LVR-Institut für Landeskunde
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„Meister Lampe und sein Siegeszug“

Der Osterhase auf dem Weg zur Kultfigur

Es gibt ihn aus Schokolade, aus Papier und auch als Stofftier begegnet man ihm. Er ist mittlerweile fast so populär wie sein weihnachtliches Pendant - der Weihnachtsmann - und eignet sich ähnlich gut als Werbefigur. Die Rede ist vom Osterhasen, jenem langohrigen Gesellen, der vor allem Kinderherzen hoher schlagen lässt. Als Eierlieferant und Eierverstecker ist er geradezu zum Symboltier für Ostern geworden. Doch sein Siegeszug ist noch gar nicht so alt, wie man meinen könnte. Zwar lassen sich schon im 17. Jahrhundert erste Belege finden, doch dauerte es bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis der Osterhase sich auch hier im Rheinland überall etabliert hatte. Woher er jedoch seine Wurzeln hat und warum gerade ein Hase zur österlichen Kultfigur wurde, darüber herrscht auch bei den Volkskundlern Unklarheit. Vielleicht war es ja tatsächlich ein verunglücktes Osterlamm-Gebäck, welches Hasengestalt angenommen hatte, obwohl diese Entstehungsversion des Osterhasen eher abwegig erscheint. Da ist es schon wahrscheinlicher, dass der Osterhase zu Beginn des 19. Jahrhunderts, vor allem im städtischen protestantischen Bürgertum Einzug hielt. Sei es, um als harmlose Erklärungsfigur für Kinder „woher denn die Ostereier kämen“ zu dienen, oder als Abgrenzungsfigur gegen Katholiken, welche das Färben der Ostereier in eine liturgische Tradition stellten.

Ein Mädchen mit blauer Schleife im Haar sitzt zwischen zwei Osterhasen im grünen Gras. Osterkarte, Archiv des Alltags im Rheinland, 078-183

Zwar hatten auch bei den Protestanten gefärbte Ostereier längst Einzug in das österliche Brauchgeschehen gehalten, doch wollte man sie nicht als geweihtes Symbol für das Ende der Fastenzeit akzeptieren und erfand so den Osterhasen als „neutrale“ Figur. Auch dass der Osterhase durch einen Umkehrschluss zum Bringer der Eier wurde, scheint nachvollziehbar. Auf zahlreichen Bildern und auch Osterbemalungen seit dem 18. Jahrhundert sind drei Hasen zu sehen. Sie sind an ihren Ohren verbunden und es entsteht somit ein Dreieck als Zeichen für die Unauflösbarkeit der Einheit in der Dreiheit denn jeder Hase hat „der Ohren drei, und doch hat jeder ihrer zwei“. Waren zunächst die Hasen auf dem Osterei dargebracht, so war der naive Umkehrschluss, dass die Hasen die Bringer der Eier waren. Auch diese Vorstellung herrschte zunächst fast ausschließlich in protestantischen Gegenden vor. Andere Hasen- Theorien, wie dass die Fruchtbarkeit des Hasen ihn zum Eierlieferanten machte oder aber gar die Zuordnung zur germanischen Ostergöttin Ostara, die von den Nationalsozialisten propagiert wurde, sind nicht nachvollziehbar. Bei aller Spekulation um die Entstehungsgeschichte von „Meister Lampe“ so scheint eines jedoch klar: Seine Ausbreitung wurde vor allem durch den Handel gefördert. Im 19. Jahrhundert war es zunächst die Süßwarenindustrie, die den Hasen entdeckte und in allen Formen und Größen aus Schokolade und anderem Süßwerk produzierte. Und auch in Kinderbüchern und auf Osterkarten tauchte er, in vermenschlichter Gestalt, zunehmend auf. Hier sollte er erzieherischen Einfluss auf die Kinder nehmen- bekommen doch besonders brave Kinder auch viele und schöne Ostereier geschenkt. Und bis heute nimmt seine Popularität immer weiter zu. Und eins scheint sicher, auch in der Corona-Krise wird der Osterhase zu den Kindern kommen – vielleicht dieses Jahr noch dringender als in früheren Jahren.

Zwei bekleideten Osterhasen mit lila Krokussen und einem großen roten Osterei. Osterkarte, Archiv des Alltags im Rheinland, s20150303-029