LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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„Bildergeschichte(n)“ – Fotoalben als Objektivationen privater Erinnerungskultur

Fotoalbum mit rotem Ledereinband liegt auf zahlreichen, verstreuten schwarz-weiß-Fotografien Aufgeschlagenes Fotoalbum mit schwarz-weiß-Abbildungen von Kindern auf einem Hintergrund von weiteren schwarz-weiß-Fotografien

Fotoalben transportieren in vielerlei Hinsicht Botschaften, sie spiegeln in besonderer Weise Alltagskultur wider und machen sie zu einem lohnenden Objekt kulturanthropologischer Forschung.

Das 20. Jahrhundert kann als Jahrhundert der Fotos beschrieben werden: Technische Innovationen senkten die Kosten für die Anschaffung eines Fotoapparates sowie die Entwicklung der Aufnahmen. Seit den 1960er Jahren besaß fast jede Familie einen Fotoapparat. Damit war es möglich, individuelle, familiäre und kollektive Erinnerungen detailliert und situationsbezogen festzuhalten, ohne dass man auf einen Fotografen und ein Fotostudio angewiesen war. Dies veränderte die Praktiken des Fotografierens und damit auch die Bildmotive.

Fotoalben sind Träger personaler und familiärer Erinnerungskultur, von Alltagsgeschichten und -geschichte. Die Texte unter den eingeklebten Bildern kommunizieren besondere Botschaften, sie verweisen auf Jahreszahlen, nennen Namen und personalisieren die abgebildeten Menschen. Bestimmte Ereignisse werden explizit betitelt und verortet, andere bleiben anonym und unkommentiert.

In einem Forschungsprojekt wird zum einen das Album selbst als objektivierter Erinnerungsspeicher analysiert: Wer ist der Adressat der Alben? Dienen die Beschriftungen als Gedankenstütze für den Besitzer, die es ihm ermöglicht, die Fotos und damit Ereignisse, Erlebnisse und Geschichten zu erinnern oder wird hier ein zukünftiger Empfänger mitgedacht? Welche Informationen und Botschaften werden hier überhaupt vermittelt?

Zum anderen gilt es, die Nutzungspraktiken zu entschlüsseln: Wer klebt die Fotos wann ein? Wie wird das Album benutzt? Zu welchen Anlässen, mit wem, wo und wie wird es (wieder) angesehen? Welche Narrative werden dabei transportiert und welche Funktion haben diese Erzählungen? Mit Hilfe qualitativer Interviews können so Ritualisierungen aufgezeigt und individuelle wie kollektive Bedeutungsebenen und Funktionen entschlüsselt werden.


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Dr. Katrin Bauer
LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
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