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Rheinischer Städteatlas Linnich

Linnich auf einen Blick

Ausschnitt aus einer historischen Karte gezeichnet im Jahre 1805 Karte von Tranchot und v.Müffling Linnich 1805 (Ausschnitt) Ausschnitt aus einem Grundriss gezeichnet nach einer Katasterkarte Urkarte Linnich 1820 (Ausschnitt)

Lfg. XVIII Nr. 93, 2010
Bearbeiter: Wolfgang Löhr
Redaktion: Margret Wensky
Kartographie: Esther Weiss
Böhlau-Verlag Köln
ISBN: 978-3-412-20590-4
Mappenformat: 28 x 40 cm
Preis: 35,00 €

Die Atlasmappe kann über den Böhlau-Verlag bezogen werden.

Gemeindedaten
Regierungsbezirk Köln
Kreis Düren
Einwohnerzahl Ende 2008: 13.724

Geographische Lage
Linnich liegt im Nordwesten der Niederrheinischen Bucht, der Ortskern 65-80 m über NN.

Geschichtliche Entwicklung
Linnichs Anfänge gehen bis in die Zeit Kaiser Lothars I. zurück: 888 gehörte es zu den 43 villae, deren Neunten er dem Aachener Marienstift schenkte. 893 war der Königshof in Linnich im Besitz der Abtei Prüm und Mittelpunkt eines Fronhofsverbandes. Der Fronhof lag wohl nordwestlich der heutigen Kirche. Vögte waren die Herren von Randerath. 1368 verkaufte die Abtei Prüm Fronhof und Gericht in Linnich an Arnold von Randerath, der Linnich zur Stadt ausbaute; um 1370 erscheint es erstmals als Stadt. Spätestens 1530 kam Linnich an das Herzogtum Jülich-Berg und war Sitz des Amtes Boslar-Linnich.

Da im Prümer Urbar 893 von einem presbiter (Priester) in Linnich die Rede ist, wird zu diesem Zeitpunkt schon eine Kirche bestanden haben, deren Existenz jedoch erst für das 12./13. Jahrhundert gesichert ist. Ende des 14. Jahrhunderts war Linnich mit doppeltem Graben und Wall umgeben. Nach der Zerstörung von 1398 wurde die Befestigung 1408 aus Palisaden zunächst wiederhergestellt, jedoch in den folgenden drei Jahrzehnten durch Mauern ersetzt. Der Nordteil der Stadt wurde 1794 von den Kaiserlichen vor den einrückenden französischen Truppen in Brand geschossen, wobei Rathaus, reformierte Kirche sowie das Minoritenkloster mitsamt seiner Kirche zerstört wurden. Die Gebäude wurden mit Ausnahme von Kloster und Klosterkirche an alter Stelle wieder errichtet. Auch beim Wiederaufbau nach den schweren Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs orientierte man sich wie schon 150 Jahre zuvor an der alten Struktur des Stadtkerns.

Für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt im Mittelalter spielte die Lage an der Handelsstraße vom Rheinland nach Brabant eine wichtige Rolle. Linnicher Kaufleute beteiligen sich am Warenaustausch nach dort und genossen die ihnen 1448 verliehene Zollfreiheit in Antwerpen. Auch für das Gastgewerbe war die Anbindung an das mitteleuropäische Verkehrsnetz, das unter anderem die Aachenpilger nutzten und in Linnich Zwischenstation machen, bedeutend. Der erst für die Mitte des 15. Jahrhunderts nachgewiesene Markt diente hauptsächlich dem Warenaustausch mit dem ländlichen Hinterland. In der Frühen Neuzeit gewannen die Linnicher Viehmärkte, auf denen besonders mit Pferden gehandelt wurde, eine herausragende Stellung; bis in das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts bestehend, prägten sie Linnich als agrarisches Zentrum und bedeutendsten Marktort im Norden des Aachener Regierungsbezirks. Die 1857 gegründete Werkstätte für Glasmalerei Dr. H. Oidtmann wurde weit über die Grenzen des Rheinlands hinaus bekannt. Die Errichtung eines katholischen Lehrerseminars 1876, seit 1905 mit Präperandenanstalt, machte Linnich zur überregionalen Schulstadt. 1925 wurde das Lehrerseminar geschlossen. Das 1952-2007 in Linnich bestehende Polizeiausbildungsinstitut, („Polizeischule") knüpfte ein wenig an die Tradition des Lehrerseminars an.

Die späte Anbindung an das Eisenbahnnetz im Jahre 1911 verhinderte wohl eine Industrialisierung der Stadt vor dem 20. Jahrhundert. Der Durchbruch zum Industriestandort gelang erst 1958 mit der Gründung der Papier- und Klebestoffwerke. Die Landwirtschaft verlor dagegen zunehmend an Bedeutung; von den Anfang des 20. Jahrhunderts noch vorhandenen Höfen bestand um 1950 nicht einmal mehr ein Sechstel. Durch die Kommunale Neuordnung von 1969 und 1972 nahm die Zahl der Höfe jedoch wieder zu. Heute werden über 80 % der Gesamtfläche der Stadt landwirtschaftlich genutzt.

Inhalt der Mappe
24 Seiten Textheft, 4 Tafeln mit 9 Abbildungen:

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