkinos, Lichtspieltheatern und Filmpalästen“)

https://www.kinofenster.de/themen-dossiers/aktuelles-dossier/dossier-125-jahre-kino-einleitung/

https://www.wikiwand.com/de/Geschichte_des_Kinos

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