LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Die Revolution von 1848/49 im Rheinland – und im LVR-ILR

Vor 175 Jahren brach in weiten Teilen Europas und im Rheinland die Revolution aus. Anlässlich des Jubiläums wurden am LVR-ILR Initiativen ins Leben gerufen, die an die Bedeutung des Ereignisses in der Region und darüber hinaus erinnerten.

Die Paulskirche in Frankfurt am Main. Davor stehen Menschen auf einem belebten Platz. Die Frankfurter Paulskirche im Jahr 1848, Aquarell von Jean Nicolas Ventadour. (Quelle: Historisches Museum Frankfurt/wikimedia.commons)

Im März 1848 gingen tausende Menschen auf die Straße, um für die Veränderung der politischen Verhältnisse, allen voran für die Bildung eines einheitlichen deutschen Verfassungsstaates einzutreten. In Aachen, Köln, Düsseldorf, Koblenz und in anderen rheinischen Städten wurden Petitionen mit den sogenannten Märzforderungen verfasst und Abgeordnete erstmals in einer freien Wahl in die deutsche Nationalversammlung in Frankfurt am Main entsendet. 175 Jahre nach der Eröffnung des Parlaments am 19. Mai 1848 wurde mit einem Festakt in der Frankfurter Paulskirche an die Bedeutung der Revolution für die deutsche Demokratiegeschichte erinnert. Bereits im Vorfeld konnte ich bei einer damit verbundenen Tagung dabei sein, die die „Modernität von 1848/49“ aus historischer und aktueller Perspektive diskutierte. Meine eigenen Forschungsergebnisse zur „Politischen Partizipation in der preußischen Rheinprovinz“ sind kurz darauf in Band 10 unserer Reihe Stadt und Gesellschaft erschienen.

Letzte Ausgabe der Rheinischen Zeitung vom 19. Mai 1849, gedruckt in roter Farbe (© LVR-Niederrheinmuseum Wesel). Letzte Ausgabe der Rheinischen Zeitung vom 19. Mai 1849, gedruckt in roter Farbe (© LVR-Niederrheinmuseum Wesel).

Gleichzeitig stand die Revolution auch in unseren Online-Portalen im Fokus. Im Portal Preußen im Rheinland stellen wir Ihnen die Geschehnisse, die rheinischen Abgeordneten und interessante Einzelaspekte zur Revolution vor Ort vor. Besondere Dokumente wie die Rheinische Zeitung oder einen Brief, der in Köln gefunden wurde, sind Beispiele für die öffentliche Meinung, die 1848/49 viele unterschiedliche Ausdrucksformen hatte. Weitere Thementexte können im Portal Rheinische Geschichte abgerufen werden. Die Biografien von Franziska Anneke, Gottfried und Johanna Kinkel oder Franz Raveaux zeigen, dass viele Vertreterinnen und Vertreter freiheitlicher Ideen aus dem Rheinland kamen und die politische Kultur weit über die Region hinaus beeinflussten. Diese Frauen und Männer aber auch bestimmte Gesellschaftsgruppen wie zum Beispiel die Bonner Burschenschaften oder der Kölner Arbeiterverein prägten die Revolution im Rheinland und sind mit einer neuen Ereignisdatenbank verknüpft. Hier kann man die Revolution im Rheinland jetzt genau nachverfolgen.

Das Gedenken an einen regionalen Vertreter der Revolution bildete im Oktober den Startschuss für das neue hybride Format „Landeskunde am Abend“. Mit einem Vortrag von Hofrat Mag. Thomas Just, Direktor des Österreichischen Haus-, Hof- und Staatsarchivs über „Wien, Robert Blum und die Revolution von 1848“ wurde an den in Köln geborenen demokratischen Abgeordneten Robert Blum (1807–1848) erinnert.

Zwei Uniformierte richten das Gewehr auf Robert Blum, der mit verbundenen Augen auf dem Boden kniet. Daneben ein General. Im Hintergrund österreichische Truppen. Druckschrift „Standrechtliche Behandlung des Robert Blum im Monate November 1848“. (Quelle: Wien Museum, Inv.-Nr. 96433)

Robert Blum wurde am 9. November 1848 wegen seiner Beteiligung an den Barrikadenkämpfen in Wien zum Tode verurteilt und einen Tag vor seinem 41. Geburtstag standrechtlich erschossen. Der Kölner Demokrat kam aus einfachen Verhältnissen, bildete sich autodidaktisch weiter und lebte ab 1830 als Theaterangestellter und Schriftsteller in Leipzig. In der Revolution setzte er sich für die Forderungen der Bevölkerung, eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse und die rechtliche Verankerung freiheitlicher Ideale ein. Im Gespräch mit dem Leiter des LVR-ILR, Dr. Helmut Rönz, und Dr. Kai-Michael Sprenger, Direktor der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte, sowie allen Interessierten wurde schnell klar, wie wichtig es ist, an die Menschen zu erinnern, die sich 1848/49 für demokratische Menschen- und Bürgerrechte einsetzten.

Auch deshalb haben wir uns dazu entschieden, das Leben und Wirken von Robert Blum zusätzlich mit einen Podcast zu würdigen, der in der Reihe „Geschichte Europas“ veröffentlicht wurde.

Hier geht’s zur Podcast-Folge

Viel Spaß beim Anhören!

Katharina Thielen