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Wir trauern um Hermann Bausinger
Hermann Bausinger, der wohl wichtigste Impulsgeber für eine moderne Alltagskulturforschung ist am 24.11. im Alter von 95 Jahren gestorben. Er hat das Fach Volkskunde wie der Spiegel aktuell schreibt „vom völkischen befreit“, hat zentrale Begriffe und Konzepte diskutiert und neu perspektiviert. Immer wieder hat er uns auf aktuelle Phänomene der Alltagskultur aufmerksam gemacht, hat diese historisiert, kontextualisiert und mit unzähligen Studien Exempel gesetzt, wie ethnographischer Blick, Kulturanalyse und interdisziplinärer Diskurs funktionieren. Seine Texte und Vorträge bestechen mit klugen Argumentationen, mit wertschätzender Neugier, dem Mut zur Fach- und Selbstkritik und der Auseinandersetzung mit schwierigen Begriffen und schmerzhaften Themen. Wer Hermann Bausinger persönlich erlebt hat, konnte beobachten und lernen, was der oft zitierte „liebevolle Blick auf die kleinen Dinge des Alltags“ bedeutet: wie sein immenses vernetztes Wissen, sein Respekt für die Expert*innen des Alltags, seine Neugier, den Dingen auf den Grund zu gehen, zu einer unglaublich produktiven Mischung werden können. Auch in den Publikationen der Volkskundlerinnen und Volkskundler unseres Instituts findet sich kaum eine, die ohne ein Bausinger-Zitat auskommt – egal ob es um Regionalität, Heimat, Alltagskulturen, Erinnerung, Erzählungen, um methodisches oder phänomenologisches geht.
Die Kolleginnen und Kollegen vom Tübinger Ludwig-Uhland-Institut haben Nachrufe sowie ein letztes Interview mit Hermann Bausinger online gestellt: Hier geht es zum Nachruf
Wir trauern mit den Angehörigen und Kolleg:innen, es bleibt Dankbarkeit.
Dagmar Hänel