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Umfrage zu süßen Backwaren im Rheinland
Dass man das mit Marmelade gefüllte Hefeteiggebäck Berliner nennt und nicht Pfannkuchen oder Krapfen, darüber herrscht im Rheinland weitgehend Einigkeit. Weitgehend – in einem schmalen Gebiet nahe der belgischen Grenze hört man noch die Bezeichnung Puffel in den Bäckereien.
Lauter rheinische Köstlichkeiten - wie nennen Sie sie?
Eine solche regionale Varianz ist typisch für viele Gebäckbezeichnungen im deutschsprachigen Raum: Eine Bezeichnung, die im Rheinland gilt, kann im Rest des Landes schon völlig unbekannt sein. Doch auch innerhalb des Rheinlandes zeigen sich Unterschiede in der Verbreitung von Gebäckbezeichnungen, manche sind sehr weit, manche nur in einigen Ortschaften geläufig. Die Bezeichnung Tirelisskes für kleine, einseitig geflochtene kleine süße Weißbrote, ist beispielsweise nur im Kreis Heinsberg bekannt. Variation zeigt sich nicht nur im Raum, sondern auch im Verlauf der Zeit. Manche Wörter, die vor einem Jahrhundert oder einigen Jahrzehnten noch in aller Munde waren, sind heute ausgestorben, doch andere haben die Zeiten überdauert. Wer kennt am Niederrhein den Palmvogel noch? Und ist die alternative Bezeichnung Palmmöske noch in Gebrauch?
Deshalb sind Gebäckbezeichnungen so spannend: Sie variieren häufig von Region zu Region, und manchmal sogar von Ort zu Ort, und sie konservieren Dialekt – der Mös im eben erwähnten Palmmöske ist die kleverländische Bezeichnung für einen kleinen Vogel, die es im Standarddeutschen gar nicht gibt.
Nun wollen wir beim Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte Gebäckbezeichnungen aus verschieden Regionen im Rheinland miteinander vergleichen, aber auch unterschiedliche Altersgruppen und sogar Zeitebenen. Zu diesem Zweck wurde eine Umfrage erstellt, die durch Fragebögen, aber hauptsächlich online verbreitet wurde. Der Fragebogen umfasste 20 Fragen nach den beiden Schemata Kennen Sie diese (dialektale) Bezeichnung? und Wie nennen Sie dieses Gebäckstück? Teilweise waren Antworten vorgegeben, die einfach nur angekreuzt werden mussten, teils konnten die Gewährspersonen ihre eigenen Antworten in ein Textfeld schreiben. Gut 500 Menschen haben sich beteiligt – eine gute Grundlage für eine aussagekräftige Auswertung. Auf Basis dieser Ergebnisse werden Sprachkarten erstellt, die die Verbreitung der Begriffe im Rheinland graphisch darstellen.
Nicht nur räumliche Unterschiede lassen sich feststellen, die Untersuchungsergebnisse lassen sich auch nach Altersgruppen aufteilen, die ebenfalls im Fragebogen abgefragt wurden (Altersgruppen bis 18, bis 45, bis 65 Jahren und darüber). Dies erlaubt eine noch differenziertere Analyse der Ergebnisse, denn der Sprachgebrauch verschiedener Generationen ist in Teilen stark unterschiedlich. Zu manchen Gebäckstücken hat das ILR bereits früher Daten erhoben, wie z. B. zum Palmvogel. Falls zu einem bestimmten Gebäckstück schon Sprachkarten vorliegen, werden die neuen Daten mit den älteren verglichen. So lassen sich Veränderungen über einen gewissen Zeitraum hinweg sichtbar machen.
Die Umfrage ist mittlerweile geschlossen, die Ergebnisse werden auf dem neu geschaffenen Wissensportal der Abteilung Sprache präsentiert.