LVR-Institut für Landeskunde
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Eine Kölner Weihnacht‘ vor 1033 Jahren

Otto II. und seine Gemahlin Theophanu, von Christus gekrönt und gesegnet. Relieftafel aus Elfenbein, um 982/983. (Musée National du Moyen Âge - thermes & hôtel des Cluny, Paris)

Mehrfach verbrachte Kaiserin Theophanu (950/55-991) mit ihrem noch unmündigen Sohn Otto III. das Weihnachtsfest im festlich geschmückten Köln, das die Lieblingsstadt der byzantinischen Prinzessin war. Köln war die bevölkerungsreichste Stadt im Ostteil des fränkischen Reiches, galt als herausragender Kontenpunkt für den Warenaustausch aber auch für den Austausch von Informationen und als geeigneter Ort für politische Gespräche und Verhandlungen – die Metropole am Rhein wurde von den Ottonen gerne als Aufenthaltsort gewählt. Schon das Weihnachtsfest 976 verbrachte Theophanu in Köln mit ihrem Mann Otto II., mit dem sie seit 972 verheiratet war. Die Ehefrau des Kaisers fühlte sich in Köln ihrer Heimat unmittelbar verbunden: Die 957 durch den Kölner Erzbischof Bruno gegründete Benediktinerabtei St. Pantaleon wurde den in Konstantinopel verehrten Ärzteheiligen Pantaleon, Cosmas und Damian geweiht, so dass sich Theophanu hier den ihr vertrauten Heiligen nahe fühlte.

Der Sohn Theophanus, der spätere Otto III., wurde 980 südwestlich von Kleve während einer Reise von Aachen nach Nimwegen geboren und 983 am Weihnachtstag in Aachen zum deutschen König gekrönt – die Nachricht vom Tod seines Vaters erreichte die Festversammlung kurz nach der Krönung. Theophanu übernahm nun zielstrebig und erfolgreich die Regentschaft für ihren Sohn und sicherte ihm die Herrschaft im Reich.

Das Weihnachtsfest fünf Jahre später – 988 – wurde von der Herrscherfamilie wieder in Köln begangen. Die Stadt konnte in der Königspfalz alle Annehmlichkeiten bieten – mit einer Bodenheizung und mit Glasfenstern herrschte hier ein ansonsten kaum vorstellbarer Luxus. Auch für das leibliche Wohl des Hofstaates war durch den Erzbischof und die der Herrscherfamilie nahestehenden Klöster und Stifte der Stadt gesorgt – Weine aus den Stiftsgütern an Mosel und Rhein, Wild aus der Eifel, gesalzener Seefisch und Süßwasserfische vom Kölner Markt gehörten zu den kulinarischen Angeboten. Der achtjährige König erlebte dieses Christfest in Köln mit besonderer Aufmerksamkeit. Man folgte in Köln der stadtrömischen Tradition der Stationsgottesdienste: die Eucharistiefeiern wurden nacheinander in drei Kölner Kirchen gefeiert. Es begann um Mitternacht in Maria im Kapitol mit dem Engelamt, in der Morgendämmerung folgte die zweite Messe mit dem Hirtenamt in Sankt Cäcilien und die eigentliche Festmesse folgte am Weihnachtstag in der dem heiligen Petrus geweihten großen Kölner Kathedrale, dem alten Kölner Dom. Bei den Festtagen wurden die Laudes gesungen – ein Gebet für den König in einem feierlichen Gestus der Fürbitte für das als sakral angesehene Herrscheramt. Das alles konnte der junge König als auf ihn bezogene feierliche Bestätigung seiner Herrschaft verstehen – hinzu kam die musikalische Begleitung des Gottesdienstes im ganz neuen Modus der gesungenen Mehrstimmigkeit, die ganz neue Ausdrucksmöglichkeiten erlaubte. Otto erlebte mit seiner Mutter das Christfest im Heiligen Köln als ein mehr oder weniger auf ihn bezogenes besonderes Ereignis, das ihm seine Rolle als Monarch sinnbildlich vor Augen führte.

Als Theophanu 991 starb, wurde sie in der Kölner Kirche St. Pantaleon beerdigt, der Kirche, die für sie eine besondere Bedeutung hatte.

Georg Mölich

Eine Kurzbiografie der Kaiserin Theophanu von Andrea Stieldorf finden Sie auf dem Portal Rheinische Geschichte: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/theophanu/DE-2086/lido/57c93d944a2b77.09558048

Literaturhinweis: Ekkehard Eickhoff: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt, Stuttgart 1996, XV. Kapitel: Fest in Köln, S. 323-343.

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Wer war im Jahr 988 Erzbischof von Köln?
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