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Von Eseln und Klappern – die heilige Woche
Palmsonntag bis Karfreitag
Palmzweige werden als österliches von Kindern verteilt. Foto: Karl Guthausen/Archiv des Alltags im Rheinland/123-021 Geweihte Palmzweige „to go“ in Corona-Zeiten, Ostern 2020. Foto: Peter Weber/Archiv des Alltags im Rheinland/PW20200405-025
Am Palmsonntag geht die die Fastenzeit in den Endspurt: noch eine Woche, dann ist Ostern. Um dieses wichtigste der christlichen Feste zu verstehen, ist ein Blick in das Neue Testament angebracht. Dort wird die Geschichte von Jesu Leiden, Tod und Auferstehung erzählt. Und diese biblische Geschichte bildet auch die Grundlage für die vielen Bräuche, die in der „heiligen Woche“ im Rheinland und anderswo praktiziert werden.
Alles beginnt am Palmsonntag. Die Evangelien überliefern den Einzug Jesu und seiner Jünger in Jerusalem: Jesus reitet auf einem Esel, die Menschen vor ihm legen ihre Mäntel und Palmzweige auf die Straße, um ihn zu ehren. Schon im Mittelalter wurde diese Szene in Palmsonntagsprozessionen nachgespielt. Dabei wird oft eine lebensgroße Figur des segnenden Christus mitgetragen, manchmal mit einer aus Holz geschnitzten und auf Rollen befestigten Eselsfigur. Im mitteleuropäischen Klima hiesiger Regionen ist das mit den Palmzweigen ein gewisses Problem: Statt „echter“ Palmwedel werden im Rheinland Büsche aus Buchsbaum zusammengebunden, die „Palm“ genannt werden. Oft sind diese Palmen aufwendig geschmückt: die Buchsbaumzweige werden auf Stöcke gebunden, manchmal kreuzförmig, in manchen Orten mit buntem Krepppapier geschmückt oder wie am Niederrhein mit Äpfeln und den aus süßem Teig gebackenen Palmvögeln behangen. Im Palmsonntagsgottesdienst werden die Palmen gesegnet. Manche Menschen bewahren die gesegneten Palmen das ganze Jahr über auf, damit der Segen dieses Tages erhalten bleibt. Es gibt auch Berichte darüber, dass die trockenen Blätter des Palmzweiges als Medizin bei Erkrankungen von Mensch und Tier angewendet wurden. In den Kirchen jedenfalls werden bis heute die Palmen bis zum Beginn der Fastenzeit des Folgejahres aufgehoben – dann werden sie verbrannt und die Asche zum Austeilen des Aschekreuzes an Aschermittwoch benutzt.
Die Karwoche
Nach Palmsonntag beginnt die Karwoche. Das bedeutet „traurige Woche“, Woche der Klage“, das althochdeutsche Wort „kara“, von dem der Name abgeleitet wird, bedeutet „Klage, Leid, Trauer“. Es ist aber auch eine heilige Woche, denn hier verdichtet sich die biblische Leidensgeschichte Jesu, die Passion. Auch dieser Name hängt mit der Grundstimmung von Klage und Trauer zusammen. Das „grün“ meint nicht die Farbe, sondern stammt vom mittelhochdeutschen Wort gronan ab, das „weinen, klagen“ bedeutet. Am Donnerstag vor Ostern fanden sich die Jünger und Jesus ein letztes Mal zu einem gemeinsamen Essen zusammen: Das letzte Abendmahl. In jedem Gottesdienst wird an dieses Ereignis erinnert, denn die liturgischen Worte zu Brot und Wein werden auf dieses letzte Abendmahl bezogen.
Karfreitag ist der Tag des Leidens und des Todes Jesu. Seine Passion wird von vielen Gläubigen in Kreuzwegprozessionen nachvollzogen. Der Kreuzweg, beginnend mit der Verhaftung Jesu bis zu seiner Grablegung, wurde in unzähligen so genannten Stationshäuschen bildlich dargestellt. Von Station zu Station gehen die Gläubigen, beten den Rosenkranz, mancherorts fallen sie beim Beten auf die Knie. „Fußfallbeten“ nennt man im Rheinland diesen Brauch. Die Anstrengung und der körperliche Schmerz dieser Handlungen, dazu das wiederholte Erzählen der Leidensgeschichte sind Mittel, Schmerz und Trauer nachvollziehbar zu machen. Zu diesem kollektiven Trauern gehört auch Stille.
Kinder ziehen an Karfreitag mit ihren Karklappern durch die Ortschaften, Foto: Peter Weber/Archiv des Alltags im Rheinland/048_174
Karfreitag ist ein „Stiller Feiertag“, alljährlich wird in der Presse diskutiert, ob das Verbot von Musik- und Tanzveranstaltungen an diesem „Stillen Feiertag“ eigentlich noch zeitgemäß ist. Wegen der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Beschränkungen findet diese Diskussion dieses Jahr wohl nicht statt. Still sind am Karfreitag auch die Kirchen, denn die Glocken schweigen ab Gründonnerstag. Trotzdem werden die Gläubigen zum Gebet gerufen und wird die Zeit akustisch angezeigt. Karfreitag und Karsamstag wird geklappert. Mit Ratschen und Klappern ziehen die Kinder, heute vor allem die Messdiener, durch die Orte und ersetzen das Glockengeläut. Belohnt werden sie mit Eiern, oder heute auch mit Spenden für einen guten Zweck. Das Karklappern gehört zu den Bräuchen, die an vielen Orten wiederentdeckt werden, nachdem sie eine Weile in Vergessenheit geraten waren.