LVR-Institut für Landeskunde
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Kersmes, Chresmes und Chresdag 'Weihnachten'

In den Dialekten des Rheinlands wird 'Weihnachten' heute zumeist wie im Hochdeutschen bezeichnet (lautlich als Weihnachte, Weihnachde, Weihnachden). Hier ein Beispiel aus dem Dialekt von Keyenberg bei Erkelenz: Ja, on als wer dat met dä Nikolaus dann so jut övverstange hodde, da jing et jo so langsam op Weihnachde aan.

Sprachkarte: Weihnachtsbezeichnungen in rheinischen Dialekten

Vor gar nicht so langer Zeit waren im Rheinland allerdings ganz andere Weihnachtsbezeichnungen gebräuchlich: Kersmes, Chresmes und Chresdag; dabei schloss niederrheinisch Kersmes an niederländisch kerstmis an. Die Karte zeigt die Verteilung der Wörter im Raum, sie basiert auf den Angaben des "Rheinischen Wörterbuchs" und vereinfacht. So war/ist etwa im Gebiet von Chresmes auch Chresdag in Gebrauch. Erster Bestandteil ist jeweils 'Christ', wobei am Niederrhein von niederländisch 'kerst' (= Christ) auszugehen ist. Der zweite Teil der Zusammensetzungen ist 'Messe' oder 'Tag'.

Als in den 1980er Jahren die Tonaufnahmen für das Projekt "Das rheinische Platt – Eine Bestandsaufnahme" entstanden, wurde häufig die Weihnachtszeit thematisiert. Dabei konnten auch all die alten Bezeichnungen dokumentiert werden – etwa für Solingen. Dort hieß es: Die letzden vier Weken vör Chresdaag, du word vööl jebacken un jebasdelt. Auch die Keyenberger Aufnahme stammt aus dieser Dokumentation.

Übersetzungen:

Ja, und als wir das mit dem Nikolaus dann so gut überstanden hatten, da ging es ja so langsam auf Weihnachten an. (Keyenberg)

Die letzten vier Wochen vor Weihnachten, da wurde viel gebacken und gebastelt. (Solingen)

Literatur