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Ludwig van Beethoven und Weihnachten

Ludwig van Beethoven mit dem Manuskript der Missa solemnis, Gemälde von Joseph Karl Stieler (1781-1858), 1820. (Beethoven-Haus Bonn, Bildstelle)

Wenn man an den großen Bonner Tonsetzer Ludwig van Beethoven denkt, denkt man wohl weniger an Herz und Seele wärmende Weihnachtslieder, sondern vor allem an seine großen Symphonien. An die Dritte, die Eroica, die der Legende nach einst Napoleon gewidmet war und nach dessen Kaiserkrönung durch eigene Hand mit revolutionärer und republikanischer Wut umgewidmet wurde – oder auch nicht. Man denkt an die Symphonie Nr. 6, die Pastorale genannt wurde, die als einzige aus fünf Sätzen bestand und der Programmmusik des 19. und 20. Jahrhunderts den Weg bahnte. Vor allem denkt man an die 9. Symphonie, die mit dem Chorfinale aus dem vierten Satz Hymne der europäischen Einigung wurde. Die 9. Symphonie war in der Tat die Wegbereiterin der Romantik und die Überwinderin der Klassik. Sie war zudem am ehesten eine „weihnachtliche Symphonie“ kündet der Schiller-Text „Ode an die Freude“ doch von einer Utopie, nämlich, dass alle Menschen Brüder werden, während ein Vater überm Sternenzelt über die Menschheit wacht. Nichts wird vermutlich Beethoven ferner gelegen haben als eine weihnachtliche Interpretation – aber wer weiß? Die 9. Symphonie überwand jedenfalls die Normen herkömmlicher Komposition und wurde zur Inspiration ganzer Generationen Musikerinnen und Musiker. Neues war geboren. Die 9. Symphonie war eine Zäsur in der Musikgeschichte.

Möglicherweise denkt man bei Beethoven aber auch an die Klavierkonzerte, vor allem wenn man sich an eine Teereklame aus den 1980ern und 1990ern erinnert. Doch nicht nur für Teekenner sind diese Konzerte bleibend und die schönsten, die je komponiert wurden. Das Violinkonzert Opus 61 steht wie ein Solitär in der Musikgeschichte, ebenso die zahlreichen Klaviersonaten, Kammermusiken und seine Oper, der Fidelio. Sicherlich wurde in dieser Aufzählung einiges weggelassen, etwa das große Repertoire an Kammermusik: Beethoven hat für jede Vorliebe komponiert und sein Bonmot über Johann Sebastian Bach „Nicht Bach, Meer soll er heißen!“ trifft sicherlich auch auf den größten Bonner Sohn zu. Heute feiern die Stadt Bonn, das Rheinland und die Welt den 250. Geburtstag des Komponisten. Er war also fast ein Weihnachtskind. Jedoch nur fast. Er hinterließ uns wenig Kirchenmusik, genannt sei hier die Missa Solemnis, und kein Weihnachtsoratorium wie etwa Bach. Man muss lange suchen, bis man etwas „Weihnachtliches“ bei Beethoven findet und auch in diesem Fall handelt es sich zunächst um eine säkulare Absicht. Die „12 Variationen über ein Thema aus Händels Oratorium ‚Judas Maccabäus‘ G-dur WoO 45“ für Cello und Klavier wurde erstmals 1797 veröffentlicht. Variationen zu Opern- oder Oratorienthemen zu schreiben, war bis weit ins 19. Jahrhundert „in“. Eine Variation dieses Werkes beschäftigt sich mit dem Chor „See the conqu’ring hero comes“. Später sollte die Melodie Eingang finden in den weihnachtlichen Liederschatz weltweit. Denn in den 1820er Jahren nutzte der Erlanger evangelische Theologe Friedrich Heinrich Ranke die Melodie für ein neues Adventslied. Das Lied kennen wir heute unter dem Namen „Tochter Zion“. Vermutlich stand wohl Händel Pate dieses Liedes, aber auch Beethoven hatte vielleicht seinen Anteil daran.

Mehr zu Beethoven finden Sie im Portal Rheinische Geschichte unter: Ludwig van Beethoven | Portal Rheinische Geschichte (lvr.de)

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