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Morschenichs geSCHICHTEN „erfahren“: Eine Radtour durch die Vergangenheit in die Zukunft
Das Team vom LVR-Projekt „geSCHICHTEN Rheinisches Revier“ erschließt das jahrtausendealte kulturelle Erbe der Region aus vielen verschiedenen Blickwinkeln. Diese lassen sich am besten entlang von geSCHICHTEN des „Lebens mit Umbrüchen“ erzählen. Gerne möchten wir Sie auf eine kleine Radtour durch Morschenich mitnehmen und dabei auf geSCHICHTEN aufmerksam machen, die Sie mit uns im doppelten Sinne „erfahren“ können.
Morschenich liegt ganz nah am Braunkohletagebau Hambach.
Morschenich aus der Luft mit Blick Richtung Tagebau. (LVR-ADR, Anna Graff)
Lange war beschlossen, dass das kleine Dörfchen dem Bagger weichen sollte. Doch dann wurde in letzter Minute entschieden: Morschenich bleibt! Das alte, durch vorangegangene Umsiedlung fast menschenleere Dorf soll nun ein Ort der Zukunft werden, wie es auch das Ortsschild stolz ankündigt.
Aber ist nicht zumindest ein Teil der alten geSCHICHTEN, die sich vor allem in der Struktur und den Bauten des historisch gewachsenen Straßendorfs zeigen und mit denen so vieles verbunden ist, wert, den Weg mit in die neue Zukunft zu gehen? Hier war Expertenrat gefragt, und den geben die Denkmalpfleger des LVR in einer Studie, aus der u. a. spannende Haus- und SozialgeSCHICHTEN hervorgehen. Zwei davon seien hier kurz vorgestellt.
Mit dem Rad von Buir kommend erreicht man Morschenich von Osten über die Elsdorfer Straße. Diese trifft mitten im Ort auf die Oberstraße, der Sie zunächst einige Meter nach links folgen können, um sich dann den Straßenverlauf Richtung Südosten anzusehen.
Blick von Nordwesten durch die Oberstraße. (LVR-ADR, Silvia Margrit Wolf)
Es fällt auf, dass die Häuser dicht an dicht und direkt an der Straße stehen, es gibt keine Vorgärten. Die Denkmalpfleger fanden heraus, dass es hier 1861 einen großen Brand gab, dem fast alle Häuser und Hofanlagen der Oberstraße zum Opfer fielen. Beim Wiederaufbau setzte man dann die neuen Häuser aneinander. So nutzte man die gesamte (nicht allzu große) Breite des zur Verfügung stehenden Grundstücks aus. Nach vorn wurde sehr darauf geachtet, dass alle neuen Häuser an der Straße in einer Linie standen.
Fahren wir die Oberstraße Richtung Norden, erreichen wir die Unterstraße, an deren Ende in den 1950er-Jahren eine kleine Arbeitersiedlung für die Beschäftigten aus dem Braunkohletagebau entstand.
Hier fällt hingegen auf, dass die Häuser nun Vorgärten haben und auch weiter auseinander stehen. Trotzdem sind sie durch die Garagen miteinander verbunden, und bilden so eine „Front“ zur Straße hin, genau wie die ältere Bebauung in der Oberstraße. Und achten Sie mal auf die Hausnummern 56, 58 und 68 im Gegensatz zu den Hausnummern 60 bis 66: Sie stehen unterschiedlich weit weg von der Straße. Tatsächlich wohnten die Arbeiter in den weiter zurückgesetzten und die Vorgesetzten in den näher an der Straße liegenden Häusern!
So lassen sich noch viele weitere spannende geSCHICHTEN über Morschenich erzählen, die sogar weit bis ins Mittelalter zurückreichen. Wer mehr dazu im wahrsten Sinne des Wortes „erfahren“ möchte, dem sei die Studie „Zurück in die Zukunft – Eine denkmalpflegerische Analyse zur Dorferneuerung von Morschenich“ empfohlen, die hier zum Download verfügbar ist:
Zurück in die Zukunft. Eine Denkmalpflegerische Analyse zur Dorferneuerung von Morschenich
Darüber hinaus bietet es sich an, den Ausflug mit einem Waldspaziergang durch den nahegelegenen Hambacher Forst abzurunden: Er ist mit dem Fahrrad in weniger als zehn Minuten erreichbar.
Wir sind gespannt, welche dieser geSCHICHTEN Morschenich auf seinem Weg in die Zukunft begleiten werden!