LVR-Institut für Landeskunde
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Kinokultur im Rheinland

Welche Bedeutung haben Lichtspielhäuser abseits der Großstädte?

Eine Frau mit Kind steht an einer Kasse in einem Kino. Innenansicht des Weltspiegel Kinos in Mettmann Foto: Ein Kamerateam filmt einen Mitarbeiter eines Kinos, welcher Buchstaben vor einem Kino aufhängt. Dreharbeiten vor dem Kur Theater in Hennef Blick in den Saal des Corso Film Casinos in Kaldenkirchen

Der Beantwortung dieser Frage widmen wir uns in einer Kurzfilmreihe. Gedreht wurde von 2019 bis 2021 in fünf rheinischen Kinos: dem Corso Film Casino in Kaldenkirchen, dem Kur-Theater in Hennef, dem Weltspiegel Kino Mettmann, dem Berli Theater Hürth sowie beim VHS Kino in Erftstadt. Im Mittelpunkt der entstandenen Portraits steht die Bedeutung des Kinos für die Betreiber*innen sowie die Besucher*innen, denen das Kino als Erlebnisraum eine außeralltägliche Erfahrung verspricht. Durch die besondere Atmosphäre des dunklen Saals, die Anwesenheit der weiteren Zuschauenden und den laufenden Film, wird „beim Zuschauer ein Prozeß der ,Partizipation‘ ausgelöst, der in gleicher Weise die Wahrnehmung und die Gefühle betrifft“ – so charakterisiert der Filmtheoretiker Christian Metz das Kinoerlebnis allgemein.

Seit 2019 fördert die Bundesregierung Modernisierungsmaßnahmen in Kinos in Gemeinden mit bis zu 25.000 Einwohner*innen, um die angespannte wirtschaftliche Situation für die Betreiber*innen zu verbessern. Dies lässt das Kino im ländlichen Raum als einen bedrohten Kulturort erscheinen. Diesen Umstand nehmen wir zum Anlass, den Blick auf die Kinokultur abseits der rheinischen Großstädte zu lenken und die Bedeutung der Kinos als Kulturorte mit ihren ganz individuellen Geschichten zu erzählen.

Das Filmprojekt konnte dank der Unterstützung durch die Regionale Kulturförderung des LVR umgesetzt werden und führt die Reihe HeimatKino der Filmemacher von Benda Film fort. In dieser entstanden bereits Kurzfilme, die die Kinoszene in den Metropolen des Ruhrgebiets zum Thema haben. Erweitert wird diese Darstellung nun durch fünf Episoden über die rheinische Kinolandschaft. Inzwischen werden in Thüringen ebenfalls Kinoportraits gedreht.

Die folgenden Teaser geben einen Vorgeschmack auf die Folgen aus dem Rheinland, die vollständigen Filme können Sie auf unserem Youtube-Kanal Alltagskulturen im Rheinland abrufen.

Corso Film Casino Kaldenkirchen

Als Servicekino und im Familienbetrieb wird das Corso Film Casino geführt. Zum Konzept dieses Filmtheaters gehört unter anderem die Vermittlung des Kinogefühls an die Jugend: „… denn wer das Kino nicht kennt, der kann auch nicht hingehen“ sagt der Theaterleiter und richtet seinen Blick damit auf die Zukunft des Kinos auf dem Land.

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Kur-Theater Hennef

Das zweite Portrait widmet sich dem vereinsgeführten Kur-Theater. Kinobegeisterte Bürger*innen retteten das Kino 2003 vor der Schließung. Neben Kinovorführungen finden dort auch Kulturveranstaltungen statt. „Man muss Kino schon lieben“ begründet ein Vereinsmitglied, das sich für die Programmgestaltung verantwortlich zeichnet ihr Engagement.

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Weltspiegel Kino Mettmann

Kinogeschichte und Modernisierung vereint das seit 1907 durchgängig betriebene Weltspiegel Kino miteinander: „Alles, was das technische Herz höherschlagen lässt, ist hier, in einem der ältesten Kinos Deutschlands, verbaut worden“, so der Betreiber. Der Kurzfilm begleitet sein Team bei der Wiedereröffnung nach der coronabedingten Schließung 2020.

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Berli Theater Hürth

Das vierte Kino-Portrait beleuchtet die ebenfalls langjährige Geschichte des Berli Theaters. Nach dem Krieg im Mai 1945 hat die Familie Jansen ihre Gastwirtschaft mit großen Tanzsaal in ein Kino umgewandelt und trotz Umsiedlung erfolgreich durch die Jahrzehnte geführt. Wer früher schon im Berli Theater war, wird sich auch heute noch wohlfühlen - im Kinosaal finden sich viele Elemente, die noch aus den 1960er Jahren stammen.

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VHS Kino Erftstadt

Das letzte Kino in Erftstadt hat bereits 1971 geschlossen. Doch die Kinokultur in der Stadt hat überlebt – dank der Initiative der Volkshochschule und der Expertise einer Mitarbeiterin, die seit über 30 Jahren Montagskino in Erftstadt macht. Jede Woche wird die Leinwand im Konzertsaal im Anneliese Geske Kulturhaus ausgefahren und der große Projektor hochgefahren.

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Zum Thema kürzlich erschienen:

Andrea Graf: Publikum, Popcorn und Programm in der Provinz. Wie Kinokultur im ländlichen Raum funktioniert – Ein Filmprojekt. In: Wolfgang Flügel, Merve Lühr, Winfried Müller (Hg.): Urbane Kinokultur. Das Lichtspieltheater in der Großstadt 1895–1949, Dresden 2020, S. 273-291.

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Ansprechpartnerin
Andrea Graf M.A.
LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
Endenicher Straße 133
53115 Bonn
Telefon: +49 (0) 228 9834 - 266
E-Mail: andrea.graf@lvr.de