LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Fasten im Advent?

Nach den Weihnachtsfeiertagen sind Magazine und Zeitschriften gefüllt mit Tipps und Rezepten zum Thema „Ran an den Weihnachtsspeck“. Denn vor Weihnachten wird kalorienreich genossen: Plätzchenbacken und essen, gemeinsames Gänseessen, Betriebsweihnachtsfeier, Weihnachtsmenü, Silvesterbüffet, Neujahrsfrühstück. An den Feiertagen ist Schlemmen in Hülle und Fülle angesagt. Aber Fasten vor Weihnachten? Das ist gar kein Thema – „mehr“ muss hier angefügt werden. Denn die Zeit vor Weihnachten war bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts in katholisch geprägten Gegenden Fastenzeit. Sie galt als Zeit der Einkehr und Buße. Der Verzicht auf Süßigkeiten, Kuchen, Alkohol, auf große öffentliche sowie private Feiern diente der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest als Tag der Menschwerdung Christi.

Das Fasten begann 40 Tage vor Weihnachten, vergleichbar mit der allgemeiner bekannten 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern. Startpunkt war damit der 15. November. Der Martinstag mit der fetten Martinsgans und der Karnevalsbeginn – beide begangen am 11.11. – waren also noch einmal eine Möglichkeit, genussvoll zu schlemmen. Das belegt auch die folgende Antwort aus einer schriftlichen Befragung des Instituts aus dem Jahr 1983: „Diese Zeit dauerte sechs Wochen und zählte sechs Sonntage. Diese alte Adventszeit war eine strenge Fastenzeit. So folgte also auf das St. Martinsfest eine harte, geduldig hingenommene Bußperiode. Aber darum auch feierte man das St. Martinsfest noch einmal mit der ganzen Fülle (sic!) was – Küche und Keller – hergaben.“ (Archiv des Alltags im Rheinland)

Anders als heute wurden die für Weihnachten typischen Gebäcke wie Stollen und Spekulatius nicht vor, sondern erst ab Weihnachten verzehrt. Dafür, dass sie sehr lange haltbar waren, sorgten Zutaten wie etwa Honig, Rübenkraut und das ein oder andere Gewürz. Durch die längere Lagerung konnte sich das Aroma richtig entfalten.

An einem Tisch sitzen zwei Männer, zwei Frauen und drei kleine Kinder. Auf dem Tisch befinden sich ein Adventskranz und zwei Teller mit Nüssen und Süßigkeiten. Links neben dem Tischen stehen zwei Personen, die als „Nikolaus“ und „Knecht Ruprecht“ verkleidet sind. „Nikolaus“ trägt eine Bischofsmitra, einen langen Wattebart und eine Sonnenbrille. Nikolausabend, 1958. Der Nikolaus und sein erschreckend aussehender Begleiter besuchen eine Familie mit zwei jüngeren Kindern. Auf dem Tisch stehen gefüllte Teller mit Weihnachtsgebäck. (Archiv des Alltags im Rheinland/Ferber_D_0805/LVR)

Ausnahmen bestätigen die Regel – das galt auch für die adventliche Fastenzeit. Der Nikolaus brachte am 6. Dezember den Braven Süßes und auch an den Adventssonntagen wurde das Fastengebot weniger streng beachtet. Da gab es dann doch das ein oder andere Weihnachtsplätzchen zum Vorkosten.

Fasten zur inneren Einkehr ist auch heute verbreitet – nicht nur im katholischen Umfeld, sondern auch im protestantischen und oft auch komplett losgelöst von Kirchen und ihren Feiertagen. Jede*r entscheidet dann selbst über den Zeitpunkt. Zusätzlich zum Nahrungsfasten haben sich neue Formen des Fastens etabliert wie das Handy-Fasten oder Konsum-Fasten.

Gewinnspielfrage:

Welches religiöse Fest leitete die vorweihnachtliche Fastenzeit ein?
Die richtige Antwort senden Sie bitte an: lisa.maubach@lvr.de

Der oder die erste Teilnehmer*in mit der richtigen Antwort erhält ein Buchpaket des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte. Das Päckchen wird Anfang des kommenden Jahres versandt.

Verlinkung zum Portal Alltagskulturen

Wenn Sie noch mehr über Festessen und Weihnachtsgebäck erfahren wollen, schauen Sie hier: https://alltagskulturen.lvr.de/de/link/LVR/lido/56533ee19b29c1.23808114

Wenn Sie den Fragebogen ausführlich lesen wollen, dann schauen Sie hier: https://alltagskulturen.lvr.de/de/link/DE-2086/lido/dc00008935

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