LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Konzept

Das Portal „Sprechende Sprachkarte" präsentiert Dialektaufnahmen aus dem gesamten Rhein-land. Zu Vergleichszwecken finden Sie auch Sprachproben aus benachbarten Orten in Belgien, in den Niederlanden, in Westfalen und in den südlichen Nachbarregionen.

Die Dialekte im Rheinland unterscheiden sich (ein wenig / deutlich / manchmal auch stark) von Ort zu Ort. Wie sehr zwei Nachbardialekte voneinander abweichen, können Sie selbst ermessen, indem Sie die entsprechenden Tonaufnahmen nacheinander abhören. Wenn Sie weiter voneinander entfernt gelegene Orte wählen und deren Dialektproben abspielen, wird die enorme Spannbreite „hörbar“, durch die sich die Sprachlandschaft des Rheinlands auszeichnet.

Entstanden ist diese Sprachlandschaft, als sich hier nach dem Ende des Römischen Reichs die Franken niederließen und den Raum mit ihren Siedlungen überzogen. Daher werden die meisten Dialekte „fränkisch“ („niederfränkisch“ und „mittelfränkisch“) genannt.

Zu hören sind Männer und Frauen, die auf Platt (im Dialekt) erzählen. Ein erheblicher Teil der Dialektproben stammt aus einem großangelegten Projekt, das 1989 mit der Veröffentlichung des Bandes „Das rheinische Platt – Eine Bestandsaufnahme“ abgeschlossen wurde. Die Aufnahmen dafür wurden im Wesentlichen zwischen 1981 und 1987 gemacht. Dass damals bestimmte Themen vorgegeben wurden und welche es waren, werden Sie beim Abhören der Aufnahmen dieses Portals bald entdecken. Dazu gehörten „Mein erster Schultag“ und „Ein Weihnachtsfest in meiner Jugend“; auch das Thema „Wie früher geschlachtet wurde“ war bei den in den 1980er Jahren aufgenommenen DialektsprecherInnen sehr beliebt. Weitere Sprachaufnahmen stammen aus anderen Projekten und Erhebungszusammenhängen des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte (des früheren Amtes für rheinische Landeskunde).

Die Tonaufnahmen werden durch Metadaten ergänzt, zu denen manchmal auch hochdeutsche „Untertitel“ gehören.

Im Jahr 2016 hatte das Rheinland, soweit es zu NRW gehörte, etwa 9,6 Millionen EinwohnerInnen. Wie viele von ihnen noch einen Dialekt beherrschen, ist nicht bekannt. Zur Abgrenzung des eigenen Dialekts von anderen wählen die Menschen in der Regel die Grenzen ihres Ortes: Ek sprääk Kävels Platt (Ich spreche Kevelaerer Platt) oder Ech kall Bönnsch (Ich spreche Bonner Platt) wird dann gesagt. Als Bezugspunkte dienen die Dialekte der Nachbarorte, die als sprachliches Gegenüber wahrgenommen werden.

Ziel ist es, jeden Ortsdialekt mit einer digitalen Sprachprobe zu „verewigen“. Als Material für sprachwissenschaftliche und dialektologische Untersuchungen sind diese Aufnahmen einmalige Quellen und durch nichts zu ersetzen. Als einzigartiges Element des örtlichen Kulturerbes sind sie von unschätzbarem Wert, nicht zuletzt dort, wo der Dialekt im Alltag schon kaum noch zu hören ist. Menschen, die selbst noch Platt sprechen, werden ihre Freude haben beim Abhören dieser dialektalen Kostproben; andere werden sich an frühere Zeiten erinnern, in denen Platt zum Leben im eigenen Dorf oder in der eigenen Stadt dazugehörte.

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