LVR-Institut für Landeskunde
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Schneelandschaft mit Kapelle

Andreas Achenbach (1815-1910), Schneelandschaft mit Kapelle, 1835, Öl auf Leinwand, 21,5 x 30,5 cm, Inv.-Nr. M 4495, © Kunstpalast, Düsseldorf, Foto: Horst Kolberg – ARTOTHEK

Andreas Achenbach, die Düsseldorfer Malerschule und die Schneelandschaft mit Kapelle

Wie wünschen wir uns Weihnachten? Die Weihnacht soll selbstverständlich weiß sein, zumindest, wenn man nicht auf das Auto angewiesen ist. Weihnachten soll ein Fest des Friedens und der Stille sein, der familiären Eintracht und der Nächstenliebe. Welche Farbe steht mehr für diese Attribute unserer Weihnacht als das unschuldige Weiß? Mit dem Schnee kommt der Trubel zum Erliegen, der Lärm wird gedämpfter, das Landschaftsbild weicher. Ausgedehnte Wanderungen durch die weiße Landschaft haben ihren besonderen Reiz. Vor einigen Tagen berichtete eine soziologische Studie, dass die meisten von uns lieber durch den Neuschnee laufen als über glattgetretene Wege – auch auf die Gefahr hin, nasse Füße zu bekommen. Schnee übt einen besonderen Reiz auf uns aus, vor allem an Weihnachten. Jedes Jahr träumen wir auch im Rheinland von der weißen Weihnacht – und in statistisch neun von zehn Fällen werden wir enttäuscht, zumindest in den Flusstälern. Nur die Hochlagen der Mittelgebirge tragen zuweilen Schnee im Dezember. Doch das passt. Denn zu Weihnachten gehört auch die entsprechende Landschaft. Schnee, Landschaft und Weihnacht gehören in unseren Vorstellungen zusammen. Schnee, eine romantische Kapelle mit kleinem Glockenturm, alten Gräbern vor dem Eingang und einer Ummauerung, vielleicht aus rheinischem Schiefer, unter klarem Himmel und einer zart leuchtenden Morgensonne, das könnte durchaus das Ziel unserer Wanderung am ersten Weihnachtstag sein. So wie es das Ziel der Wanderer war, die Andreas Achenbach auf seiner Leinwand in Öl gemalt hat. Das Bild „Schneelandschaft mit Kapelle“ entstand 1835 und ist typisch für Achenbachs Landschaftsmalerei und für die Kunstrichtung der Düsseldorfer Malerschule in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Das 19. Jahrhundert war das große Jahrhundert der Kunstakademien. Durch die ökonomischen und sozialen Umwälzungen der französischen Revolution waren Künstler zunehmend wirtschaftlich auf sich allein gestellt. Gleichzeitig entstanden überall institutionalisierte staatliche Ausbildungsstätten für den künstlerischen Nachwuchs, der dann anschließend auf einen unsicheren Kunstmarkt entlassen wurde. Die wohl bedeutendste Kunstakademie im Rheinland entstand in Düsseldorf, der seit 1815 zum Königreich Preußen gehörenden ehemaligen Residenzstadt im Herzogtum Berg. Und hier waren es die Brüder Andreas und Oswald Achenbach, die durch ihre Landschaftsmalerei Düsseldorf ihren Stempel aufdrückten und schließlich am imposanten Ruf der Akademie maßgeblichen Anteil hatten. Beide Brüder, so Denise Steger in ihren Beiträgen für das Portal Rheinische Geschichte, überwanden den Malstil der Romantik, indem sich der eine, Andreas, einen „realistischen“ Malstil aneignete und sich der andere, Oswald, in späten Jahren dem Impressionismus zuwandte. Mehr zu den Achenbachs und der Düsseldorfer Malerschule finden Sie im Portal Rheinische Geschichte:

Andreas Achenbach | Portal Rheinische Geschichte (lvr.de)

Oswald Achenbach | Portal Rheinische Geschichte (lvr.de)

Die Düsseldorfer Malerschule im 19. Jahrhundert | Portal Rheinische Geschichte (lvr.de)