LVR-Institut für Landeskunde
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Das Rheinland – eine der ältesten „Schokoladenregionen“ Deutschlands

Die Gründe dafür, dass das Rheinland eine der ältesten „Schokoladenregionen“ Deutschlands ist, sind vielfältig und lassen sich nicht nur mit der vergleichsweise vorteilhaften Ausgangssituation der rheinischen Wirtschaft im frühen 19. Jahrhundert sowie der großen Nachfrage in den dicht besiedelten Industrieregionen an der Ruhr im 20. Jahrhundert erklären. Vielmehr war auch die rheinische Zugehörigkeit (1794-1813) bzw. Grenzlage zum konsumstarken Wirtschaftsraum Frankreichs mit mehr als 25 Millionen Konsument*innen, von Vorteil. Investitionsbereite Frühunternehmer erhielten Zugang zu zollfreien Absatzmärkten über neue Handelsbeziehungen bis hin zu globalen Austauschprozessen. Zudem führte die aktive Gewerbeförderung Napoleons zu einer Gründerwelle von Textil-, Baumwoll- und Tabakfabriken, Zuckerrüben- und Ölmanufakturen.

Für die Menschen vor Ort waren Produkte aus Frankreich plötzlich leichter zu bekommen, darunter auch die berühmten Luxusgüter aus Paris und den Kolonialgebieten. Mit der Zeit machte sich der französische Einfluss auch im Konsumverhalten bemerkbar, allen voran bei den Mehl- und Backwaren. In Köln und Koblenz gehörten die Konditoren, darunter zum Beispiel die Familie Mosler, zu den wohlhabendsten Familien der Stadt. Sie waren die ersten, die Kakaobohnen und Trinkschokolade verarbeiteten und als Pralinen verkauften.

Emaille-Tafel mit dem Schriftzug „Stollwerck’sche Chocoladen, Inland-Fabriken, Ausland-Fabriken, Abbildung einer Fabrik im Vordergrund, im Hintergrund der Dom. Stollwerck ist heute das berühmteste Schokoladenunternehmen des Rheinlands. Hier eine Abbildung des Fabrikgeländes in der Kölner Südstadt auf einem Emaille-Schild, um 1900. Bildnachweis: (Foto: www.grevenarchivdigital.de | Schokoladenmuseum Köln")

Aus traditionsreichen Handwerken wie Zuckerbäcker, Apotheker oder Kolonialwarenhändler entwickelte sich der neue Beruf des Chocolatiers. Das Kölner Unternehmen Stollwerck geht zum Beispiel auf die Lehre des Firmengründers Franz Stollwerck bei Konditormeister Hermann Joseph Kreuer zurück. Die Marke Trumph hat ihren Ursprung hingegen in der chemischen Lebensmittelindustrie der 1840er Jahre in der Apothekerfamilie Monheim in Aachen.

Wie es diesen Familien gelang, Schokolade erstmals mechanisch zu produzieren und das einstige Luxusgut somit für alle sozialen Schichten in der Region herzustellen, erfahren Sie morgen! Sie dürfen gespannt sein auf die ältesten Fabriken im Rheinland, ihre krisenhafte Geschichte und ihre innovativen Ideen, die zum Teil noch heute mit ihren Produkten die Supermarktregale füllen.

Katharina Thielen