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Wie viel Frankreich steckt in Deinem Alltag?
Ein Ausstellungsprojekt mit Schüler*innen
Wie viel Frankreich steckt in Ihrem Alltag? Was - Sie finden, diese Frage ist nicht „us d‘r Lamäng“ zu beantworten? Das ist durchaus beabsichtigt, denn man darf schon ein wenig überlegen, um die unterschiedlichen Einflüsse französischer Kultur in der eigenen Lebenswelt zu entdecken. Und nicht jeder oder jede wird dieselbe Antwort finden. Aber mit der rheinischen Redewendung „us d´r Lamäng“ haben Sie quasi en passant (französisch für „nebenbei“) ein Stück Frankreich im rheinischen Dialekt gefunden. Lamäng geht auf das französische „la main“ (die Hand) zurück. Us d‘r Lamäng hat also die Bedeutung „mit schneller Hand“ oder „aus dem Bauch heraus“. Französische Lehnwörter oder auch Gallizismen - wie unsere Sprachwissenschaftlerinnen sagen - sind nur ein Beispiel dafür, welche Spuren französische Kultur in unserem Alltag hinterlässt.
Viele weitere Zeugnisse lassen sich auch in der Nahrungskultur, in populären Medien, in Kunst, Mode und Architektur entdecken. Frankreich im Alltag, dazu gehören aber auch persönliche Erinnerungen und Beziehungen zum Nachbarland sowie Bilder in unseren Köpfen, die oftmals durch Stereotype geprägt sind. Paris als sogenannte „Stadt der Liebe“ gehört zum Beispiel zum Kanon populärer Frankreich-Klischees, die durch Filme oder Tourismus immer wieder reproduziert werden
Nach all diesen unterschiedlichen Facetten und Zusammenhängen haben wir gemeinsam mit Schüler*innen gesucht und daraus die Ausstellung gemacht. Sie zeigt gegenwärtige, zum Teil ungewöhnliche Aspekte der deutsch-französischen Beziehungen. Die jungen Leute haben zum Beispiel Zeugnisse französischer Kultur im Bonner Stadtbild entdeckt, an Umfragen und Interviews teilgenommen und immer wieder intensiv über Stereotype reflektiert. Herzstück der Ausstellung sind individuelle Erfahrungen und Erlebnisse mit französischer Alltagskultur. Darüber erzählen die Jugendlichen anhand von Gegenständen aus ihrer Lebenswelt. Diese Dinge – von den Ballettschuhen über das Comic-Heft bis zur Tischdecke oder dem Lieblingsgebäck der Oma – verraten nicht nur Persönliches über ihre Besitzer*innen, sondern enthalten auch kleine Informationen über Frankreich. Wussten Sie zum Beispiel, dass es in Frankreich, in Fontainebleau, eine Boulder-Szene gibt? Davon erzählt Lorena anhand ihrer Kletterschuhe und erklärt auch was „Bouldern“ ist.
Ausstellungsprojekte mit Schüler*innen sind für mich immer eine ganz außergewöhnliche Art der Forschung und Vermittlung. Im Dialog mit den jungen Leuten nimmt ein anfangs auf dem Papier entwickeltes Konzept allmählich konkrete Formen an. Diesen Schritt von der Theorie zur Praxis gibt es natürlich bei vielen unserer Projekte, aber die Arbeit mit Schulen zeichnet eine besondere Dynamik und Flexibilität aus, die das Ganze sehr spannend macht! Zu Beginn steht noch nicht fest, wie die Ausstellung am Ende aussieht. Wir entwickeln das Ergebnis im Dialog mit den jungen Leuten, reagieren auf das, was Ihnen im Projektunterricht Spaß macht. Wir vertiefen diejenigen Methoden, die besonders gut „funktionieren“. Zu Beginn des Projekts hatten wir zum Beispiel noch nicht auf dem Schirm, dass sich Frankreich-Geschichten besonders gut über Objekte erzählen lassen. Wir freuten uns über die ausgesprochene Vielfalt an Dingen und Erzählung die zusammenkamen und merkten schnell, dass eben nicht „nur“ Baguettes, Berrets und Miniatur-Eiffeltürme zusammenkommen. Im Projektunterricht näherten sich die Jugendlichen Fremd- und Selbstbildern auch mit Kreativität und Humor. Aus einer Gruppenarbeit zur Frage „Was sollten Jugendliche aus Frankreich unbedingt über Deutschland wissen“ haben wir dann eine „Gebrauchsanleitung Deutschland“ entwickelt. Ein spielerisches Element in der Ausstellung – die Klischee-Karambolage – ließ sich gut aus Umfrageantworten von Schüler*innen aus Massy und Bonn erstellen. Hier kann man anhand von Originalzitaten erraten: Wer hat was über wen gesagt?
Die Ausstellung wurde Anfang Dezember vor zahlreichen jungen Gästen im Publikum im Rahmen der Tagung „60 Jahre Élysée“ erstmalig präsentiert. Es war toll zu erleben, wie begeistert die Schüler*innen von dem Ergebnis waren. Denn, dass sie sich mit ihren Gedanken und Geschichten, einige sogar mit einem Fotoporträt in einer Ausstellung wiederfinden werden, schien vielen zum Projektstart nocht recht unvorstellbar! An anderer Stelle werden wir noch mehr über Inhalte und Ergebnisse des Ausstellungsprojekts berichten.
Deutsch-französicher Stadtrundgang in Bonn:
Schon jetzt können Sie einen virtuellen Rundgang durch Bonn unternehmen und dabei Spuren von Frankreich im Stadtbild entdecken:
Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen beteiligten Schüler*innen am Hardberg-Gymnasium und Friedrich-Ebert-Gymnasium in Bonn und beim Lycée du Parc de Vilgénis in Massy.
Gabriele Dafft