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Rheinischer Städteatlas Siegburg

Siegburg auf einem Blick

Siegburg: Ansicht von Merian, um 1640 (Ausschnitt) Siegburg: Urkarte, 1824 (Ausschnitt) Luftaufnahme in schwarz-weiß. Im Vordergund der Michelsberg mit Kloster und Wald., dahinter der Ortskern. Siegburg: Schrägluftbild, 1969 (Ausschnitt)

Lieferung XXI, Nr. 102, 2017
Bearbeiterin: Elfi Pracht-Jörns
Redaktion: Wolfgang Rosen
Kartographie: Esther Weiss
Böhlau-Verlag Köln
ISBN: 978-3-412-50792-3
Mappenformat: 28 x 40 cm
Preis: 30,00 €

Die Atlasmappe kann über den Böhlau-Verlag bezogen werden.

Gemeindedaten
Regierungsbezirk Köln, Rhein-Sieg-Kreis, Stadt Siegburg

Geographische Lage
Siegburg liegt in der im äußersten Südosten der Köln-Bonner-Rheinebene gelegenen Siegburger Bucht mit ihrem Niederungsgebiet der Sieg- und der Aggermündung und den Siegburg-Kaldauener Sandterrassen. Im Südosten bildet ein erloschener Vulkan, der bis auf 115 m hoch aufragende Michaelsberg, eine markante natürliche Grenze. Der größte Teil der Altstadt liegt auf den Sandterrassen etwa zwischen 59–65 m über NN.

Geschichtliche Entwicklung
Als der Kölner Erzbischof Anno II. um 1064 nach dem Sieg über den lothringischen Pfalzgrafen Heinrich auf einem Basalttuffkegel vulkanischen Ursprungs am Übergang des Bergischen Landes in die niederrheinischen Tiefebene anstelle der strategisch günstig gelegenen pfalzgräflichen Burg eine Benediktinerabtei gründete, bestand am Fuße dieser 118 m hohen Erhebung, zunächst Siegberg, dann Michaelsberg genannt, bereits eine kleine Siedlung – das nachmalige Siegburg. Der Benediktinerkonvent entwickelte sich zu einem Musterkloster des Rheinlandes. Die Siegburger Klosterreform strahlte weit über die Stadt an der Sieg hinaus. 1069 nahm König Heinrich IV. auf Bitten des Kölner Erzbischofs Anno II. die von diesem gegründete Abtei mit ihrem Markt-, Zoll- und Münzrecht sowie mit ihren Besitzungen in seinen Schutz. Siegburg ist demnach die erste urkundlich bezeugte Marktgründung eines Kölner Erzbischofs. 1071 wurde der Abtei zum Schutz des Marktes ein Friedensbannbezirk verliehen, aus dem sich der Burgbann entwickelte. Vor 1125 ging die Vogtei über die Stadt Siegburg auf die Grafen von Berg über, die in der Folgezeit stets bestrebt waren, diese Machtstellung zur Landesherrschaft über das gesamte abteiliche Territorium auszubauen.

Seit Anfang des 12. Jhs. entwickelten sich Siedlung und Stadt Siegburg auf dem Grund und Boden und in großer Abhängigkeit von der Abtei. Siegburg gehörte somit zum im Rheinland relativ seltenen Typ der Abteistadt, deren wesentliche topographische Keimzelle eine Abtei und deren Stadtherr der Abt war.

1240 wurde das castrum Sigburgense, das sich zu diesem Zeitpunkt im Besitz des Grafen Heinrich IV. v Berg aus dem Hause Limburg befand, erstm. erwähnt. 1220–40 entstand zusammen mit den vier Toren die Stadtmauer, welche sich halbkreisförmig um die Siedlung legte.

Siegburg lag in der Nähe wichtiger Fernstraßen und der lange schiffbaren Sieg.

Insbesondere der Markt kann als Kristallisationspunkt der Siedlungsentwicklung gelten. Die Stadtwerdung zwischen 1125 und 1181/82 verlieh der wirtschaftlichen Entwicklung eine neue Dynamik, wobei die nach der Heiligsprechung des Erzbischofs Anno 1183/86 einsetzenden Wallfahrten zu seinem Grab auf dem Michaelsberg dem Aufschwung weitere Impulse gaben.

Darüber hinaus fungierte Siegburg als Produzent von Steinzeug und Wolle bzw. Tüchern für den überregionalen und internationalen Markt. Sehr wichtig war das Töpfergewerbe. Siegburg galt im Mittelalter als sehr wichtiger Töpferplatz. In der Blütezeit des Töpferhandwerks in der zweiten Hälfte des 16. Jhs. wurden neben der Massenware qualitätvolle Kunsthandwerksprodukte in großer Formenvielfalt aus fast weißem Ton hergestellt.

Die kriegerischen Ereignisse seit Ende des 16. Jhs. leiteten den Niedergang der Stadt ein. Die meisten Töpfer verließen Siegburg, womit die Stadt ihre Vorzeigebranche verlor. Die Stadtentwicklung stagnierte bis zur Mitte des 19. Jhs.

Als das Kloster an den preußischen Staat übergegangen war, wurden die Abteigebäude als Kaserne, Lateinschule, Provinzial-Irrenanstalt (1825–78) und bis 1914 als Gefängnis bzw. Zuchthaus, danach 1914–18 als Lazarett genutzt. 1914 gelang, nachdem die Stadt den Michaelsberg angekauft hatte, die Wiederansiedlung von Benediktinermönchen.

Auch nachdem Siegburg 1816 als Hauptort des gleichnamigen Kreises, 1825 des Siegkreises eine gewisse zentralörtliche Funktion gewann, blieb diese ebenso zunächst ohne größere Auswirkungen auf die topographische Entwicklung der historischen Stadt wie in den 1840er Jahren die Ansiedlung einer Kattunfabrik. Erst der Eisenbahnbau ab 1859 setzte einen Strukturwandel in Gang, in dessen Verlauf sich Siegburg zu einem Verkehrsknotenpunkt entwickelte. In den 1880er-Jahren bestanden Gerbereien, Dachziegeleien und eine Tonwarenfabrik sowie die Niederlassung einer Zigarrenfabrik. Entscheidend für die Entwicklung zur Industriestadt war die Ansiedlung der Geschossfabrik 1875 und des Feuerwerkslaboratoriums 1893, für die der Eisenbahnbau ab 1859 günstige Bedingungen geschaffen hatte. 1911 gründete man das Siegwerk Chemisches Laboratorium (späteres Siegwerk), heute einer der weltweit größten Hersteller von Druckfarben.

1969 wurde Siegburg Kreisstadt im neuen Rhein-Sieg-Kreis, der aus dem alten Landkreisen Bonn und dem Siegkreis gebildet wurde.

Inhalt der Mappe
52 Seiten Textheft, 14 Tafeln mit 32 Abbildungen

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