LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Erster Teil der Befragung

Erster Teil der Umfrage

Wenig Variation

Wenig Variation ist bei folgenden Items zu sehen:

Schluckauf

Schleck bzw. Schlick wurde von 16 Gewährspersonen aus Keyenberg, Venrath, Katzem, Tenholt, Borschemich und Holzweiler genannt. Ähnliche Angaben aus Keyenberg lauten Schleckop und Slikop, die je einmal genannt wurden. Auffällig ist hier das Vorkommen der lautverschobenen Variante neben der nicht-lautverschobenen.

Eine andere Gruppe von Formen, die einander ähneln, besteht um die Angabe Hick(e)s aus Keyenberg, Immerath und Kückhoven. Aus Immerath wird außerdem Kicks gemeldet. Die Gewährsperson aus Rheindalen gibt Hickeschlicks an, die aus Mönchengladbach Hickelpick.

Bonbon

Gemeldet wurde aus allen Orten Klömpke(s) oder eine lautliche Variation wie Klümpke oder Klümpchen. Sowohl -ke als auch -chen sind Diminutive (Verkleinerungsformen), wobei -chen die Zweite Lautverschiebung mitgemacht hat.

Eine Gewährsperson aus Borschemich gab darüber hinaus Mömm als dialektale Bezeichnung für Bonbon an.

essen

Neben eate wurden einige lautliche Varianten (wie iate und äete in Keyenberg und ähte und etten in Borschemich) genannt. Die lautverschobene Variante ä(ä)ße wurde aus Immenrath und Holzweiler gemeldet.

Ein abweichender Beleg, kimmele, kommt aus Keyenberg.

(jemanden) untertauchen

Die Mehrheit der Gewährspersonen (22) nennt zoppe. Je zweimal werden döp(p)e und ducke genannt, nämlich in Immerath, Kückhoven, Katzem, Erkelenz und Tenholt.

Delle

23-mal wird Blötsch als Bezeichnung für eine Delle, zum Beispiel im Auto, genannt. 7 Gewährspersonen geben Büll bzw. Bühl an. Diese kommen aus Keyenberg, Immerath und Kückhoven.

Erstklässler

Kinder im ersten Schuljahr werden in allen Orten, aus denen Daten vorliegen, I-Dötzke genannt oder mit einer lautlichen Variante davon bezeichnet (I-Dützje, I-Döje in Keyenberg, I-Dötzchen in Borschemich und Holzweiler).

Flasche ~ Flaschen

Aus allen Orten wird Flä(ä)sch ~ Flä(ä)sche (Singular und Plural) gemeldet. In Keyenberg gibt es außerdem die Variante Fleesch ~ Fleschkes. Die Gewährsperson aus Erkelenz meldet die abweichende Bezeichnung Pulle ~ Pullen.

probieren ~ probierte

Die Gewährspersonen wurden gebeten, die Formen probieren und er probierte in ihren Dialekt zu übertragen. Hier nannten fast alle probe(e)re, he/ä/de probe(e)rde. Auch die Perfektform anstatt des Präteritums wurde genannt: hät probe(e)rt. Aus Venrath ist eine periphrastische Vergangenheitsform belegt: probeerehe ding ens probeere.

Einzelne Gewährspersonen haben probieren semantisch als kosten, Essen probieren aufgefasst: aus Keyenberg stammt die Angabe schmäkeer hät jeschmeckt, aus Immerath koostehe kos ens und aus Erkelenz schmäckehä probert ob es schmäckt. Es ist jedoch unklar, ob he kos ens nicht doch eher die Präsensform ist.

Interessant ist, dass die Person aus Erkelenz die Paradigmen von schmecken und probieren in der Vergangenheit vermischt und es in der lautverschobenen Form verwendet.

Büchlein

Ebenfalls recht einheitlich ist die Bezeichnung für Büchlein: Bökske und Böksje wurden in unterschiedlichen Schreibweisen genannt. Aber auch eine Variante ohne Diminutiv wurde gemeldet, und zwar aus Keyenberg: e kleen Boch. Interessant ist hier, dass Boch die zweite Lautverschiebung vollzogen hat, alle Varianten mit Diminutiv jedoch nicht.

Viel Variation

heftig regnen

Die Erkelenzer Börde kennt viele Möglichkeiten um auszudrücken, dass es heftig regnet.
Mit 11 Angaben am häufigsten genannt wurde räne/reane, vor allem in Keyenberg, aber auch aus Rheindalen, Geestenbeck, Wickrath, Mönchengladbach und Venrath. Varianten hierzu sind et rent wie a ferke („es regnet wie ein Ferkel“), et rennt Fähm („es regnet Fäden“), et rennt dat et kracht und stark/stärk/sterk rä(h)ne, gemeldet aus Keyenberg, Immerath, Kückhoven und Borschemich.

Verbreitet ist zudem auch plästere/plästern/pliästere/plistern, wie es in Keyenberg, Immerath, Katzem und Borschemich belegt ist.

siepe wird gemeldet aus Keyenberg und Rheindalen.

Ebenfalls zwei Belege gibt es für schödde, nämlich aus Keyenberg und Holzweiler. Eine lautliche Variante hierzu ist schütte (Keyenberg), eine Erweiterung ist et schütt wie utt Ämmere („es schüttet wie aus Eimern“).

Die Gewährsperson aus Erkelenz nennt noch am schödde wie ö Biess.

Jeweils einen Beleg gibt es für schull und platsche (beide aus Keyenberg).

angeben, prahlen

Die am häufigsten genannten Varianten sind anjiave, anjäeve, anjevve und anjeffe, die insgesamt 15-mal in Keyenberg, Kückhoven, Katzem, Erkelenz, Geestenbeck, Wickrath und Mönchengladbach genannt werden.

10-mal nannten Gewährspersonen stronze oder lautliche Varianten (strunze, strongse), und zwar in Keyenberg, Immerath, Venrath, Borschemich, Holzweiler, Geestenbeck und Wickrath.

Die Gewährspersonen aus Rheindalen und Wickrath nennen protze, eine Gewährsperson aus Immerath gibt de mäk enne Dö an und aus Mönchengladbach stammt ein Beleg für obschnieje. Mehrere Gewährspersonen nennen verschiedene Übersetzungen.

Fußball außerhalb des Vereins spielen

Wenn Kinder in der Erkelenzer Börde außerhalb des Vereins Fußball spielen, nennen 17 der Gewährspersonen diese Tätigkeit pänge/penge und 5 bolzen. Aus Keyenberg sind aber auch die folgenden Alternativen belegt: kicken, keste (2-mal), pöhle (auch in Immerath) und spille. Eine Gewährsperson aus Venrath nennt zudem spähle.

… nicht wahr

Um eine positive Aussage zu bekräftigen, geben die Gewährspersonen viele verschiedene Möglichkeiten an. Am häufigsten sind wa (10-mal aus Keyenberg, Kückhoven und Venrath, sowie allen erfassten Teilen Mönchengladbachs) und net/nit wohr/wuar (9-mal aus Keyenberg, Immerath, Venrath, Katzem und Borschemich).

ömme net ist 4-mal in Keyenberg, Immerath, Borschemich und Holzweiler belegt.

Jeweils einmal sind die folgenden Angaben gemacht worden: nett, odder meenste datt stemp nett, wat (alle aus Keyenberg) und näh (Venrath).

(NEG) nicht wahr

Eine Reihe von Gewährspersonen machen hier identische Angaben zum vorigen Item, doch für andere scheint eine negative Aussage eine andere Partikel zu erfordern.

8-mal findet sich net/nich wohr (davon 6-mal in Keyenberg, je einmal in Immerath und Venrath). 6-mal belegt ist wa, nämlich je einmal in Keyenberg und den erfassten Teilen von Mönchengladbach.

Je eine Gewährsperson aus Keyenberg und Immerath nennt ömme net, zwei aus Keyenberg geben odder an. Je eine Angabe gibt es für odder doch (Keyenberg), oder wat (Borschemich) und ne … net (Venrath).

Hund ~ Hunde

Die Gewährspersonen wurden aufgefordert, den Singular Hund und den Plural Hunde zu nennen. Hier ist viel Variation zu sehen.

Der Großteil der Gewährspersonen nennt als Singularform Honk (18-mal), doch der Plural kann variieren. Hong wird 8-mal genannt. Für Höng gibt es 5 Belege, für Honge 4 und für Honde einen. Zwei Gewährspersonen geben das Paradigma Hong (Sg.) und Höng (Pl.) an (Immerath und Wickrath). Ebenfalls zwei Gewährspersonen aus Keyenberg nennen als Singularform Hung, doch mit unterschiedlichen Pluralformen: Hunge und Hüng. Aus Borschemich stammt die Angabe Honk ~ Honde.

Zwei Gewährspersonen, eine aus Borschemich und eine aus Erkelenz, nennen Köter ~ Köter(e).

machen ~ ich machte

Hier wurde nach dem Infinitiv machen und der Vergangenheitsform ich machte gefragt. Die mit 6-mal am häufigsten genannte Form ist maake ~ (ich hann) jemäkk (in verschiedenen Schreibweisen). Diese Angaben stammen aus Keyenberg, Kückhoven und Holzweiler. 5-mal wurde das Paradigma make ~ (ech) meek (wieder in verschiedenen Schreibweisen) gemeldet, und zwar aus Keyenberg, Rheindalen und Katzem.
Von insgesamt vier Gewährspersonen aus Keyenberg, Immerath und Borschemich wurde ein anderes Verb genannt, hier lautet das Paradigma donn ~ ich ding. Je einmal wurden die folgenden Angaben gemacht: maake ~ han gemaat, mag ~ mäg, maache ~ gemaadt, maake ~ gemäkt, make ~ han gemakt.

Besonders interessant sind die Mischparadigmen, die zwei Personen uns mitgeteilt haben: Aus Erkelenz lesen wir donn ~ esch mek und aus Wickrath maake ~ ich ding. machen und tun scheinen semantisch so nah beieinander zu liegen, dass sie paradigmatisch kombiniert werden können.

Die Gewährspersonen entscheiden sich teilweise für das Präteritum, teilweise für das Perfekt; einigen scheint tun gängiger zu sein als machen. Formen mit Dentallaut sind seltener als solche ohne. Die meisten Gewährspersonen verwenden nicht-lautverschobene Formen beim Verb, beim Personalpronomen aber das lautverschobene ich/esch.