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Wortgeschichte "Advent": Advent, Advent, ein Lichtlein brennt …

Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt.
Erst eins, dann zwei,
dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür.

Dieser bekannte Kinderreim (auch in zahlreichen Abwandlungen geläufig) verweist bereits mit der Zahl vier bereits auf Charakteristika der Vorweihnachtszeit, die wir allgemein Advent nennen. Denn eigentlich sind es nur die vier Sonntag in dieser Zeit vor den Weihnachtstagen, die mit dem Wort Advent bezeichnet werden. Bereits im Mittelhochdeutschen (etwa 1050 bis 1350) ist Advent in der Form advent(e) in der deutschen Sprache belegt. Seinen Ursprung hat es im lateinischen Wort advenīre 'ankommen', venīre 'kommen'. Im 5. oder 6. Jahrhundert verengt sich diese Bedeutung allerdings, Advent bezeichnet dann nur noch die 'Buß- und Vorbereitungszeit auf das Fest der Geburt (der ersten Ankunft) Christi' und nicht mehr im allgemeinen Sinne 'Ankunft‘'.

Auch die Dauer der als Advent bezeichneten Zeit hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert. Noch im 4. Jahrhundert dauerte sie deutlich länger als heute, nämlich insgesamt sechs Wochen. Sie begann damals bereits am Martinstag, 11.11., und dauerte bis zum Tag der Auferstehung Christi am 6. Januar des Folgejahres. Erst etwa drei Jahrhunderte später wurde unter Papst Gregor dem Großen die Zahl der Sonntage im Advent auf vier festgelegt, der erste Advent liegt damit zwischen Ende November und Anfang Dezember.

Auch aus den Dialekten des Rheinlandes ist das Wort Advent natürlich nicht wegzudenken. Dort heißt die Vorweihnachtszeit atfent, avent oder auch afent, zum Teil also mit Ausfall des Lautes t in der ersten Silbe. Zudem sind für die rheinischen Dialekte auch zahlreiche Wetterregeln und Redensarten für diese Zeit vor Weihnachten überliefert (RhWB, Band 1, Sp. 64f.), hier nur ein kleiner Auszug:

Schneit et döchteg op A., geht de Wöngter fröh ze End. (Schleiden-Hellenthal)
'Schneit es heftig im Advent, geht der Winter früh zu Ende.'

Trett em A. et Wasser ut, kritt mer em Wengeter dreimal Huhwasser. (Neuss)
'Tritt im Advent das Wasser aus, gibt es im Winter dreimal Hochwasser.'

Im A. moss de Wengk de Böm schöddele. (Ripuarisch)
'Im Advent muss der Wind die Bäume schütteln/muss es kräftig Wind geben.'

Foto: Adventskranz mit vier weißen Kerzen, von denen drei brennen, eine ist noch ungenutzt Adventskranz am dritten Advent, Foto: Otets, GNU/CC BY-SA 3.0

Und auch viele weitere Begriffe sind uns als Zusammensetzungen aus Advent- und einem weiteren Substantiv in der Standardsprache bekannt und finden in der Vorweihnachtszeit Anwendung. Da ist zum einen der – besonders bei Kindern heißgeliebte – Adventskalender, der aus 24 Türchen besteht und mithilfe dessen die Wartezeit bis zum 1. Weihnachtstag versüßt werden soll. In unseren Breitengraden starten die Adventskalender zumeist am 1. Dezember und enden mit dem 24. Dezember, sodass das Abzählen der noch verbleibenden Tage bis zum Abend vor dem 1. Weihnachtstag möglich ist. Auch der Adventskranz ist natürlich ein Sinnbild dieser Vorweihnachtszeit: Der Kranz mit seinen vier Kerzen symbolisiert die vier Adventssonntage und verweist auf das Licht, das mit Christus in die Welt gekommen ist. In der rheinischen Umgangssprache ist teilweise auch Atzventzkranz zu hören, manchmal auch als belustigende Variante. Selbst ein Spaßrätsel nimmt die Variante auf: "Ein Wort mit vier tz?" – "Atzventzkrantzkertze". Nicht zuletzt ist auch der Adventsmarkt in vielen Städten gang und gäbe, von groß bis klein beteiligt sich nahezu jede Stadt mit einem eigenen Markt an der Gestaltung der Vorweihnachtszeit und bietet zahlreiche Leckereien und Selbstgemaches an. Im Rheinland haben sich zudem einzelne Bräuche, wie etwa das "Christkind im Körbchen", entwickelt. Dabei handelt es sich um einen alten Brauch in neuem Gewand: Eine Figur, dem Christkind ähnlich, wird von Haus zu Haus getragen, um über Nacht in einem dieser Haushalte aufgenommen zu werden. Dieses Christkindtragen ist eine Variante des Brauches des Marientragens und der Herbergssuche.

Die Vorweihnachtszeit, auch Adventszeit, begegnet uns so also in unterschiedlichen Formen und ist grade in dieser Zeit in aller Munde. Ihnen allen eine schöne Adventszeit.

Sarah Puckert

Literatur:

DWDS. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Das Wortauskunftssystem zur deutschen Sprache in Geschichte und Gegenwart, hrsg. v. d. Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. [URL: https://www.dwds.de/].

Dagmar Hänel/Stephanie Herden: Christkind im Körbchen – neue alte Adventsbräuche im Rheinland. In: Alltag im Rheinland 2015, S. 20-26.

Rheinisches Wörterbuch. […] hrsg. und bearb. von Josef Müller u. a. Bonn, Berlin 1928-1971. [URL: http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=RhWB].