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Pessach - das jüdische Fest der Befreiung

Foto: Eine Detailaufnahme von Mazzen. Die dünnen, ungesäuerten Brote werden am Pessach-Fest gegessen. Mazzen im blauen Tuch. Copyright: Barbara Lutterbeck

Pessach

Das christliche Osterfest und das jüdische Pessach-Fest fallen kalendarisch häufig zusammen. Gemäß des Neuen Testaments fiel Gründonnerstag sogar auf den Beginn von Pessach. Allerdings wurde schon im Jahre 325 n.Z. unter Konstantin den Großen versucht, die Feste zeitlich etwas voneinander zu trennen. Seit dem Mittelalter kam es an Pessach immer wieder zu antijüdischen Übergriffen. Von christlicher Seite wurde der absurde Vorwurf erhoben, dass Juden das Blut von Christenkindern für ihre Pessach-Speisen benötigen. Das ist besonders abwegig, da Juden aufgrund ihrer Speisegebote jeglicher Blutgenuss verboten ist.

Erinnerung an die Rettung aus der Knechtschaft

Pessach ist das siebentägige (in der Diaspora achttägige) Fest zur Erinnerung an die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Knechtschaft. Es findet vom 15. bis 22. Nisan statt, dieses Jahr vom 27. März bis zum 4. April. Wörtlich bedeutet Pessach „Überschreitung“, denn Gott „überschritt“, d.h. verschonte die Häuser der Israeliten, als er die Erstgeborenen Ägyptens tötete (Ex 12).

Beseitigung von gesäuerten Lebensmitteln

In den Tagen vor Pessach laufen die Vorbereitungen in traditionellen jüdischen Haushalten auf Hochtouren. Das Ziel des Pessach-Putz ist die Beseitigung von allen gesäuerten Lebensmitteln, wie z.B. Brot, Nudeln, Pizza und Bier. Ebenso müssen alle Küchenutensilien für Pessach gekaschert, sprich koscher gemacht werden. Einfachheitshalber wird meist besonderes Geschirr für Pessach benutzt. Da das Volk Israel gemäß der Überlieferung beim Aufbruch keine Zeit hatte, den Brotteig aufgehen zu lassen, werden an Pessach nur dünne ungesäuerte Brote, die Mazzen (hebr. Mazzot) gegessen. Diese werden während der Feiertage vielseitig verwendet, wie folgendes Mazzeknödelrezept verdeutlicht:

Rezeptvorschlag: Hanas Mazzeknödel mit Petersilie

Aus dem LVR-Film „Hauptsache kein Schwein. Koscher und Halal leben im Rheinland“

Hanas Mazzeknödel kommen in eine klassische Hühnersuppe. Für die Knödel verwendet Hana sieben Zutaten: 2 Eier, 2 EL Olivenöl, 5 EL Mazzemehl, 3 Stängel glatte Petersilie (einige Blätter zum Garnieren aufbewahren), Salz, Pfeffer und Wasser. Die Petersilie waschen, zupfen und klein hacken. Die Eier aufschlagen und mit dem Mazzemehl, Öl und Petersilie gut vermischen. Etwas Wasser hinzufügen, bis die Konsistenz stimmt. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Wenn man die ganze Masse eine knappe Stunde in den Kühlschrank stellt, lassen sich die Klößchen besser formen. Diese werden in die Hühnerbrühe gegeben. Je nach Größe 15 bis 30 Minuten ziehen lassen. Wenn sie nach oben kommen, sind sie fertig.

Foto: Seder-Teller mit den hebräischen Bezeichnungen der symbolischen Speisen. Seder-Teller leer. Copyright: LVR, Monika Grübel Foto: Seder-Teller mit symbolischen Speisen, die an die Befreiung der Israeliten aus Ägypten erinnern. Seder-Teller belegt. Copyright: LVR, Monika Grübel

Das Festmahl am Seder-Abend

Das Fest beginnt mit einem häuslichen Festmahl, dem Seder (hebr. Ordnung), da alles an diesem Abend einer genauen Ordnung folgt. Man liest die Haggada (hebr. Die Erzählung), die vom Auszug aus Ägypten berichtet und Handlungsanweisungen für die Durchführung der Feierlichkeiten gibt. Dabei werden folgende symbolische Speisen gereicht, die an die Befreiung aus der Sklaverei erinnern. Auf dem Seder-Teller werden angerichtet:

Beiza, ein hartgekochtes Ei zur Erinnerung an das Feiertagsopfer, das man im Jerusalemer Tempel darbrachte, aber auch als ein Zeichen der Trauer um den zerstörten Tempel.

Charosset ist ein Mus dessen braune Farbe und lehmartige Konsistenz an die Lehmziegel erinnert, mit denen die Israeliten als Sklaven die Städte der Ägypter bauen mussten. Die Zutaten bei Familie Fischer sind: Äpfel, gemahlene Nüsse, Datteln, Orangensaft und Orangenschale sowie brauner Zucker.

Chaseret, ein Bitterkraut, meist Lattich (Romana-Salat oder Sommer-Endivie)

Karpas als Frucht der Erde (Sellerie, Radieschen, Petersilie oder Kartoffel) symbolisiert die zermürbende Arbeit in Ägypten. Diese Erdfrucht wird während des Mahls in Salzwasser getaucht und gegessen.

Maror, ein Bitterkraut, meist Meerrettich, als Zeichen der Bitterkeit in der ägyptischen Knechtschaft.

Seroa, ein Stück gebratener Knoch zur Erinnerung an das Pessach-Opfer.

Und natürlich dürfen die Mazzot, die ungesäuerten Brote, nicht fehlen.

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Chag Pessach Sameach (ein fröhliches Pessach-Fest) bzw. Frohe Ostern und viel Freude beim Nachkochen wünscht

Ihr LVR-KULTURHAUS Landsynagoge Rödingen