LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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„Babybauch und Windeltorte“ – Zur Etablierung eines aktuellen Übergangrituals

Eine Gruppe Frauen in einem Schulungsraum beim Wickelkurs. In den 1940er Jahren besuchten viele Frauen Wickellehrgänge, um zu lernen, wie man ein Baby richtig versorgt. Babypartys kannte man damals in Deutschland noch nicht. Foto: J. Peil (Christel Grohar), LVR-ILR

Seit einigen Jahren etabliert sich in Deutschland ein neues Übergangsritual, welches sich im Kontext der Elternschaftskultur bewegt: Die sog. Baby- oder Baby-Shower-Partys konzipieren die besten Freundinnen für die werdende Mutter im letzten Drittel ihrer ersten Schwangerschaft und planen sie häufig als Überraschung. Dekoration, Spiele und auch das zusammengestellte Partybuffet verweisen symbolisch auf die bald anstehende Rolle und die neuen Aufgaben als Mutter. In spielerischen Wettbewerben werden ihr Wissen rund um die Pflege und Betreuung eines Säuglings und ihre mütterlichen Fähigkeiten humorvoll abgefragt. So gilt es zum Beispiel, Textpassagen von Kinderliedern singend zu ergänzen, Geschmacksrichtungen von Kinderbrei zu erraten, Märchenfiguren zuzuordnen oder gegeneinander im Fläschchen-Wetttrinken anzutreten. Belohnt wird die werdende Mutter mit kleinen "Wohlfühl"-Geschenken wie Duschbädern, Crèmes oder bunten Zeitschriften als Lesestoff. Zwischen den einzelnen Spielen bleibt Zeit zum Reden und zum Essen. Für Letzteres steht ein selbstzubereitetes Buffet bereit, welches in klassischen Babyfarben gehalten ist: Blaue Speisen und Getränke, wenn ein Junge erwartet wird, Rosa fürs Mädchen. Die Speisen werden so gewählt, dass sie ins Farbschema passen und notfalls mit Lebensmittelfarbe eingefärbt, damit Nudelsalat, Muffins und die Käsehäppchen auch tatsächlich strahlend blau oder eben rosa erscheinen.

Die Babyparty kann als aktuelles Übergangsritual verstanden werden, welches die Statusänderung zwischen Schwanger-sein und Mutter-sein symbolisch überbrückt und dabei aktuelle gesellschaftliche Wertvorstellungen transportiert. Dabei erfüllt sie auf den ersten Blick mehrere Funktionen:

Mittels qualitativer Interviews werden "Babyparty-Erfahrene" befragt, um die Bedeutungen und Funktionen zu verstehen und analysieren zu können.

Wenn Sie schon einmal eine Babyparty besucht oder veranstaltet haben oder Fotos besitzen, würden wir uns über eine Kontaktaufnahme sehr freuen!


Ansprechpartnerin

Dr. Katrin Bauer
LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
Endenicher Straße 133
53115 Bonn

Telefon: +49 (0) 228 9834 - 276
E-Mail: katrin.bauer@lvr.de

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