LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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5. Pissenheim auf Bönnsch

Bekanntlich wechselte Pissenheim 1934 seinen Namen; seitdem heißt das Dorf Werthhoven (mit zwei h). In einer alten Erzählung aus Berkum kommt der Ort als "Peußem" vor: "En Peußem woa ens de Peß. Do senn de Lück owends an et Hellijehüsje bedde jejange. Dann hann se sich adschüs jesaht. Wie se am andere Owend widde zesammekohme, woren et winni-ge. Do hann se dämm hl. Sebastian en Kapell vesproche. Do huët de Peß allmählich op."

Pissenheim in der Zeit der Pest: Abends wird am Heiligenhäuschen gebetet, am nächsten Tag sind schon wieder welche gestorben. Als dem hl. Sebastian eine Kapelle versprochen wird, hört die Seuche allmählich auf.

Die Frau, der diese Erzählung zu verdanken ist, stammte aus Berkum und war immerhin schon 84 Jahre alt, als Josef Dietz sie besuchte; ihr Geburtsjahr, das lässt sich erschließen, muss zwischen 1844 und 1855 gelegen haben. Dietz hatte ab 1929 in Bonn und in dessen Umland unzählige Dialektsprecher und Dialektsprecherinnen aufgesucht, um sich von ihnen Geschichten, Sagen und Anekdoten erzählen zu lassen. Das Buch dazu erschien allerdings erst 1965.

Für Beethovens Zeiten ist mit verschiedenen Dialektvarianten des Ortsnamens Pissenheim zu rechnen: Peußem (man könnte auch Päußem, Poißem oder Pöißem schreiben), Pössem und Pessem. Gut möglich, dass damals innerhalb des Bonner Stadtdialekts Pessem verwendet wurde, eine Lautung, die schon in die Nähe des offiziellen Namens kam; oder hat man in Bonn, wenn es ganz städtisch klingen sollte, vielleicht sogar Pissem gesagt? Pössem war schon deutlich ländlicher, und Peußem mit seinem markanten Zwielaut wird für die Ohren der Residenzstadtbewohner sehr bäuerlich geklungen haben, vielleicht sogar "derb". Ähnlich auffällige Zwielaute waren im Bonner Umland auch in Wauch "Woche" oder Knauche "Knochen" zu hören.

Wer heute nach Werthhoven kommt, kann dort den "Pössemer Treff" besuchen oder sich mit Hilfe des Mitteilungsblatts "Pössem aktuell" informieren. Zu Beethovens Zeiten nannten die Pissenheimer ihr Dorf wohl noch Peußem. 1884/85 jedenfalls, als dort ein Dialektfragebogen auszufüllen war, notierte der Lehrer Englaender als Namen des Ortes "Peussem".

Literatur:
Dietz, Josef: Aus der Sagenwelt des Bonner Landes. (= Volkstum am Rhein, 7). Bonn 1965 (Zitat: S. 25).

Die Fragebögen Georg Wenkers: http://regionalsprache.de/Wenkerbogen/Catalogue.aspx
Der Fragebogen aus Pissenheim/Werthhoven: Nr. 26161.