LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Die verwegene Horde

Ein Jahr mit den Hornpötter Hunnen

Siegburg 2011/12
Buch und Regie: Dr. Dagmar Hänel und Dr. Berthold Heizmann
Länge: 42 Minuten
Preis: 15 Euro

Cover Hunnen: Ein Protagonist in seiner Rüstung Cover "Die verwegene Horde"

In der Vereinslandschaft des Rheinlandes spielen Hunnen-, Awaren- oder Mongolenhorden seit einigen Jahren eine immer größere Rolle. In ihren eindrucksvollen Rüstungen aus Leder und Fell bieten sie ein imposantes Bild in inzwischen zahlreichen Karnevalszügen. Für eine Filmdokumentation haben wir die I. Hornpötter Hunnenhorde Siegburg-Zange 2001 e.V. bei zahlreichen Aktivitäten und im Vereinsalltag begleitet.

Einmal im Jahr lädt Atilla, der im wahren Leben Jörg heißt, zum großen Hunnenlager, dem Höhepunkt des hunnischen Jahreslaufs. Martialisch anmutende Krieger mit grimmigen Gesichtern, gehüllt in Rüstungen aus Leder und Pelz, stoßen hier mit ihren Trinkhörnern an. Schamanen rufen fremde Götter an und vollziehen Rituale, die das Herz eines jeden Ethnologen höher schlagen lassen. Junge Tänzerinnen bewegen sich anmutig auf edelsten Teppichen zu wahrhaft exotischen Klängen. Sklaven wollen an diesem Tag endlich zu Kriegern werden und eifrige Köchinnen bereiten so manche Gaumenfreude für die große Schar der Gäste. Wenn Attila ruft, lässt sich keiner zweimal bitten. Alle wollen sie kommen: Die Schaulustigen, die anderen Attilas samt ihren Horden und die Filmemacher des Landschaftsverbandes Rheinland. Auch der Gastgeber lässt sich nicht lange bitten. Angekündigt mit den imposanten Worten: "Hier kommt der Herrscher der Weite, König der Hunnen, Sohn des Mundschuk und Neffe des Huldins", reitet er in voller Pracht bis vor den Thron, um hier Audienz zu halten.

Es sind Szenen wie diese, die den LVR-Film so einzigartig machen. Sie lassen den Zuschauer in eine fremde, wiederbelebte Kultur mitten im Rheinland eintauchen und informieren zugleich über die sozialen Strukturen des Vereins, geben Einblicke in fremde Riten und Bräuche innerhalb des typisch rheinischen Vereinswesens. Sie lassen erahnen, welchen Aufwand die Hornpötter Hunnen aus Siegburg-Zange betreiben, um das ruhmreiche Kriegervolk wieder lebendig werden zu lassen. Als rheinische Frohnaturen sagen die Hunnen aber auch zu Karneval und Oktoberfest nicht nein, denn sie wollen ihr historisches Vorbild nicht strikt adaptieren, sie wollen es genießen. Der Spaß an der Sache gehört halt auch dazu.

Der Film, der hin und wieder auch hinter die Maske der kriegerischen Horde blickt, präsentiert einen lebendigen Verein, der in der lokalen Kultur von Stadt und Viertel verankert ist.

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