LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Nachruf Dr. Alois Döring (14.09.1949–07.11.2023)

Vorstellung des Buches "Dem Licht entgegen. Winterbräuche zwischen Erntedank und Maria Lichtmess", 2010 in Köln. Foto: LVR-ILR

Traurig und bewegt haben wir vom Tod unseres langjährigen Kollegen und Weggefährten Alois Döring erfahren. Wir verlieren mit ihm nicht nur den Kenner der rheinischen Brauchlandschaft, der auch nach seiner Pensionierung immer ein offenes Ohr für uns hatte, sondern vor allem auch einen humorvollen, liebenswerten und zugewandten Menschen. Sein plötzlicher Tod hinterlässt eine nicht zu schließende Lücke.
Alois Döring wurde 1949 in Miltenberg geboren und studierte u. a. in Würzburg Volkskunde, Germanistik, Geschichte und Philosophie. Nach seiner Promotion über Wallfahrt und Frömmigkeit an der Universität Würzburg arbeitete er zunächst dort als wissenschaftlicher Assistent. 1980 kam er dann nach Bonn ins Rheinland und begann dort als wissenschaftlicher Referent im damaligen Amt für rheinische Landeskunde, ehe er später Leiter der Abteilung Volkskunde wurde.
Alois Döring galt als profunder Kenner rheinischer Bräuche und Feste. Sein großes Anliegen, eine Art Nachschlagewerk über Bräuche im Rheinland zu schreiben, verwirklichte er in seinen, mittlerweile zu Standardwerken gewordenen Publikationen „Rheinische Bräuche durch das Jahr“ und „Heilige Helfer. Rheinische Heiligenfeste durch das Jahr“. Hier räumte er mit Mythen zu vermeintlich germanischen Ursprüngen von Festen und Rituale auf, erklärte verständlich und wissenschaftlich fundiert Wandlungsprozesse und behielt auch ganz aktuelle Entwicklungen in der rheinischen Brauchlandschaft wie das Aufkommen der Halloweenfeiern oder die Rolle der Frau im Maibrauch im Blick.
Sein besonderes Interesse galt darüber hinaus der religiösen Volkskunde. Er veröffentlichte Bücher zu „Geschichten und Bräuche(n) rund um die Weihnachtskrippe“, zu Nikolausbräuchen („Faszination Nikolaus. Kult, Brauch und Kommerz“), zu Kirchturmhähnen, Kräuterweihen und Glockenbeiern. Mit seinen Themen war er immer nah am Menschen, er befragte sie in ihrer Alltagswelt mittels Umfragen und Interviews und präsentierte seine Forschungsergebnisse in seiner großen Anzahl an Publikationen. Sein thematisches Interesse Fokussierung war breit, das Karklappern war genauso Thema wie der Lichterbrauch im Advent oder der Wandel der Kleidungskultur.
In zahlreichen Filmen dokumentierte Alois Döring vor allem Handwerkstechniken wie die Herstellung von Taschenmessern, der Storchenschere oder das Gießen einer Glocke. Auch bei den Dreharbeiten gelang es ihm, durch sein unprätentiöses Auftreten einen direkten Kontakt zu den Menschen und ihren Tätigkeiten herzustellen.
Das Rheinische Volkskundearchiv, das mittlerweile als „Archiv des Alltags im Rheinland“ über 500.000 Fotos, Umfragen und Dokumente der Alltagskultur bewahrt, baute er mit auf. Für seine Forschungen sei dies „eine wahre Fundgrube“ betonte er immer wieder. Die Bestände des Archivs machte er in zahlreichen Bildbänden wie zur „Straße“ oder das „Leben am Niederrhein“ den Menschen zugänglich.
Wissen zu teilen war so vielleicht eine seiner Hauptantriebsfeder. Ihm gelang es immer wieder, seine wissenschaftlichen Themen und Erkenntnisse verständlich zu vermitteln, nicht nur deswegen war er in Funk und Fernsehen ein gern gesehener Gast. Auch neue Kolleginnen und Kollegen wies er geduldig und bereitwillig ein, ließ sie an seinem Wissen teilhaben und war dabei durchaus diskussionsfreudig; er stritt im positiven Sinne mit Freude über neue Perspektiven, Zugänge und Themen.
Auch nach seiner Pensionierung wurde er seiner Studienobjekte nicht müde; noch im letzten Jahr erschien seine Publikation „Verhüllungen im sakralen Raum“. Und auch dem Institut blieb er als Autor für die institutseigene Zeitschrift „Alltag im Rheinland“ weiterhin verbunden. Darüber hinaus engagierte er sich ehrenamtlich, z. B. bei der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen e. V., deren Vorsitzender er war, oder für den UNESCO Club Region Bonn e. V. Zuletzt hielt er Vorträge bei der Volkshochschule Miltenberg und Umgebung in seiner fränkischen Heimatstadt, in die er 2021 zurückkehrte, als auch er von der Flutkatastrophe in Bonn betroffen war. In Miltenberg ist er nun am 7.11.2023 im Alter von 74 Jahren verstorben.

Das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte wird Alois Döring schmerzlich vermissen, als Mensch und als Wissenschaftler. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt den Hinterbliebenen.

Dreharbeiten während des Fischerfestes in Bergheim an der Sieg 2012 zum Dokumentarfilm "Von Fischen und Feiern – 1025 Jahre Fischerei-Bruderschaft zu Bergheim an der Sieg". Foto: LVR-ILR

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