Sie sind hier:
- Startseite
- Institut
- Ferienkalender 2022
- Wundertätige Souvenirs
Wundertätige Souvenirs aus Paris
Vorder- und Rückseite der Wundertätigen Medaille (Foto: Maike Jung).
Im Herzen von Paris unweit des Jardins du Luxemburg im 7. Arrondissement, genauer: in der Rue du Bac Nr. 136, befindet sich eine kleine unscheinbare Kapelle, in der sich im Jahr 1830 Wundersames zugetragen haben soll. Das Kloster der Filles de la Charité (von den Barmherzigen Schwestern) beherbergte zu diesem Zeitpunkt die Ordensschwestern der Genossenschaft der Töchter der christlichen Liebe vom heiligen Vinzenz von Paul. Eine der dort wirkenden Vinzentinerinnen war Cathérine Labouré, die im Laufe des Jahres 1830 von mehreren mystischen Begegnungen mit der Muttergottes berichtete. Solche Nachrichten von Marienerscheinungen waren zunächst keine Seltenheit und wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts nicht nur in der französischen Hauptstadt erzählt. Sie brachten tausende Menschen zu den jeweiligen Erscheinungsorten und heutigen Wallfahrtsstätten, zum Beispiel nach Lourdes oder nach Marpingen.
Allerdings bildete das Erlebnis der Cathérine Labouré den Auftakt für eine religiöse Andachts- oder Erinnerungspraxis, die sich von Paris aus wie ein Lauffeuer im nahegelegenen Rheinland und auf dem ganzen europäischen Kontinent verbreitete. Es bot dem Pariser Erzbischof Hyacinthe-Louis de Quélen zwei Jahre später nämlich den Anlass eine Medaille zu prägen, die auf den Erzählungen Labourés beruhte und die besondere Rolle Marias in der christlichen Überlieferung symbolisierte. In der Folgezeit wurde das Amulett mit anderen unerklärlichen Geschehnissen oder einem Ablass, d.h. der Verminderung der Bußstrafen vor dem Jüngsten Gericht, verbunden und massenhaft in Umlauf gebracht. Der mit der Gestaltung beauftragte Goldschmied Adrien-Jean-Maximilien Vachette gab an, bereits in den ersten zehn Jahren zwei Millionen Exemplare in Gold und Silber und 18 Millionen aus Kupfer hergestellt zu haben.
Das Geschäft boomte und richtete sich an alle sozialen Schichten. Die Firma Ludovic Penin in Lyon bot die „Médaille Miraculeuse“ (Wundertätige Medaille) in den 1890er Jahren beispielsweise in unterschiedlichen Ausführungen an und deckte dabei eine enorm breite Preisspanne ab. Dabei entsprach die günstigste Medaille aus Messing für 1 Franc in etwa dem Tageslohn eines einfachen Arbeiters. Eine 41 Millimeter große Medaille aus Gold kostete 200 Francs und galt als Statussymbol, das sich nur wenige Menschen leisten konnten. Heute ist die Wundertätige Medaille in Paris noch immer für kleines Geld zu bekommen und für manche zu einem hübschen Souvenir geworden, das an alte Zeiten erinnert und Glück bringen soll.
Mehr zur Religions- und Kirchengeschichte im Rheinland können Sie im Portal Rheinische Geschichte lesen!