LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
Logo LVR

Namenstage in der Adventszeit

Namenstage zu feiern hat im Rheinland eine lange Tradition. Manche feiern auch heute noch ihren Namenstag genauso groß wie ihren Geburtstag. Eine Auswahl an Vornamen, deren Namenstage in die Adventszeit fallen, stellen wir hier vor und schauen uns an, wo sie herkommen – und welche Kurz- und Koseformen dafür im Rheinland dafür in Gebrauch sind.

Bunte Zeichnung der Heiligen Barbara Die heilige Barbara | Foto: Sammlung Müller/LVR, CC BY 4.0 (060-037/Archiv des Alltags im Rheinland)

04.12.: Barbara

Die heilige Barbara ist wohl aufgrund des Brauches, am 4. Dezember einen Barbarazweig zu holen, bekannt, aber natürlich auch, weil sie als Märtyrerin und eine der 14 Nothelfer in die Geschichte eingegangen ist. Ursprünglich stammt ihr Name vom griechischen Wort bárbaros ‚fremd, ausländisch‘, das eigentlich als Beiname für Nicht-Griechen verwendet wurde. Das lateinische barbarus bedeutet entsprechend ebenfalls ‚fremd, ausländisch‘. Die Verbreitung und Bekanntheit des Rufnamens geht auf die heilige Barbara, eine Märtyrerin des 3. Jahrhunderts in Nikomedien, Klein-Asien, zurück. Der Legende nach wurde sie Opfer ihres Vaters; dieser sperrte sie in einen Turm und liefert sie schließlich an die Richter aus. Dort wurde er allerdings selbst vom Blitz getroffen. Die heilige Barbara gilt demnach auch als Patronin der Architekten und Ingenieure und wird bei Blitzen und unerwartetem Tod angerufen.

Für Namen, die häufig vergeben werden und weit verbreitet sind, finden sich meist auch zahlreiche Kurz- und Koseformen; einerseits natürlich, um Menschen mit demselben Namen voneinander unterscheiden zu können, andererseits aber auch, um Zuneigung auszudrücken. In weiten Teilen des Rheinlandes dient Bärbel als Kurz- und Koseform des Namens, im Ripuarischen und im Niederfränkischen ist auch Bärep zu hören, teilweise auch mit Verkleinerungsendung, so wie etwa Bärepche oder Bärepke (RhWB, Band 1, Sp. 459).

12./13.12.: Johanna

Der Vorname Johanna kommt bereits in der Bibel vor und ist griechisch-hebräischen Ursprungs. Bei dem Namen handelt es sich wohl um die weibliche Form von Johannes, möglich ist auch eine Benennung nach der neutestamentlichen Johanna – eine der Frauen, die Jesus geheilt hatten und ihm nachfolgten. Im Gegensatz zum Rufnamen Johannes wurde seine weibliche Entsprechung erst im 17. und 18. Jahrhundert auch in der allgemeinen Bevölkerung als Rufname verwendet. Als Bedeutung des Namens Johannes und damit auch von der weiblichen Entsprechung Johanna ist ‚der Herr ist gütig‘ überliefert.

Im Rheinischen Wörterbuch (Band 3, Sp. 1196) finden sich zahlreiche Belege verschiedener Kurzformen von Johanna, zum einen solche, bei denen der Vorname zusammengezogen erscheint, wie etwa Jen(na) in Aachen, zum anderen solche, bei denen die erste wie die letzte Silbe entfallen ist: Han (im ripuarischen und im niederfränkischen Sprachraum). In Köln kennt man im Dialekt gar Varianten wie Nan oder Nannet. Häufig sind auch Formen mit Verkleinerungsendung zu finden: So etwa Jenneken (Moers, Rees), Jantje (Kleverland), Hanchen, Hanneken oder Hanntjen (Ripuarisch, Niederfränkisch).

16.12.: Adelheid

Ob als Name für eine Gans in der Fabel oder die Stadtpatronin BonnsAdelheid ist seit dem Mittelalter ein beliebter weiblicher Rufname, der auch in zahlreichen Kurz- und Koseformen in den Dialekten belegt ist. Schauen wir uns zunächst aber seinen Ursprung an: Zwischen dem 13. und dem 17. Jahrhundert waren vor allem jüngere Formen der Art Aleid(a), Alheid(e) und Alheidis im gesamten deutschsprachigen Gebiet regelmäßig anzutreffen. Adelheid erlebte erst Ende des 18. Jahrhunderts eine vermehrte Verwendung, wohl auch aufgrund der häufigen Nutzung in der Ritterdichtung. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Name immer seltener vergeben, in den 1960er Jahren dann kaum noch. Sein Ursprung reicht bis ins Althochdeutsche zurück: althochdeutsch adal bedeutet ‚edel, vornehm; Abstammung, (edles) Geschlecht‘, der zweite Bestandteil -heit geht wohl auf das germanische Wort *haidu- ‚Art und Weise, Gestalt‘ zurück, sodass Adelheid etwa mit ‚von edler Art, edlem Wesen‘ übersetzt werden kann.

Im Rheinland ist Adelheid vor allem auch als Stadtpatronin der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn bekannt. An dem Ort, an dem die Äbtissin der Sage nach ihren Äbtissinnenstab in die Erde stieß, steht heute ein Brunnen. Abgesehen von diesem Gebrauch des Rufnamens sind in den Dialekten des Rheinlandes zahlreiche Kurz- und Koseformen belegt: Alei in Kleve, Öl, Ölschen, Öleke, Let, Leta sowie Aleta in Rees und Moers, dann Leida in Dinslaken-Aldenrath oder auch Dela, Delke und Delsche im niederfränkischen Sprachgebiet (RhWB, Band 1, Sp. 59). Häufig ist sicher ebenfalls die Kurzform Heidi zu hören, den auch die Hauptfigur der berühmten schweizerischen Heidi-Romane trug. Dass sie eigentlich auf den Rufnamen Adelheid hörte, ist wohl weniger bekannt.

Literatur

Namenstage-Kalender: https://kalender-365.de/namenstage.php

Dat Portal. So spricht das Rheinland [URL: https://dat-portal.lvr.de].

RhWB = Rheinisches Wörterbuch. […] hrsg. und bearb. von Josef Müller u. a. Bonn, Berlin 1928—1971. [URL: http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=RhWB].

Verena Kohlmann und Sarah Puckert