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Wie kamen Zimt und Zimtschnecken ins Rheinland?

Zimt, Tannengrün und ein Hauch von Orange und Nelke - alljährlich zum Ende des Jahres ziehen diese für die Weihnachtszeit typischen Düfte in die Wohnzimmer der Menschen im Rheinland. Besonders Zimt wird gerne für Gebäck verarbeitet, wie etwa schwedische Zimtschnecken. Doch woher stammen Gewürz und Rezept eigentlich?

Eine schwedische Zimtschnecke auf einem Teller. Schwedische Zimtschnecken „kanelbullar“, © wikimedia commons, Maria Eklind.

Erst mit Beginn der Handelsschifffahrt im 15. Jahrhundert wurden Zimt und andere kostbare Gewürze auf den europäischen Kontinent gebracht. Die meisten dieser Gewürze stammten zu jener Zeit hauptsächlich vom indischen Subkontinent. Da der Landweg für den Transport viele Gefahren mit sich brachte, wurden Handelsrouten über den Seeweg erschlossen. Besonders die portugiesischen Seeleute leisteten in der Schifffahrt Pionierarbeit und entdeckten neue Seewege, die um Afrika herumführten. 1498 wurde so der kleinste indische Bundesstaat Goa zur Hauptstadt des portugiesischen Kolonialreichs und bedeutsamer Handelshafen.

Neben Goa ankerten viele Handelsschiffe vor der indonesischen Inselgruppe Molukken – auch Gewürzinseln genannt. Hier wuchsen Pfeffer, Muskatnuss und Zimt in Mengen – allesamt Kostbarkeiten und Luxusgüter, welche die See- und Handelsleute Europa zu Reichtum verhalfen.

Die Handelsschiffe, beladen mit Gewürzen und anderen Luxusgütern aus Asien, erreichten das Rheinland und seine Bevölkerung über den Rhein. Das Gewürz Zimt kam gut an und erfreute sich zunehmender Beliebtheit. Jedoch wurde es erst im 20. Jahrhundert zu einer preiswerten Zutat.

Die schwedische Zimtschnecke, auch kanelbullar“ genannt, hat ihren Ursprung in Skandinavien. Das schwedische Wort „kanel“ bedeutet übersetzt Zimt; die portugiesischen Seeleute nannten es „canela“ – beides Wörter, die vom Lateinischen Begriff „cannella“ abgeleitet werden. In Schweden wurde Zimt erst in den 1920ern eine erschwingliche Zutat, die mit Butter, Zucker und Mehl zu den beliebten „kanelbullar“ wurden.

Es ist nicht genau bekannt, wie das Rezept der schwedischen Zimtschnecke nach Deutschland kam; eine Möglichkeit könnte der Ende des 20. Jahrhunderts aufkommende populäre schwedische Lifestyle sein. Vor der „kanelbulle“ war im Rheinland ein anderes Gebäck mit Zimt bekannt, welches häufig als gemeinsames Essen der Trauernden zum Abschluss einer Beisetzung serviert wurde: der Rollkooche. Hierbei handelt es sich um einen schneckenartig zusammengerollten Streuselkuchen mit Zimt.

Die schwedische Zimtschnecke - auch in Variationen mit Rosinen - erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit in Deutschland. Sowohl das Rezept als auch das namensgebende Gewürz haben einen langen Weg der Migration hinter sich, bis sie im heutigen Alltag der Menschen im Rheinland angekommen sind.

Literatur und Quellennachweise:

Frykman, Jonas/Löfgren, Orvar: Culture Builders: A Historical Anthropology of Middle Class Life, New Brunswick 1987.

Heizmann, Berthold: Von Apfelkraut bis Zimtschnecke. Das Lexikon der rheinischen Küche, Köln 2011.

https://www.planet-wissen.de/technik/schifffahrt/handelsschifffahrt/index.html [Letzter Zugriff 24.11.2022]

Antje Buchholz