LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Karneval in Blankenheim und Kommern

Drei jecke Filme aus unserm Archiv

Ein junger, kostümierter Mann trägt eine geschmückte Holzkonstruktion. Papierrosen und das Blankenheimer Stadtwappen zieren das Schellenbäumchen. (Archiv des Alltags im Rheinland/065_096/LVR) Viele kostümierte Personen stehen im Kreis um zwei tanzende Kostümträger. Der Bärentreiber „jagt“ den Ärzebär in einem Tanz umher. So soll symbolisch der Winter aus dem Dorf getrieben werden (Archiv des Alltags im Rheinland. Filmstill)

Karneval im Rheinland – das assoziiert man häufig mit den Großstädten Köln und Düsseldorf. Die dort jährlich stattfindenden Konzerte namhafter Karnevalsbands, die prall gefüllten Festzelte, ausverkauften Sitzungen mit den traditionellen Büttenreden oder auch die gigantischen Karnevalszüge durch die Straßen der Städte, mit ihren Traktoren, großen Anhängern und reichlich „Kamelle“ sind bundesweit und darüber hinaus berühmt.

Doch neben dem Großstadtkarneval gibt es auch den Karneval der Gemeinden und Dörfer zu entdecken, der sich oftmals dadurch auszeichnet, dass sich hier lokalspezifische Rituale herausgebildet haben. Diese besonderen Ausprägungen des Karnevals, seine ortstypischen Formen und Elemente wirken identitätsstiftend und sind von großer Bedeutung für die Menschen der kleinen Ortschaften. Passend zur „fünften Jahreszeit“ möchten wir Ihnen daher in drei Filmdokumentationen aus den 1970er- und 1980er Jahren eigentümliche Karnevalsbräuche aus Blankenheim und Kommern vorstellen. Dass sich die Eifelgemeinde Blankenheim pünktlich zur „jecken Zeit“ in eine wahre Touristenattraktion verwandelt, zeigen die beiden Filme „Umgang des Schellenbaums an Fastnacht in Blankenheim“ von 1977 und „Der Geisterzug an Fastnacht“ von 1983. Die beiden miteinander verwobenen Traditionen prägen das Blankenheimer Karnevalsgeschehen, in dem sie den Start- und Höhepunkt der Festtage markieren.

Jedes Jahr wird die Karnevalszeit im Achttausend-Seelen-Ort an der Ahrquelle durch den Umgang des Schellenbäumchens eingeläutet. Der aufwändig geschmückte und mit dem Blankenheimer Stadtwappen verzierte Schellenbaum wird von einer Tambour-Musikgruppe unter den ortstypischen „Juh-Jah!“-Karnevalsausrufen von der Stadtmitte bis zu einem der Randgebiete getragen. Beginnend am Sonntag vor der Karnevalswoche wechselt bei jedem der täglichen Umzüge die Route, so dass bis zum Fastnachtsdonnerstag möglichst jede Straße und jede Gasse einmal durchschritten ist. Die „Blankenheimer Nationalhymne“ wird angestimmt, „ortsfremde“ Karnevalslieder sind bewusst nicht Teil des Repertoires. Die Tradition des Schellenbaum-Umganges ist eng verknüpft mit dem Blankenheimer Geisterzug und lehnt sich dabei an folgende tradierte Narrationen und Vorstellungen an: Das Tambourspiel des Umganges weckt die Winterdämonen, die später durch den Lärm des Geisterzuges vertrieben werden.

„Der Geisterzug an Fastnacht“

Achtung: Wir schalten diesen Film ab dem 09.02.24 frei!

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Am Karnevalssamstag erfolgt der Geisterumzug, der als Hauptereignis des „Blangemer Fastelovends“ und gesellschaftlicher Höhepunkt des Jahres im Ort gilt. Mit weiß bemalten Gesichtern und Bettlaken verkleidet, bewegen sich 400-500 „Geister“ bei Einbruch der Dunkelheit springend durch die Gassen, wobei sie laut „Juh-Jah!“ rufen und Fackeln in den Händen tragen. Auch bei diesem Brauch sind Schellenbäumchen und Blankenheimer Nationalhymne allgegenwärtig. Aus Köln, Bonn, Aachen und sogar dem benachbarten Ausland reisen Schaulustige an, die es sich nicht entgehen lassen wollen, wenn die Repräsentationsfigur des Blankenheimer Karnevals, der geflügelte Obergeist zu Pferd, die Kolonne zum Geisterball in der Festhalle am See anführt.

„Umgang des Ärzebärs am Fastnachtsdienstag“

Achtung: Wir schalten diesen Film ab dem 14.02.24 frei!

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Ein weiteres Beispiel für einen lokal geprägten Karnevalsbrauch im ländlichen Raum ist der „Umgang des Ärzebärs am Fastnachtsdienstag“. Der Brauch zeichnet sich durch einen hohen Aufwand bei der Kostümierung und Maskerade der namengebenden Brauchfigur aus.

Der 1976 in Kommern gedrehte Film zeigt den Umzug des „Ärzebärs“, dessen üppige Verkleidung aus 60-70 Pfund Erbsenstroh besteht. An einer Kette geführt und von einem „Bärentreiber“ mit einer Peitsche in Schach gehalten, marschiert der Ärzebär begleitet von einer Musikkapelle etwa 3 Stunden lang durch die Ortschaft, um die Karnevalszeit offiziell abzuschließen.

Dem alten Brauch der fastnachtlichen „Heischegänge“ entsprechend, werden beim Umzug des Ärzebärs Geld- und Lebensmittelspenden eingesammelt, während man an den Gaststätten einen kleinen Umtrunk reicht. Im Gegenzug für die Gaben bietet der Ärzebär stets einen kurzen Tanz dar. Das abschließende Umherjagen des Strohbären durch den Bärentreiber auf dem Dorfplatz symbolisiert ebenso wie das darauf folgende Verbrennen des abgelegten Kostüms die Vertreibung des Winters aus dem Dorf. Danach endet der Umzug mit einer Feier in der Gaststätte.

Die Filme werden in der ersten Februarhälfte nacheinander hochgeladen. Den Anfang macht „Umgang des Schellenbaums an Fastnacht in Blankenheim“ am 02.02, gefolgt von „Der Geisterzug an Fastnacht“ am 09.02. und schließlich „Umgang des Ärzebärs am Fastnachtsdienstag“ am 14.02.24.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Anschauen der Filme!

Text: Frederic Kausch