LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Hauptsache, der Lorenz knallt!

Einer sommerlichen Redewendung auf der Spur.

„Der Lorenz knallt“ im Landschaftspark Duisburg-Nord (Tourismus NRW e.V.).

Ist Ihnen schon mal der „knallende Lorenz“ begegnet? Nein? Dann kommen Sie vermutlich nicht vom Niederrhein, aus dem Ruhrgebiet oder dem Bergischen Land. Denn für Menschen aus diesen Regionen des Rheinlands ist klar, wenn „der Lorenz knallt“, dann scheint die Sonne besonders heiß vom Himmel. Im zentralen Rheinland hört man die Redewendung eher selten, es scheint aber so, als sei auch dort der „Lorenz“ auf dem Vormarsch – und das nicht nur am Himmel, sondern auch im Sprachgebrauch.

„der Lorenz knallt“ (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0).

Doch woher kommt diese eigentümliche Wendung und warum knallt der Lorenz, nicht aber Heinz, Jupp oder Sophie?

Die Gleichsetzung des Vornamens Lorenz mit dem hellen Himmelskörper geht auf den Heilige Laurentius zurück. Dessen Gedenktag wird am 10. August gefeiert – zu einem meist sehr sonnigen Zeitpunkt also. Deshalb hat der Name des Heiligen auch Eingang in viele dialektale Wetter- und Bauernregeln gefunden, wie das Rheinische Wörterbuch zeigt (Bd. 5, Sp. 212): Wann der Lorenz hät ken Sonn, göfft et schleite ('schlechten') Win ('Wein') en de Tonn Mönchengladbach, Wej Knolle ('Rüben') well ete, dörf Lorenz niet vergete ('vergessen') Ruhr, St. Lorenz darf ken Stoppele miehr siehn Nettetal-Leuth. In Dialektsprüchen dieser Art kommt Lorenz übrigens auch weiter südlich vor, im zentralen Rheinland (Lorenz mät de Flege, Barthelemies fänd se, Mechel fängk se, Märten hängk se Euskirchen-Billig) und auch in Rheinland-Pfalz (Lorenz brengt en Säng oder en Sprenz Trier, Westeifel). Hier ist aber immer der Heiligenname gemeint, die Gleichsetzung mit „Sonne“ kommt ursprünglich nur in westfälischen Mundarten vor, von dort ist sie wohl in der Redewendung „der Lorenz knallt“ in die Alltagssprache übernommen worden.

Wie die Ergebnisse einer Online-Umfrage des LVR-Sprachteam aus dem Jahr 2019 zeigen, ist die Redewendung aktuell vor allem im Ruhrgebiet bekannt und wird dort auch am häufigsten verwendet. Südlich davon, insbesondere im zentralen Rheinland rund um Aachen, Bonn und Köln, kennen ca. zwei Drittel der Befragten den Ausspruch gar nicht. Es bleibt abzuwarten, ob das Kartenbild sich bei einer erneuten Untersuchung in einigen Jahren zugunsten des Lorenz verändert.

Wo auch immer Sie Ihren Sommer verbringen: Wir wünschen Ihnen, dass der Lorenz ordentlich knallt!

Literatur:

Peter Honnen: Alles Kokolores? Wörter und Wortgeschichten aus dem Rheinland. 4. Auflage. Köln 2012.

Peter Honnen: Wo kommt dat her? Herkunftswörterbuch der Umgangssprache an Rhein und Ruhr. Köln 2018.

Rheinisches Wörterbuch. […] hrsg. und bearb. von Josef Müller u. a. Bonn, Berlin 1928-1971.

Charlotte Rein: „der Lorenz knallt“. In: Dat Portal. So spricht das Rheinland. 2022.

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