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Kinder helfen Kindern. Die Sternsinger

Die Sternsinger, Nürnberger Holzschnitt aus dem 17. Jahrhundert, Original im Germanischen Nationalmuseum, gemeinfrei]

Jahr für Jahr senden die katholischen Pfarrgemeinden feierlich ihre „Sternsinger“ aus. Zur Erinnerung an die „Weisen aus dem Morgenland“ ziehen Kinder von Haus zu Haus. Verkleidet als Heilige Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar wünschen sie Glück zum Neuen Jahr und bringen an den Haustüren die Segenszeichen C+M+B mit der Jahreszahl an. Die „Aktion Dreikönigssingen“ ist heute ein kirchlich organisierter Solidarbrauch und die weltweit größte Hilfsaktion von Kindern für Kinder. In der ganzen Bundesrepublik ziehen jährlich circa 300.000 Kinder durch ihre Gemeinden, um Spenden zu sammeln. Der Erlös kommt Projekten zugute, die in mehr als 100 Ländern arme Kinder unterstützen.

2019 sammelten die Sternsinger 50,2 Millionen Euro, das höchste Ergebnis seit dem Start der Aktion. Während der Sternsingeraktion 2021 werden die Kinder vor ganz besonderen Herausforderungen stehen. Die Heiligen Drei Könige werden Maske tragen, ihr Hab und Gut desinfizieren, nur aus der Ferne singen und ihre Wanderstationen dokumentieren. Die Gemeinden arbeiten im Verbund mit dem Hilfswerk unter dem Motto „Wir kommen und bringen den Segen – aber sicher!“ an individuellen Hygienekonzepten, um die Aktion auch 2021 zu ermöglichen. Seit der Einführung der „Aktion Dreikönigssingen“ 1959 hat das Bild der umherziehenden Heiligen Drei Könige einen festen Platz in der öffentlichen Wahrnehmung zu Beginn des Jahres.

Das weltweit agierende Kindermissionswerk feiert im nächsten Jahr seinen 175. Geburtstag; seine historischen Wurzeln liegen in Aachen. In der Domstadt ging der Gründungsimpuls von der 1830 geborenen Auguste von Sartorius (1830-1895) aus. Sie stammte aus einer gut situierten und sozial engagierten katholischen Arztfamilie, begegnete in der frühindustriellen Textilstadt Aachen aber vielen sozialen Missständen. Besonders Nachrichten über notleidende Kinder in China und Afrika prägten sie früh. Auguste von Sartorius war 15 Jahre alt, als sie den „Verein der heiligen Kindheit“ auch in ihrer Heimatstadt etablierte. Das offizielle Gründungsdatum ist der 2. Februar 1846. Bereits 1860 war der Verein, oft auch „Kindheit-Jesu-Verein“ genannt, in allen deutschen Bistümern vertreten. Die von ihm ausgehenden Kollekten bildeten bis ins 20. Jahrhundert hinein einen wesentlichen Bestandteil der religiösen Prägung von Kindern und legten die Grundlage für das heutige „Sternsingen“.

Auguste von Sartorius, Porträtfoto, RCSJ CEU Archiv Kloster Riedenburg

Mehr interessante Informationen zur Geschichte der Sternsinger und ihrer Gründerin finden sie in unserem Internetportal www.rheinische-geschichte.de: Auguste von Sartorius | Portal Rheinische Geschichte (lvr.de)

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