LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Kölle Alaaf! Jüdische Karnevalsvereine in Köln:

Kleiner Kölner Klub und Kölsche Kippa Köpp e.V. vun 2017

Die Kölner*innen und der Karneval gehören zusammen. Und da macht es keinen Unterschied, welcher Religion man angehört. 1922 gründeten jüdische Karnevalisten den Karnevalsverein Kleiner Kölner Klub (KKK). Die Gründung dieses Vereins war zwar bereits eine erste Reaktion auf die zunehmende antisemitische Haltung im Kölner Karneval in den 1920er Jahren, jedoch unterhielt der KKK noch lange gute Beziehungen zu nichtjüdischen Karnevalisten und Gesellschaften. „Trotz Warnungen nationalsozialistischer Gruppen trat mein Vater 1929 beim KKK auf und erhielt im Anschluss deren Vereinsorden.“ Dies erzählte Gerhard A. Küpper, der Sohn des bekannten Karnevalisten Karl Küpper, als er eben diesen Orden dem MiQua (LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln) schenkte. Der Orden mit dem Davidstern wird nach Eröffnung des Hauses in der Dauerausstellung zu sehen sein und an die Geschichte des jüdischen Karnevals und berühmter jüdischer Karnevalisten erinnern.

Goldfarbener sechzackiger Davidstern, darin grün unterlegtes Dreieck, darauf auf weiterem Dreieck drei Buchstaben „K“ und der Text „Kleiner Kölner Klub 1929“ Orden des Karnevalsverein Kleiner Kölner Klub (KKK) © Sharon Nathan, MiQua

In der NS-Zeit fand das gemeinsame Feiern ein Ende. Die Vereinsgründer des KKK, Willi und Max Salomon, mussten aus dem nationalsozialistischen Deutschland emigrieren. Andere Mitglieder, denen die Flucht nicht mehr gelang, wurden deportiert und ermordet.

Nach 1945 feierten jüdische Überlebende wieder Karneval. Das Kölner Dreigestirn besuchte schon die ersten Sitzungen im jüdischen Gemeindezentrum in der Ottostraße und nach 1959 in der Roonstraße. Heute besuchen Prinz, Bauer und Jungfrau das Jüdische Elternheim in der Ottostraße.

Das Kölner Dreigestirn, Prinz, Bauer, Jungfrau im Ornat Kölner Dreigestirn 2017 in der Ottostraße © Monika Grübel

Mit dem Kölschen Kippa Köpp e.V. gibt es seit November 2017 wieder einen jüdischen Karnevalsverein in Köln – und wohl bisher den einzigen in Deutschland. Sein Name bezieht sich einerseits auf Köln und andererseits auf die religiöse Kopfbedeckung jüdischer Männer, die Kippa. Auch sieht er sich in der Tradition des Vereins Kleiner Kölner Klub, dessen drei „K“ er in seinem Logo zitiert.

Rundes Logo mit drei Buchstaben „K“ in der Mitte, darunter das Wappen von Köln und der Wappenschild des Kleinen Kölner Klubs. Am äußeren Rand der Text: Kölsche Kippa Köpp vun 2017 Logo der Kölschen Kippa Köpp © Kölsche Kippa Köpp e.V. vun 2017

Die Mitglieder tragen blau-weiße Krätzchen. Klappt man diese auf, sind auf rotem Grund eine Menora (siebenarmiger Leuchter) und ein Davidstern zu sehen. Darunter steht ein Gebet für Menschen, die zu einer Reise aufbrechen.

Krätzchen der Kölschen Kippa Köpp Kopfbedeckung (Krätzchen) des Karnevalvereins „Kölsche Kippa Köpp“ © Kölsche Kippa Köpp e.V. vun 2017 Geöffnetes Seitenteil des Krätzchens. Auf rotem Grund die Symbole des siebenarmigen Leuchters, des Davidsterns und ein Gebet in hebräischer Schrift. Krätzchen mit geöffnetem Seitenteil © Kölsche Kippa Köpp e.V. vun 2017

Literatur:

Marcus Leifeld, Der Kölner Karneval in der Zeit des Nationalsozialismus. Vom regionalen Volksfest zum Propagandainstrument der NS-Volksgemeinschaft, Köln 2015.

Günther B. Ginzel / Sonja Güntner, Zuhause in Köln... Jüdisches Leben in Köln 1945 bis heute, Köln 1998, S. 135 bis 138.

Text: Team LVR-KULTURHAUS Landsynagoge Rödingen

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