LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Sammlung Altenkirch

Zeitzeugensammlung zur dörflichen Alltagskultur im Saarland

Gunter Altenkirch in seinem Museum für dörfliche Alltagskultur in Rubenheim Gunter Altenkirch in seinem Museum für dörfliche Alltagskultur in Rubenheim. Foto: Denise Altenkirch

Dank einer großzügigen Schenkung durch Gunter Altenkirch konnte eine für alltagskulturelle Forschungen wertvolle und in ihrem Umfang und Inhalt einzigartige Quelle dauerhaft gesichert und für die wissenschaftliche Auswertung zur Verfügung gestellt werden. Über 300 Bände mit Protokollen von Interviews, die Gunter Altenkirch seit den 1950er Jahren mit Privatpersonen aus dem Saarland und den angrenzenden Gebieten geführt hat, sind im LVR- Archiv des Alltags im Rheinland als Digitalisate gesichert. Die Protokolle dokumentieren ländliches Alltagsleben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als das Saargebiet Teil der Rheinprovinz war, sie umfassen Themen wie Bräuche und Rituale, Hausbau, Handwerk, landwirtschaftliches Gerät und religiöse Praktiken.

Während die Originale der Bände gemeinsam mit ergänzenden Originalquellen der Sammlung vom Saarländischen Landesarchiv übernommen wurden, kümmert sich das Archiv des Alltags im Rheinland um die Digitalisierung und inhaltliche Erschließung der Protokolle. Inzwischen konnten fast 200 Transkripte der Jahrgänge 1968 und 1976 erfasst, inhaltlich erschlossen und somit auffindbar und nutzbar gemacht werden. Neben Brauch und Ritual bilden hier vor allem Landwirtschaft und Nahrungskulturen Schwerpunkte und zeigen die enge Verzahnung von Obst- und Gemüseanbau, Kleintierhaltung und Nahrungskultur, die dem typischen Kreislauf ländlicher Selbstversorger-Haushalte entspricht. Die Bevorratung mit eigenen Erzeugnissen war wichtige Lebensgrundlage, und so schildern viele Zeitzeug*innen den Anbau, die Verarbeitung und die Konservierung heimischer Lebensmittel wie etwa eine Frau aus Schmelz:

„Von meiner Oma weiß ich, dass die Bauern früher das Kornschrot selbst gegessen haben. Heute gibt man es den Hühnern. Die Bauern haben daraus eine Art von Brei gemacht. Einfach mit Wasser und Salz aufgekocht und das warm gegessen. Wer hatte, der machte Milch oder Butter dazu, aber die Oma hat immer gesagt, dass die Butter das Kleingeld der Bauern war (Anm.: Butter wurde verkauft). Wer konnte, machte auch Kräuter dazu und im Winter gab es Obstschnitzel (Anm.: getrocknetes Obst, Schnitzel hieß es, weil das Obst zum Trocknen aufgeschnitten wurde).“ (Maria S. aus Schmelz, Protokoll vom 2.9.1968)

Mittelfristig sollen die Protokolle im Portal Alltagskulturen im Rheinland (alltagskulturen.lvr.de) einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und recherchierbar gemacht werden. Auf die künftige Auswertung der Sammlung Altenkirch und neue Forschungsergebnisse zur dörflichen Alltagskultur darf man gespannt sein.