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Fazit der Befragung
Fazit
Geografische Unterschiede, das heißt Unterschiede zwischen einzelnen Dörfern oder einer Gruppe von Dörfern gegenüber einer anderen, lassen sich nicht feststellen. Dafür gibt es drei mögliche Erklärungen:
- 1. Die Stichprobe ist zu klein, sodass keine statistisch signifikanten Unterschiede auftreten.
- 2. Die Dialekte ähneln sich stark, daher gibt es keine deutlichen Unterschiede.
- 3. Die Unterschiede zwischen den Dialekten treten in Bereichen auf, die der Fragebogen nicht erfasst hat.
Auf jeden Fall ist anzunehmen, dass die befragten Gewährspersonen keine Probleme haben, sich miteinander zu verständigen, selbst wenn sie nicht aus dem gleichen Dorf stammen.
Dagegen ist ein demographischer Unterschied festzustellen: die jüngste Gewährsperson, Jahrgang 1968, scheint vom Standarddeutschen stärker beeinflusst zu sein als die älteren Teilnehmenden. Das ist nicht verwunderlich: Dialekte in Mitteldeutschland sind nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgegangen und befanden sich bereits auf dem Rückzug, als diese Person geboren wurde. Sie ist offensichtlich mit dem Dialekt aufgewachsen, aber in geringerem Maße als die anderen Gewährspersonen. Das macht den Dialekt, wie diese jüngere Gewährsperson ihn spricht, jedoch nicht „falscher“, sondern zeigt lediglich den Sprachwandel, der auch Dialekte erfasst und völlig natürlich ist.
Die häufigsten Unterschiede betreffen die Zweite Lautverschiebung. Im südniederfränkischen Dialektgebiet, in dem Keyenberg liegt, ist genau dies zu erwarten. Kommen wir zum diachronen, das heißt sprachhistorischen, Vergleich. Durch die identischen Items 1876 und 2022 lassen sich Veränderungen leicht erfassen. Es ist jedoch anzumerken, dass uns aus dem 19. Jahrhundert nur die Daten durch eine Einzelperson vorliegen. Es ist möglich, dass eine andere Person die erfragten Sätze anders in den Dialekt übertragen hätte, vielleicht mit großen Abweichungen, vielleicht mit kleinen. Trotzdem sind die historischen Daten überaus wertvoll für uns. Wie sie in der Auswertung des zweiten Teils lesen können, wurden die häufigsten bzw. ähnlichsten Meldungen als eine Art Konsens zusammengenommen und mit den historischen Auswertungen verglichen. Das Ergebnis dieses Vergleichs ist, dass innerhalb der ca. 140 Jahre gewisse Veränderungen stattgefunden haben, diese aber nicht gravierend sind. Würde eine Person aus dem Keyenberg des Jahres 1876 eine der neuen Gewährspersonen treffen, könnten die beiden sich sicherlich problemlos miteinander verständigen.