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12. ze Fooß noh Kölle john
Eins der allerbekanntesten Lieder in rheinischer Sprache ist Willi Ostermanns "Heimweh nach Köln". Die bekannteste Zeile darin lautet "ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn". Heute geht es um das jonn, das ja gegenwärtig im Kölschen wie im Bönnschen gleich lautet: jonn, mit kurzem o. Zu Beethovens Zeiten klang das noch anders.
Damals war das o in diesem Wort noch ein langer Vokal. Es muss ein langes "offenes" o gewesen sein wie im englischen law and order. Oder wie im bönnschen Oodem (Atem), Pohl (Pfahl) oder Strohl (Strahl). Als Beleg kann eine Erzählung von Alexander Kaufmann aus der Bonner Zeitschrift "Der Maikäfer" von 1840 dienen. Darin lässt er einen alten Mann erzählen:
"Et wor en der korförschtliche Zick, wie ming Frau storv, do trohk ich, öm mich jet zo verände-re, do boven op de Bröck, wo ich noch wonne. On enes Morgens, wie ich opgestande ben on en de Fröhmeß gohn well, do es Alles noch stechedüster on ke Minsch es op der Stroß."
In der kurfürstlichen Zeit war der Erzähler also auf die Brücke gezogen. Als er eines Morgens zur Frühmesse gehen will, ist es draußen stockdunkel und die Straße menschenleer. Wie damals üblich werden Morgens, opgestande oder gohn in diesem Text mit g geschrieben, auch wenn alle ein j artikulierten. Das h in gohn ist ein unmissverständliches Längenzeichen. Es wird so auch in trohk und Fröhmeß verwendet, wobei trohk die Vergangenheitsform ist von trecke (ziehen).
Johannes Bücher stellt jonn (gehen) in seinem "Bonn-Beueler Sprachschatz" wie folgt vor: ich jonn, du jehs, er jeht – mir jonn, ihr joht, se jonn (Schreibung leicht verändert). Das o in joht ist wieder lang und offen. Zu Beethovens Zeiten könnten die Mehrzahlformen also gelautet haben: mir john, ihr joht, se john. Wenn damals ein Bonner oder eine Bonnerin in Köln zu tun hatte, ihm oder ihr aber weder Pferd noch Gefährt zu Gebote standen, mussten sie notgedrungen ze Fooß noh Kölle john.