LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Tag der Muttersprache: 21. Februar 2021

"Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt" Die meisten von uns kennen diesen Text seit Kindertagen. Was haben wir wohl gedacht, als wir ihn damals mitsangen? Dass wir so etwas wie "im Märzen" nie sagen würden? Wir sagten: im März. Dass wir die "Rösslein" vielleicht aus Märchen kannten, dass niemand in unserem Dorf oder in unserer Stadt dieses Wort in den Mund nahm? Wir sagten Pferde (beziehungsweise Ferde). Liedtexte wie der vom Leben in der Landwirtschaft mit all ihren fremden und wunderlichen Wörtern eröffneten uns eine Ahnung davon, wie groß und vielgestalt unsere Muttersprache ist.

Umschlag der Dialektwörterbuchs von Bedburg-Hau (Valentin 2013)

Und dann gibt es im Rheinland noch Menschen, deren Muttersprache eine ganz andere ist: Türkisch oder Griechisch, Englisch oder Arabisch … Oder ein Dialekt. Vielleicht der von Kevelaer oder Kerpen oder das Kölsche. Inne Märt spannt denn Bur die Peerd in – so könnte diese Liedzeile, von der poetischen Form in die Alltagssprache übertragen, im Kevelaerer Platt (op Kävels) klingen. Ältere Menschen, in deren Sprachbiografie der Dialekt vor dem Hochdeutschen auftaucht, sehen diese Erstsprache manchmal als ihre eigentliche Muttersprache an. Und haben sie entsprechend lieb.

Als die Unesco den 21. Februar zum "Internationalen Tag der Muttersprache" ausgerufen hat, ging es ihr vor allem um die vielen bedrohten Sprachen auf der Welt und um die Wertschätzung der Mehrsprachigkeit. Wir dürfen in diesen Tag die Dialekte durchaus einbeziehen. Sie sind Teil unserer Identität – sicherlich nicht für jeden Menschen, aber doch für die, die sie sprechen.