LVR-Institut für Landeskunde
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Nikolaus-Namen

Nikolaus von Myra zählt zu den bekanntesten Heiligen des Christentums. Diese Bekanntheit führte dazu, dass sein Name oft vergeben wurde – einerseits in der ursprünglichen Form, andererseits in einer regionaltypischen.

Aus verbreiteten Vornamen leiten sich entsprechend viele Familiennamen ab. Familiennamen, die auf männliche Vornamen zurückgehen, werden als Patronyme, also Vaternamen, bezeichnet. Bevor es in der frühen Neuzeit üblich wurde, einen Familiennamen zu tragen, hatten viele Menschen einen Beinamen, der sich zum Beispiel auf den Vater (seltener die Mutter), den Beruf, eine persönliche Eigenschaft (sog. Übernamen) oder die Herkunft bezog. Die Beinamen erstarrten dann nach und nach und wurden zu Familiennamen, die man an die Nachkommen weitervererbte. Unter den Patronymen sind Namen, die auf Nikolaus zurückgehen, weit vorne dabei: In einer Dissertation werden rund 4000 solcher Namen behandelt.

Anhänger aus Metall mit einer Darstellung von Nikolaus von Myra. Über der Abbildung steht am Rand entlang sein Name. Auf ihn gehen zahlreiche Namen zurück: Nikolaus von Myra. Foto: gemeinfrei.

Im Rheinland wurden Patronyme meistens gebildet, indem dem Rufnamen eine Genitivendung angehängt wurde, um die Zugehörigkeit zum Vater auszudrücken. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: den starken Genitiv auf -s und den schwachen auf -en. Beispiele mit dem starken Genitiv sind Klasses, Clahses und Claßes. Den schwachen Genitiv enthalten unter anderem Klasen und Claassen. Wenn man es mit dem Genitiv wirklich ernst meint, kann man stark und schwach sogar kombinieren und erhält Namen wie Claessens. Wie Sie sehen gibt es einige Schreibvarianten: C oder K, ä oder ae, ß oder ss – Rechtschreibregeln, wie wir sie heute kennen, greifen bei Namen nicht. Wer einen solchen Namen trägt, kommt vermutlich vom Niederrhein.

Rheinische Patronyme können zusätzlich zum Genitiv noch die Verkleinerungsform -gen oder -ken enthalten, wie in Cläsgens oder Kleuskens. Das n in dieser Endung kann aber auch wegfallen, wie es in Namen wie Kläsges, Klösges und Klöskes passiert ist. Das ö weist auf die dialektale Aussprache des Namens Klaus (Kurzform von Nikolaus) hin: Kloos (mit offenem oder geschlossenem o).

Vatersnamen können die Verkleinerungsform auch ohne einen Genitiv enthalten: Klösgen und Kläsgen.

Die Schreibung des Familiennamens Klois erinnert Sie vielleicht an rheinische Ortsnamen wie Troisdorf oder Korschenbroich: Das i zeigt an, dass das o lang gesprochen wird. Klois ist eine rheinische Variante von Klaus.

Auch Klesing ist ein Name, der typisch fürs Rheinland ist, nämlich für die Region zwischen Aachen und Koblenz. Durch die Endung -ing wird ebenfalls eine Zugehörigkeit anzeigt – zum Vater, zur Sippe oder zu einem Ort, wie den heimatlichen Hof. In Westfalen lauten die Varianten dieses Namens Klausing oder Klasing.

Vielleicht weniger durchsichtig ist der Zusammenhang mit Nikolaus im Namen Kolping. Er geht zurück auf den französischen Familiennamen Colpin, der ebenfalls von Nikolaus abgeleitet ist. Als er ins Deutsche übernommen wurde, erhielt er die viel deutschere Endung -ing. Der Name ist heute noch vor allem in und um Köln verbreitet.

Wie oben beschrieben können Familiennamen aus unterschiedlichen Beinamen entstanden sein, darunter solchen, die sich auf persönliche Eigenschaften beziehen. Der Name Groteklaes vereint so einen Übernamen mit dem Namen Nikolaus. Beginnen wir einmal mit dem hinteren Teil des Namens, -klaes. Das e dient hier wie das i in Klois der Verlängerung des vorangehenden Vokals, wie in der Schreibung von Kevelaer. Man sagt also Klaas. Der vordere Teil entspricht natürlich dem deutschen groß, das sich entweder auf die tatsächliche Körpergröße, aber auch auf Einfluss oder Reichtum beziehen kann. Der erste Träger des Namens Groteklaes war sicherlich ein Klaes oder Nikolaus, der größer, mächtiger oder reicher als die anderen Männer mit dem Namen Klaes oder Nikolaus. Der Name ist heute vor allem im südlichen Rheinland, insbesondere Aachen, aber vereinzelt auch im Ruhrgebiet verbreitet.

Quellen und Literatur

Geogen: Groteklaes. Online unter https://legacy.stoepel.net/de/?name=Groteklaes

Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD). Herausgegeben von Damaris Nübling et al. 2012-. Online unter http://www.namenforschung.net/dfd/woerterbuch/liste.

Kathrin Dräger: Familiennamen aus dem Rufnamen Nikolaus in Deutschland. (= Regensburger Studien zur Namenforschung 7). Regensburg 2013.

Duden. Familiennamen. Herkunft und Bedeutung von 20000 Nachnamen. Bearbeitet von Rosa und Volker Kohlheim. Mannheim u.a. 2005.

Verena Krautwald