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8. Was gab es zu Weihnachten?
Eigentlich fragt die Sprachwissenschaft ja: "Wie wurde das genannt, was es zu Weihnachten gab?" Aber Wörter und Sachen stehen in einem verzwickten Verhältnis zueinander. Etwa im Fall von Weckmann und Hirzemann: Sind es zwei Wörter für dasselbe Gebäck? Oder unterscheiden sie sich nicht nur dem Namen nach?
Früher, vielleicht noch im beginnenden 20. Jahrhundert, wurden im Rheinland zu bestimmten Anlässen Gebildbrote gebacken und verschenkt: Stollen, Kränze, Hirsche, Männchen … Jeder Dialekt hatte dafür passende Bezeichnungen parat. Ein ganz besonders beliebter Anlass war Nikolaus.
Eine Teigfigur mit Pfeife nennt man heute auf Bönnsch gern Weckmann oder Hirzemann. Wenn Kinder sie zu Beethovens Zeiten geschenkt bekamen, dann war Nikolaus. Daran erinnert auch noch die Bezeichnung Kloskäel, die man zumindest in der Umgebung Bonns bis heute hören kann. Klos (mit offenem o) meint Klas, also Niklas/Nikolaus.
Wichtiger als der Weckmann war zur Weihnacht früher einmal der Stollen, auf Bönnsch: Stolle. So wurde ein besonders schmackhaftes Korinthenbrot in länglicher Form genannt. Heute können wir in Bonner Bäckereien jeden Tag einen Stollen kaufen, vor hundert Jahren gab es ihn vielleicht an Sonntagen. Zu Beethovens Zeiten kamen viele Bonner*innen aber möglicherweise nur in der Weihnachtszeit in seinen Genuss.
Inzwischen hat der Teigmann mit Pfeife sich ganz breit gemacht. Es gibt ihn nun schon zu Sankt Martin (deshalb auch Märtesweck), und auch noch nach Nikolaus. Die Bezeichnung Hirzemann ist im Vergleich zu Weckmann nur kleinräumig verbreitet; in Hirzemann steckt Hirz (Hirsch). Früher erfreute man sich im Bonner Raum an Gebildbroten vielerlei Arten (verschiedene Tiere, andere Formen), die übrigens insgesamt Hirzen genannt wurden.