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Stadt als Pinnwand
Botschaften im urbanen Raum
Laternenpfahl mit Vermisstenmeldung Aushang: "Katze vermisst"
Sie hängen an Hauseingängen, kleben Schicht über Schicht an Straßenlaternen, laden an Ampelmasten zum Lesen ein. Sie trotzen Wind und Witterung, auf Dauer aber vergeblich. Denn sie sind nicht für die Ewigkeit gemacht, sondern bauen auf mehr oder minder kurzfristige Reaktionen. Die Rede ist von Zetteln und Aushängen, die jeder schon mal im Stadtbild gesehen hat und die uns so alltäglich erscheinen, dass wir oftmals achtlos daran vorbeigehen. Ihre Botschaften lauten etwa: "Nettes, solventes Paar (30+) in Festanstellung sucht 2-3- Zimmer Wohnung", "Wir sind zwei Mädchen, die gerne Ihren Hund betreuen" oder "Ich suche den Hut meines Babys".
Ist der Blick erst einmal für diese ganz alltäglichen Zettelbotschaften geschärft, fällt ihre Fülle und Vielfalt auf, die Stadt wird regelrecht zur Pinnwand, um persönliche Bedürfnisse zu artikulieren und zuweilen auch Intimes wie Kontaktdaten, Alter, Berufs- und Familienstand preiszugeben. Die Aushänge machen in vielerlei Hinsicht neugierig. Für die Volkskundlerinnen im ILR sind sie nicht nur Spiegel individueller und gesellschaftlicher Bedürfnislagen, sie fordern zu einer ganzen Reihe kulturwissenschaftlicher Fragen auf, zum Beispiel:
- Wer nutzt solche Botschaften, warum und wie?
- Was verraten die Botschaften über individuelle und soziale Wertvorstellungen, Normen, kommunikative Regeln?
- Welche Anliegen werden in den Aushängen ausgehandelt?
- Wie gehen die Akteure mit dem Spannungsfeld Öffentlichkeit und Privatheit um?
Das ILR-Projekt "Die Stadt als Pinnwand" widmet sich diesen Fragen. Wir sammeln, dokumentieren und analysieren Aushänge zunächst aus dem Köln/Bonner Raum, aber auch aus anderen Gegenden im Rheinland. An den Geschichten hinter den Zettelbotschaften sind wir besonders interessiert, daher führen wir Interviews mit Menschen, die bereits Erfahrungen mit solchen Aushängen gemacht haben.
Wenn Sie selbst schon einmal eine Botschaft aufgehängt oder darauf reagiert haben, freuen wir uns, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Wenn Sie Interesse haben, uns etwas über dieses Thema zu erzählen, melden Sie sich doch einfach bei uns!
Ansprechpartnerin
Gabriele Dafft
LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
Endenicher Str. 133
53115 Bonn
Telefon: +49 (0) 228 9834 - 207
E-Mail: Gabriele.Dafft@lvr.de