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„Huus für os Heematsproch“ – ein wegweisendes Projekt in Swisttal
Logo des neuen Vereins „Lück für os Heematsproch“. (Foto: Lück für os Heematsproch e.V.)
Im November 2021 wurde das Sprachteam des LVR-ILR erstmalig von der Gemeinde Swisttal (etwa 20 km westlich von Bonn) kontaktiert. Die Bürgermeisterin von Swisttal, Petra Kalkbrenner, hatte mit einigen Mitarbeiter*innen sowie mit ehrenamtlichen Sprachinteressierten einen Plan geschmiedet: In der alten Schule des Ortsteils Ollheim soll ein Kulturzentrum zum Erhalt und zur Förderung des regionalen Platts gegründet werden.
Wie im gesamten Rheinland gibt es auch in Swisttal immer weniger Dialektsprecher*innen. Seit den 1970er Jahren sprechen viele dialektkompetente Eltern mit ihren Kindern eher die Standardsprache als die ortseigene Mundart. Die „Lück für os Heematsproch“, wie der neu gegründete Verein heißt, der sich um das Projekt kümmert, wollen vor diesem Hintergrund zweierlei erreichen: Zum einen sollen die Dialektsprecher*innen aus Swisttal im „Haus für unsere Heimatsprache“ zusammenkommen können, um in ihrer Muttersprache zu kallen (‚sprechen‘). Zum anderen sollen junge Menschen, die den Dialekt nicht mehr sprechen und vielleicht auch in der eigenen Familie keinerlei Berührungspunkte mit ihm haben, durch Aktionen des Vereins die Gelegenheit bekommen, das Platt besser kennenzulernen.
Wir waren von dem Projekt direkt sehr begeistert und gerne bereit, die Swisttaler*innen zu unterstützen. In gemeinsamen Arbeitstreffen haben wir die genauen Zielvorstellungen erarbeitet und bald wurde klar: Um ein solches Vorhaben wissenschaftlich fundiert und nachhaltig zu verwirklichen braucht es eine intensivere Begleitung durch Sprachwissenschaftler*innen, als das LVR-ILR leisten kann. Daher stellte der Verein, unterstützt durch das Sprachteam, einen sogenannten GFG-Antrag. Diese so genannten GFG-Mittel werden dem LVR vom Land Nordrhein-Westfalen gemäß Gemeindefinanzierungsgesetz jährlich zur Verfügung gestellt, der Landschaftsverband gibt diese dann unter anderem an Kulturprojekte in den Kommunen weiter. Der Antrag der Gemeinde Swisttal zur Unterstützung des Projekts „Huus für os Heematsproch“ wurde Ende 2022 genehmigt und machte es möglich, dass der Verein „Lück für os Heematsproch“ ab September 2023 zwei Dialektforscherinnen einstellen konnte, die nun ein Konzept erarbeite, mit den Leuten vor Ort in Kontakt treten und die ersten konkreten Veranstaltungen planen.
Das Projekt ist gleich aus mehreren Gründen mein Lieblingsprojekt des Jahres 2023: Die Zusammenarbeit mit den Vereinsmitgliedern hat mir jedes Mal viel Freude bereitet, denn hier wurde das Wissen der Menschen vor Ort sehr gewinnbringend mit der wissenschaftlichen Kompetenz von Seiten des LVR-ILR verknüpft. Auch der zweiseitige Ansatz des Projekts begeistert mich. Die unterschiedlichen Generationen können ihr Wissen einbringen und voneinander lernen – so etwa: Dialektsprecher*innen sprechen Dialekt, jüngere Menschen nehmen dies digital auf. Dabei geht es nicht darum, den Dialekt als Alltagssprache in den jüngeren Generationen zu reaktivieren, sondern um gemeinsames Erleben. Das Projekt hat definitiv Beispielcharakter für andere Kommunen im Rheinland!
Das Projekt wurde am 28. November in der WDR Lokalzeit Bonn vorgestellt.
Charlotte Rein