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Arbeitswelt Brikettfabrik: Eine Ära geht zu Ende. Produktion und Vertrieb von Briketts in Frechen-Wachtberg
Der Pressenwärter erklärt seine Arbeit an der Strangpresse. Foto: LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte.
Der Kameramann filmt, wie die fertigen Briketts aus der Strangpresse heraustreten. Foto: LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte.
Ich erinnere mich sehr gut: Lautes Stampfen drang an meine Ohren und ein erdiger Geruch stieg mir in die Nase als ich im Frühjahr 2022 das Pressenhaus der Brikettfabrik Frechen-Wachtberg betrat. In diesem Teil auf dem Fabrikgelände wurden aus Braunkohlestaub Briketts gepresst. Beeindruckend! Die Technik faszinierte mich sofort. Die Maschinen wurden Anfang des 20. Jahrhunderts in dem Pressenhaus aufgestellt. Sie liefen also seit über 100 Jahren und standen nur still, wenn eine Reparatur oder Reinigung anfiel. Die alten Maschinen waren kaum eingehaust, so dass ihre Funktionsweise gut zu sehen war. Ich konnte einigermaßen erkennen, wie das Brikett entstand. Gut für das Projekt, für das ich mit Kolleg*innen in die Fabrik gefahren bin.
Wir produzierten eine Filmdokumentation über die Herstellung von Braunkohlebriketts in der letzten noch aktiven Brikettfabrik im Rheinischen Revier, „auf dem Wachtberg“ in Frechen. Ende 2022 wurde die Produktion eingestellt. Es war also höchste Zeit, die Produktionsschritte mit der Kamera zu dokumentieren. Denn sobald diese Fabrik ihre Produktion einstellte, ging zumindest im Rheinischen Revier die Ära der Brikettherstellung zu Ende – und zwar wirklich zu Ende, denn mit dem Regierungsbeschluss zum Ausstieg aus der Braunkohleverstromung soll bis spätestens 2038 keine Braunkohle mehr gefördert werden, in NRW sogar bis 2030. Damit würde kein Rohstoff für die Produktion zur Verfügung stehen, auch nicht zu Schauzwecken.
Blick über die Brikettfabrik mit dem Pressenhaus als langer Querriegel in der Bildmitte. Foto: LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte.
Auch wenn die Braunkohle als Energieträger in den letzten Jahren einen erheblichen Imagewandel erlebt hat, ist sie doch prägend für die Region gewesen, sowohl als Energielieferant für Industrie und Privathaushalt – Brikettöfen und -heizungen sorgten für häusliche Wärme –, als auch als Arbeitgeber. Von daher interessierte uns für die Filmdokumentation nicht nur, wie eigentlich ein Brikett hergestellt wird, sondern auch, wie die Menschen, die mit der Braunkohle arbeiteten, diesen Ausstieg, diesen Abschied erlebt haben. Welchen Bezug haben sie zu ihrer Arbeitsstätte in der Brikettfabrik? Wo spielt das Brikett noch eine Rolle im Alltag?
Im Laufe des Jahres 2022 haben wir an mehreren Tagen in der Fabrik gedreht und konnten so alle Produktionsschritte dokumentieren. Wir sind während der Dreharbeiten in der Fabrik auch unseren Fragen nach dem persönlichen Erleben nachgegangen und fanden Antworten. Denn wir hatten das große Glück, dass uns die Mitarbeitenden nicht nur ihre Aufgaben und Tätigkeiten erklärt und ihre Handgriffe gezeigt haben, sondern auch erzählten, was das Ende der Brikettproduktion für sie persönlich bedeutet. 2023 haben wir dann den Film geschnitten. Entstanden ist eine Dokumentation der Produktionsabläufe von der Rohkohleanlieferung bis zum Verladen der fertigen Briketts in LKWs oder Bahnwaggons, erläutert und erklärt von den handelnden Personen selbst, die damit nicht nur Einblick in die technischen Abläufe, sondern in ihre persönliche Arbeitswelt geben.
Anfang 2024 wird der Film fertiggestellt und dann auch für ein breites Publikum zu sehen sein. Einen Appetizer können Sie aber jetzt schon hier sehen:
Lisa Maubach
Literatur:
Manfred Coenen, Karl Pokschewinski, Volker H. W. Schüler: 100 Jahre Wachtberg. Grube & Brikettfabrik 1901 – 2001 (Documenta Berchemensis Historica Band 3). Frechen 2001.
„Brikettfabrik Wachtberg“. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital.
„Schnellerer Ausstieg aus der Braunkohle in NRW“
Gesetz zur Reduzierung und zur Beendigung der Kohleverstromung
Landesregierung NRW: Eckpunktevereinbarung für den Kohleausstieg 2030