LVR-Institut für Landeskunde
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Wenn‘s im Büro weihnachtet

Weihnachtsdekoration gehört zur Adventszeit wie die Zuckerschrift aufs Lebkuchenherz – ohne sie würde etwas fehlen. Die Deko sorgt für die Einstimmung auf das Fest und kommt gerade in der dunklen Jahreszeit dem Bedürfnis nach einer behaglichen Atmosphäre entgegen.

Auf einem Schreibtisch steht ein Teller mit diversen zum Teil sehr bunten Weihnachtsobjekten. Darunter Engel, Weihnachtsmänner, Rentiere. Um den Teller stehen Deko-Objekte wie beispielsweise ein roter Nikolausstiefel aus Keramik. Unsere Kollegin aus der LVR Zentralverwaltung in Köln-Deutz stellt jeden Dezember augenzwinkernd einen ganz speziellen Weihnachtsteller zusammen. Hier landen all die Weihnachtsobjekte, die sich über Jahre angesammelt haben. Foto: G. Erbes-Böhm/Archiv des Alltags im Rheinland

Im Wohnumfeld und im öffentlichen Raum sind Lichterketten, Tannengrün, bunte Kugeln, glitzernde Sterne und Kerzen für viele Menschen ein Muss. Wie aber sieht es im Arbeitsalltag aus? Zum Beispiel im Büro? Hat Weihnachtsdekoration dort überhaupt etwas zu suchen? Unser Projekt „Bürowelten – Wer arbeitet denn hier“zeigt: Persönliche Kleinigkeiten auf Schreibtisch, Fensterbank, Aktenschrank oder im Regal stehen nicht im Widerspruch zum seriösem Arbeiten. Vielmehr spricht es durchaus für eine Identifikation mit der beruflichen Tätigkeit, wenn jemand seine Arbeitsumgebung nach individuellen Vorlieben gestaltet.

Ob und wieviel Deko es sein darf, daran scheiden sich allerdings die Geister. Die einen lieben es bunt im Büro, die anderen eher nüchtern und karg. Zu Weihnachten aber lassen sich auch die Hartgesottensten unter den Deko-Muffeln erweichen. Dann darf zumindest der Schokoladen-Nikolaus auf dem Schreibtisch stehen bleiben, den die Chefin den Mitarbeitenden vorbeigebracht hat. Wer den Rest des Jahres sein Büro gerne papierfrei hält, drapiert auf einmal bunte Weihnachtskarten auf der Fensterbank oder stellt sogar eine adventliche Keksdose auf den Tisch, in die auch Kolleg*innen gerne einmal greifen dürfen – zumindest war das vor der Corona-Pandemie so.

Das Gegenstück zum Deko-Muffel sind die Deko-Fans im Büro. Sie kommen in der accessoire-freudigen Vorweihnachtszeit ganz besonders auf ihre Kosten. Zuweilen wird das Schmuckbedürfnis auch mit Humor und Ironie umgesetzt. Zum Beispiel von unserer Kollegin in einem Vorzimmer der Zentralverwaltung des LVR in Köln-Deutz. Sie stellt in der Adventszeit ihren mittlerweile berühmt-berüchtigten „Kitschteller“ auf den Schreibtisch (siehe Foto ganz oben). Dort versammelt sich alljährlich im Dezember eine überbordende Auswahl an Objekten, all der „Weihnachts-Klimbim“, wie die Kollegin es bezeichnet: Vom aufziehbaren Elch bis zum glitzernden Keramikengel. Das alles wird mit einem Augenzwinkern präsentiert, denn Kitsch liegt zwar im Auge des Betrachters, ist aber bei diesem Teller Programm: Möglichst bunt und schrill soll er sein. Weil sich die Sache längst herumgesprochen hat, bringen ihr auch Kolleg*innen immer wieder andere Objekte mit und schmunzeln gemeinsam über die neuesten Errungenschaften.

Die Geschichte vom Kitsch-Teller zeigt: Originelle Kleinigkeiten im Büro erfüllen nicht nur dekorative, sondern auch soziale Funktionen. Sie können als Gesprächsaufhänger dienen und regen den kollegialen Austausch an. Das gilt natürlich nicht nur für weihnachtliche Objekte, sondern für all die privaten kleinen Dinge, die sich in einem Büro ansammeln können. Die nämlich verraten allerlei über persönliche Hintergründe, Interessen oder Marotten ihrer Besitzer*innen. Es bedeutet dann auch ein Stückchen Vertrauen, diese Einblicke zu gewähren. Die kurze Frage zu einem schönen Landschaftsfoto an der Wand oder das gemeinsame Lachen über ein besonders skurriles Figürchen neben der Tastatur – solche kleinen kommunikativen Sequenzen leisten einen Beitrag für ein gutes Arbeitsklima und schaffen ein Gemeinschaftsgefühl. Manchmal ist dieser Smalltalk auch der lockere Einstieg, um dann in ein formelleres dienstliches Gespräch überzugehen. Viele Arbeitnehmer*innen bemerken derzeit im Homeoffice, wie sehr ihnen diese Art von direktem Austausch mit den Kolleg*innen fehlt – ob informell oder formell.

Für unser Archiv des Alltags im Rheinland suchen wir Fotos vom Homeoffice

Aufgeklappter Laptop auf einem Tisch neben Tassen, Schalen, einer Banane, Pinseln im Wasserglas und einem gemalten Regenbogenbild "Alles wird gut". Herausforderung Homeoffice und Kinderbetreuung. Neben dem Laptop liegt das Bild eines Regenbogens, den ein Kind gemalt hat. Foto: Katrin Bauer/LVR.

Durch persönliche Dinge im Büro werden die Grenzen zwischen Arbeitsleben und Privatleben durchlässiger. Das ist ohnehin ein Kennzeichen postmoderner Arbeitswelten, aber diese Durchlässigkeit hat sich mit der zunehmenden Bedeutung von Homeoffice während der Corona-Pandemie noch gesteigert. Die Alltagsforscher*innen im ILR fragen: Wie sieht es im Homeoffice überhaupt aus: Steht dort auch die Weihnachtstasse griffbereit neben dem PC?

Möchten Sie es uns verraten? Dann schicken Sie uns gerne für unser Archiv des Alltags ein Foto und eine kurze Geschichte zu Ihrem Arbeitsplatz im Homeoffice – ob mit oder ohne Weihnachtsdekoration. Bitte senden an: gabriele.dafft@lvr.de.

Ihre Informationen helfen den Forscher*innen im ILR, die Veränderungen des Alltags durch die Corona-Krise zu beobachten und zu analysieren. Ausgewählte Fotos und Ergebnisse veröffentlichen wir auf dieser Homepage.