LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Schokolade - Die „süße“ Seite des Rheinlands

Von der Kindheit an verbindet man Schokolade in Tafelform oder als Kuvertüre von Pralinen und Konfekt als Teil des Geburtstags-, Namenstags-, Oster- oder Weihnachtsgeschenks. Schoko-Hase oder -Nikolaus sind in beinahe jedem Lebensmittelhandel zu kaufen. Meistens sind es die Großeltern, welche die Mischung aus Kakao, Zucker (und Milch) mit Schenken in Verbindung bringen. Sind Oma und Opa alte Rheinländer, so muss es einen nicht wundern. Denn bis in die 1960er und 1970er Jahre hinein gab es eine Vielzahl kleiner und großer Schokoladenproduzenten in der Region. Beinahe in jeder (kreisfreien) Stadt existierte ein Unternehmen. Wenngleich die nationale und internationale Bekanntheit des Kölner Primus Stollwerck eine Ausnahme darstellt, so ist dem Aachener „Lambertz“ oder „Trumpf“, dem Bonner „Kessko“, dem Mülheimer „Wissoll“ und dem Neusser „Novesia“ ein Begriff.

Wie dieser Zweig der Lebensmittelindustrie die Wirtschaftslandschaft geprägt hat, zeigt das Beispiel der Firma „Neugebaur & Lohmann“ in Emmerich am Rhein. Unweit der niederländischen Grenze gründeten der gebürtige Rotterdamer Georg Neugebaur und sein westfälischer Schwager Hugo Lohmann im Jahr 1852 ein Unternehmen zur Herstellung von Kakaomasse und -pulver. Die Nähe zu den Welthandelswegen, die an den Nordseehäfen der Niederlande anlandeten, einerseits und der Konsumbedarf des Ruhrgebiets andererseits beeinflussten die Standortwahl am Nordende der preußischen Rheinprovinz. Unter ihren Nachfolgern wurde die Produktpalette erweitert (Tafelschokolade ab den 1880er Jahren, Pralinen ab 1909). Im Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen zunächst stillgelegt. Ein britisches Flächenbombardement Emmerichs im Oktober 1944 zerstörte die Produktionsanlagen. Dabei ging auch ein großer Teil des Unternehmensarchivs verloren.

Beim hundertjährigen Firmenjubiläum im Jahr 1952, welches im Beisein des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Karl Arnold veranstaltet wurde, florierte der Betrieb bereits wieder. In der Wirtschaftswunderzeit exportierte „Neugebaur & Lohmann“ seine Schokolade nach Nordamerika, Australien und Westeuropa. Der Verkaufsschlager war die „Mandel-Milch-Nuss Schokolade“, die im Volksmund „Ma-Mi-Nu“ genannt wurde. Im Spitzenjahr 1955 war das Unternehmen der größte Arbeitgeber in Emmerich. Baulich – durch den Ausbau der Fabrik – aber auch kulturpolitisch prägten die Eigentümer die Stadt. Die Unternehmerpersönlichkeit Hugo Lohmann, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts „Neugebaur & Lohmann“ vorstand, fühlte sich seinem Produktionsstandort gegenüber verpflichtet. Steigende Rohstoffpreise in den 1960er Jahre führten jedoch im Januar 1970 in die Insolvenz. Der Markenname „Lohmann“ musste verkauft werden.

Über 500 Hersteller von Schokoladen gab es seit der Industrialisierung im Rheinland. Ihre Geschichte ist von einigen Ausnahmen abgesehen noch zu erzählen. Das Beispiel Emmerich hat gezeigt, wie wichtig diese Unternehmen für die örtliche Wirtschaft gewesen sind. Darüber hinaus verkörperten sie ein Stück regionaler Identität. Früheren Großelterngenerationen stand somit nicht nur ein größeres Angebot an regionalen Schokoladen zum Verschenken zur Auswahl, sie hatten auch immer ein Mitbringsel von zu Hause dabei.

Zusammen mit der Universität Düsseldorf arbeitet das Internetportal Rheinische Geschichte an einer interaktiven Karte (und Datenbank), welche die Vielzahl der von uns erforschten Schokoladen-Unternehmen digital präsentiert. Die Projektergebnisse werden voraussichtlich im ersten Halbjahr 2022 veröffentlicht.

Mehr erfahren Sie hier.

Zum Schokoladenunternehmen „Neugebaur & Lohmann“ ist von Natalie Janine Jürgens (Düsseldorf) ein Themenbeitrag auf dem Internetportal Rheinische Geschichte erschienen.

Auf dem Internetportal Rheinische Geschichte finden Sie noch andere spannende Persönlichkeiten aus der Geschichte der deutschen Schokoladenindustrie, z. B. Hans Imhoff oder Franz Stollwerck.

Gewinnspielfrage

Wie hieß das bestverkaufte Produkt der Firma „Neugebaur & Lohmann“?
Die richtige Antwort senden Sie bitte an: alexander.olenik@lvr.de

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