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Die Heilige Barbara war da und hat Geschenke gebracht!

Die Heilige Barbara war da! Mit diesem Ausruf begann für viele Kinder noch bis in die 1970er-Jahre der Morgen des 4. Dezember. Geschenke? Von der Heiligen Barbara? Ja! Denn tatsächlich war der Barbara-Tag am 4. Dezember für Kinder im Köln-Bonner Raum und am Niederrhein Startpunkt für die vorweihnachtliche Geschenke-Zeit. Inzwischen hat der Nikolaus die Heilige Barbara als populärer Gabenbringer abgelöst. In Köln jedoch ist die Heilige Barbara noch immer präsent.

Auf diesem Bilderbogen ist die Heilige Barbara ist mit ihren typischen Attributen zu sehen. Sie hält Märtyrerzweig und Kelch mit Hostie in ihren Händen. Links neben ihr stehen Turm und Schwert. Der Bilderbogen zeigt die Heilige Barbara mit den typischen Attributen: Märtyrerzweig, Kelch mit Hostie, Schwert und Turm. Der kolorierte Kupferstich wurde um 1900 in Düsseldorf gedruckt. Peter Weber/Archiv des Alltags im Rheinland/058_094/LVR

Legenden und Bräuche rund um die Heilige Barbara

Barbara starb um 310 als Märtyrerin unter dem römischen Kaiser Galerius Valerius Maximus. Sie gehört zu den 14 Nothelfern, die uns Menschen Gutes tun, und damit zu den bekanntesten christlichen Heiligen, obwohl ihr Leben historisch nicht belegt ist. So ranken sich verschiedene Legenden um ihre Person. An diese Legenden sind verschiedene Bräuche geknüpft, durch die der Barbara-Tag auf unterschiedliche Weise begangen wird. Aufgrund der weit verbreiteten Barbara-Verehrung wurde sie 1972 zunächst in den Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet und Anfang der 2000er-Jahre als Heilige ins Martyrium Romanum aufgenommen.

Eine Legende besagt, dass Barbara von ihrem Vater in einen Turm eingeschlossen wurde. Er war eifersüchtig auf seine bildschöne Tochter und wollte so ihre Heirat verhindern. Während der Vater auf einer Reise war, ließ sich Barbara taufen. Der heidnische Vater war erbost und lieferte sie nach seiner Rückkehr dem römischen Statthalter aus, der sie auf schlimmste Weise folterte. Danach sollte sie sich nackt auf dem Markt zur Schau stellen. Der Legende nach sollen Wolken und Nebel sie auf ihr Gebet hin bedeckt und damit vor den Blicken der Leute geschützt haben. Zuletzt wurde sie vom Gericht zum Tode durch Enthauptung verurteilt. Das Urteil soll der rachsüchtige Vater selbst mit seinem Schwert vollstreckt haben. Er wurde daraufhin sofort vom Blitz getroffen und verbrannte. Die der Heiligen Barbara zugeordneten Attribute, Schwert und Turm, rühren aus dieser Legende ebenso wie ihr Patronat für Berufsgruppen, die durch plötzliche Todesfälle besonders gefährdet sind, zum Beispiel Feuerwehrleute und Elektriker.

Einer anderen Legende nach verfing sich ein Zweig eines Kirschbaumes in Barbaras Kleidung, als der Vater sie ins Gefängnis werfen ließ. Barbara stellte den Zweig in einen Krug mit Wasser. Am Tag ihrer Verurteilung zum Tode blühte der Zweig. Daher rührt der Brauch, am Barbara-Tag Zweige von Obstbäumen (Kirsche, Apfel, Birne) in eine Vase mit Wasser zu stellen. Blühen die Zweige an Weihnachten wird dies als gutes Zeichen für die Zukunft gewertet.

Eine weitere Legende besagt, dass Barbara auf ihrer Flucht aus dem Gefängnis Schutz in einer Felsspalte erhielt, die sich plötzlich vor ihr auftat. Mit dieser Beziehung zu Fels ist sie zur Schutzheiligen der Bergleute geworden. Bergleute begehen daher den Barbara-Tag auf besondere Weise: Sie zünden im Bergwerk das Barbara-Licht an, singen und beten um Schutz vor Unglück und Tod. Die Barbara-Feiern sind fester Bestandteil im Jahreslauf der Bergleute. Bergbau-Museen greifen diese Tradition auf und nutzen den 4. Dezember als Tag für Sonderveranstaltungen.

Wie die Heilige Barbara zur Gabenbringerin wurde, ist nicht nachgewiesen. Ihre Beliebtheit und die Tatsache, dass sie in ihrer Funktion als Patronin und Nothelferin den Gläubigen Schutz bringt, prädestiniert sie jedoch als Gabenbringerin. Als Anfang des 19. Jahrhunderts die Kindererziehung in der bürgerlichen Kernfamilie an Bedeutung gewann, bildeten sich zahlreiche Figuren als Überbringer von Geschenken für artige Kinder heraus, zum Beispiel die populären Heiligen Barbara, Nikolaus und Martin, auch wenn sie im Jahreslauf zeitlich dicht aufeinander folgen: Der Heilige Martin am 11.11., die Heilige Barbara am 4.12. und der Heilige Nikolaus am 6.12.

Besonders im Köln-Bonner-Raum und am Niederrhein ist die Heilige Barbara als Bescherfigur überliefert. So verwundert es nicht, dass die Heilige Barbara als Motiv in der Printen- und Spekulatiusbäckerei auftaucht. Der Formstecher Josef Merkens aus Jülich-Welldorf entwarf 1975 ein Backmodel mit weihnachtlichen Gabenbringern. Die Heilige Barbara durfte nicht fehlen.

Die Vorlage für ein Printen- oder Spekulatiusmodel zeigt im Uhrzeigersinn Knecht Ruprecht mit Rute und Gabenkorb, Engel oder Christkind mit Weihnachtsbaum und Gabenkorb, Knecht Ruprecht mit Rute und Kindern im Sack auf seinem Rücken, Heilige Barbara mit Turm und Zweig. Vorlage für Printen- oder Spekulatiusmodel (im Uhrzeigersinn): Knecht Ruprecht mit Rute und Gabenkorb, Engel oder Christkind mit Weihnachtsbaum und Gabenkorb, Knecht Ruprecht mit Rute und Kindern im Sack auf seinem Rücken, Heilige Barbara mit Turm und Zweig. Archiv des Alltags im Rheinland/1975-159-26/LVR

Trotz großer Beliebtheit ist Barbara als Bescherfigur inzwischen vom Heiligen Nikolaus vielerorts abgelöst worden. Mit seiner Kostümierung, den Begleitfiguren und seiner äußerst hohen Popularität war der Nikolaus attraktiver, vermutlich auch für die Konsumwirtschaft. In Köln tritt „Zint Bärb“ jedoch nach wie vor in Erscheinung. So gibt es öffentliche Veranstaltungen in Kölschem Dialekt, wo die beiden Heiligen Zint Bärb und Zinter Klos von unartigen und artigen Kindern und allerlei Erlebnissen rund um die Bescherungen berichten.

Das Foto zeigt eine Glasvase mit abgeschnittenen Zweigen eines Obstbaumes auf einer Fensterbank. Links daneben steht ein Kinderschuh, der mit einem Apfel gefüllt ist. Neben dem Schuh liegen Walnüsse. Die Heilige Barbara war da! Mit Apfel und Nüssen befüllter Kinderschuh neben einer Vase mit Obstzweigen auf einer Fensterbank. Archiv des Alltags im Rheinland/20061113-006/LVR

In einer katholischen Kindertagesstätte in Köln ist die Heilige Barbara im Konzept der Religionspädagogik fest verankert. Die Kinder hören unter anderem kindgerechte und anschauliche Erzählungen vom Leben der Heiligen und können beim Malen, Basteln, Singen oder Rollenspiel das Erfahrene verarbeiten. Die Heilige Barbara und ihr Leben nehmen jedes Jahr Raum im Advent ein. Die Kinder erfahren vom Leben der Heiligen Barbara und finden kleine Gaben in ihren Hausschuhen, zum Beispiel Süßigkeiten.

Vielleicht finden auch Sie in diesem Jahr am heutigen Barbara-Tag in Ihren geputzten Schuhen ein kleines Geschenk oder stellen Kirschzweige in die Vase und hoffen auf eine Blütenpracht am Weihnachtsfest.

Noch mehr weihnachtliche Themen

Infos zur Heiligen Barbara speziell für Kinder gibt's im Adventskalender unserer Kolleg*innen des LVR-LandesMuseum Bonn.

Literatur und Links

Döring, Alois: Rheinische Bräuche durch das Jahr. Köln 2006.

Schneider, Petra: Konzept der Katholischen Kindertagesstätte St. Agnes, Köln. Köln o. J. https://www.katholische-kindergaerten.de/kitas/535-st-agnes

Heiligenlexikon: Barara. Online unter https://www.heiligenlexikon.de/Stadler/Barbara.html

Heiligenlexikon Biographie Barbara. Online unter https://www.heiligenlexikon.de/BiographienB/Barbara.htm

Interview "Rheinische Brauchtümer zur Heiligen Barbara. Zweige und geputzte Schuhe" Online unter https://www.domradio.de/artikel/zweige-und-geputzte-schuhe-rheinische-brauchtuemer-zur-heiligen-barbara

Veranstaltungen der Kölsch-Akadamie. Online unter https://www.koelsch-akademie.de/veranstaltungen/veranstaltungsdetailseite/event/klaaf-em-mediapark-koelle-es-vun-kaeaeze-hell-wann-zint-baerb-un-zinter-klos-kumme/action/single

Veranstaltung der Zecke Zollverein. Online unter https://zeche-zollern.lwl.org/de/veranstaltungen/?id=1077043