LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Flutschmoppen

„Flutschmoppen und Brodwoosch – Traditionelle kölsche Rezepte für den Thermomix“ titelte der Kölner Stadtanzeiger vor einigen Jahren. Und an der Volkshochschule Dormagen konnte man einen Kochkurs belegen, bei dem typisch rheinische Gerichte gekocht und gebacken wurden – darunter wieder der Flutschmoppen. Als Fränkin habe ich mich gefragt, was genau ist das für ein Gebäck, und als Linguistin will ich wissen: Woher kommt sein lustiger Name?

Ein Teller selbstgebackener Kekse, genannt Flutschmoppen. Traditionelles rheinisches Gebäck? | © Verena Kohlmann, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

In der Literatur findet man wenig darüber. Das Lexikon Von Apfelkraut bis Zimtschnecke erwähnt es, dort erklärt man allerdings, es handle sich dabei nicht etwa um ein rheinisches Traditionsgebäck, sondern um ein eher modernes Kleingebäck, das man häufig auf Kindergeburtstagen findet: den Muffin. Es scheint allerdings der einzige Beleg mit dieser Erklärung zu sein. Im Alten Rheinischen Backbüchlein stößt man auf ein Rezept für Flutschmoppen: Es ist ein Kleingebäck, das mit weihnachtlichen Gewürzen wie Zimt, Kardamom und Nelken verfeinert ist und von der Konsistenz her weicher als ein Baiser ist, aber knuspriger als ein Lebkuchen. Die Kekse, die Sie im Bild sehen, sind nach diesem Rezept gebacken.

Da wir gerade im Begriff waren, eine Umfrage zur Verbreitung regionaltypischer Gebäckbezeichnungen im Rheinland zu entwerfen, hatten wir Grund genug, das Wort und seine Verbreitung mal näher zu untersuchen. Somit landete der Flutschmoppen im Fragebogen und wir warteten gespannt auf die Rückmeldungen. Diese ergaben, dass nur zwölf Gewährspersonen (von etwa 500) überhaupt etwas mit dem Wort anfangen konnten. Acht davon verstehen darunter ein Kleingebäck, ähnlich einem Lebkuchen, vier einen Muffin. Regional scheint das Wort nicht begrenzt zu sein, die Belege sind über das ganze Rheinland verstreut. Flutschmoppen scheinen überwiegend bei älteren Gewährspersonen bekannt zu sein, sieben der zwölf, die das Wort kennen, sind aus der Gruppe der über 65-Jährigen.

Das Rheinische Wörterbuch kennt Möppke als ‚kleines rundes oder eckiges Kleingebäck aus Lebkuchenteig in Form der Pfeffernüsse‘, welches kleine Kinder vom Bäcker geschenkt bekamen oder auf der Kirmes verkauft wurde. Das scheint den Flutschmoppen schon sehr ähnlich zu sein, woher jedoch der erste Bestandteil, flutsch-, kommt, ist unklar. flutschen hat dem Rheinischen Wörterbuch zufolge etwa dieselbe Bedeutung wie im Standarddeutschen, ‚glatt gleiten, schlüpfen, entwischen‘, aber glatt und schlüpfrig sind die Kekse nicht wirklich.

In Keyenberg, wo Kolleg*innen gerade Menschen bei der Umsiedlung begleiten, gab es einmal eine Moppen-Bäckerei in der Steinstraß. Wie die Moppen dort zubereitet wurden, lässt sich allerdings nicht sagen. Mehr dazu erfahren Sie im Beitrag [Titel].

Literatur

Heizmann, Berthold/Hänel, Dagmar: Von Apfelkraut bis Zimtschnecke. Das Lexikon der Rheinischen Küche. Köln (Greven Verlag) 2011.

„Flutschmoppen und Brodwoosch – Traditionelle kölsche Rezepte für den Thermomix“. Artikel im Kölner Stadtanzeiger vom 19.03.2019 [URL: https://www.ksta.de/freizeit/geniessen/flutschmoppen-und-brodwoosch-traditionelle-koelsche-rezepte-fuer-den-thermomix-32240200?cb=1667056237794&] (Paywall)

Rheinisches Wörterbuch. […] hrsg. und bearb. von Josef Müller u. a. Bonn, Berlin 1928—1971. [URL: http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=RhWB].

Wie „Flutschmoppen“ und „Pepse“ entstehen. Artikel in der Rheinischnen Post online vom 16.06.2018 [URL: https://rp-online.de/nrw/staedte/dormagen/vhs-kursus-zeigt-klassiker-der-rheinischen-kueche_aid-23439153]. (Hier finden Sie ein Rezept zum Nachbacken)

Verena Kohlmann